Das Büro der Zukunft

Viele Arbeitsplätze sehen so aus, als hätte die digitale Revolution nie stattgefunden.
Viele Arbeitsplätze sehen so aus, als hätte die digitale Revolution nie stattgefunden. © IMAGO / Bernd Leitner
Von Achim Killer |
Tipp-Ex, Kohle- und Löschpapier gehören längst der Vergangenheit an. Doch viele Arbeitsplätze sehen so aus, als hätte die digitale Revolution nie stattgefunden. Mit den aktuellen und künftigen Anforderungen an Büroarbeitsplätze befasst sich deshalb das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation.
"Wenn Sie die Leute fragen, wo sie die besten Ideen haben, dann werden Sie die Antwort bekommen: unter der Dusche, beim Spazierengehen ... irgendwo, nur nicht im Büro, am Arbeitsplatz.

Und deswegen haben wir diesen Raum bewusst anders gestaltet, wie Sie an unserer gefrorenen Wolke hier auch sehen, wo man sich eben spontan in kleinen Meetings treffen kann, wo man sich aber einfach auch mal hinsetzen kann und wirklich in einer anderen Welt ist."

Dr. Klaus-Peter Stiefel vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation präsentiert den Rückzugsraum für den modernen Information-Worker. Ein rundes Schaumstoffgebilde füllt das Zimmer aus. Man kann sich drauf setzen - allein oder zusammen mit anderen, um sich zu besprechen. Dass man sich in einem Bürogebäude befindet, vergisst man hier schnell. Und das ist gewollt. Denn herkömmliche Büros genügen nicht modernen Anforderungen, sagen die Fraunhofer-Forscher. Und deshalb haben sie Arbeitsplätze und Besprechungsräume entworfen, die besser ins Informationszeitalter passen.

Information-worker's workplace nennt sich etwa ein Einzelarbeitsplatz, den Udo-Ernst Haner zusammen mit Kollegen entwickelt hat. Ins Auge stechen die drei Bildschirme auf dem Schreibtisch des Information-Workers. Eine Einbuchtung in der Tischplatte sorgt dafür, dass er zu allen dreien die gleiche, Augen schonende Entfernung hat.

"Früher hatten wir uns große Schreibtische geleistet, um möglichst viele Dinge im Überblick zu haben, haben Papier neben Papier gelegt, um einfach diese Dinge im Auge zu behalten. So ähnlich ist es jetzt auf elektronischer Seite. Auch hier sind mehrere Quellen relevant. Daher mehrere Bildschirme."

Allerdings geht man heute eigentlich gar nicht mehr ins Büro, um Akten oder ähnliches durchzuackern. Viele Arbeitszeitregelungen erlauben einem, so etwas zu Hause zu erledigen, wo man Ruhe hat. Ins Büro geht man vielmehr, um sich mit Kollegen zu besprechen.

Und dem trägt auch der Information-Worker's Workplace Rechnung. Haner dreht die Schreibtischplatte unter den Bildschirmen herum. Und aus dem ergonomischen Einzelarbeitsplatz wird ein runder Tisch, wie er sich besonders für Besprechungen eignet.

"Dazu setzt man sich normalerweise an einen runden Tisch, sodass die Personen tatsächlich das Gefühl haben, gemeinsam, gleichberechtigt an diese Meeting teilnehmen zu können."

Und auch während solcher Meetings haben die drei Bildschirme eine Funktion. Üblicherweise hat heute bei solchen Gelegenheiten jeder seinen Laptop dabei, um den anderen Teilnehmern Unterlagen zeigen zu können, die er darauf abgespeichert hat. Wenn man sich an einem Information-Worker's Workplace trifft, dann hat jeder einen eigenen großen Bildschirm für seine Präsentation.

Deutlich mehr Aufwand muss natürlich getrieben werden, um solche Arbeitsplätze einzurichten, Arbeitsplätze, bei denen sowohl Ergonomie, als auch Atmosphäre stimmen. Das Fraunhofer-Institut plant denn auch sein neues Bürogebäude mit Hilfe der virtuellen Realität.

"Ich ziehe eine etwas besondere Brille auf, wie Sie sehen. Diese Brille ist getrackt. Sie sehen hier oben zwei Kameras. Diese Kameras stehen in Verbindung mit meiner Brille, so dass die Perspektive auf meine Sicht ausgerichtet ist. Das ist das Navigationsgerät. Und wir können jetzt in Echtzeit durch unser geplantes Gebäude wandern. Und ich springe jetzt einfach mal ins Gebäude hinein."

Ein Computer mit detaillierten Architekturdaten berechnet für jedes Auge einzeln, was Vanessa Borkmann in dem Gebäude sehen könnte, wenn es schon in der Realität und nicht nur in der virtuellen Realität existieren würde, und projiziert die Bilder auf ihre Brille. So kann sie sich schon vorab anschauen, ob an ihrem künftigen Arbeitsplatz alles in Ordnung ist.

"Das geht hin bis zu unterschiedlichen Spiegelungen im Material - sehen Sie hier. Ich kann hier auch Interaktionen mit einbinden, dass wenn ich mich auf eine Tür zu bewege, sich diese Tür öffnet und ich hindurchtreten kann. Das ist natürlich eine wunderbare Basis, wenn man mit einem Bau- oder Planungsteam hier diese Virtual Reality nutzt, um zu diskutieren und Lösungen zu finden."

Auch in einem anderen Raum des Instituts projiziert ein Rechner Bilder - hier auf eine große Leinwand - Bilder aus den Bergen und Landschaftsaufnahmen aus der Vogel-Perspektive. Der Raum ist durch schwere schallschluckende Vorgänge abgetrennt.

Leise Musik ertönt. Wer die Vorhänge hinter sich zugezogen hat, der ist von den Büros nebenan weit, sehr weit entfernt. Auch dies ein kreativitätsfördernder Ort, an sich der Information-Worker zurückziehen kann, um konzentriert nachzudenken.

"Sie sind sofort in einer anderen Welt. Sie fühlen das so. Sie empfinden das so. Die Idee dabei ist wiederum die, dass man in einer anderen Welt - wenn man nicht im Büro ist, sondern ganz woanderes - dass man dann die besten Ideen hat."