"Das blaue Zimmer" von Mathieu Amalric

Star-Schauspieler als raffinierter Regisseur

Mathieu Amalric liest "Das blaue Zimmer" von Georges Simenon
Der Regisseur und sein Vorbild: Mathieu Amalric liest "Das blaue Zimmer" von Georges Simenon © picture alliance / dpa/Abj
Von Jörg Taszman · 01.04.2015
In Frankreich gehört Mathieu Amalric seit über 20 Jahren zu den meistbeschäftigten und besten Schauspielern. Ab und zu führt er auch Regie, wie nun bei der Simenon- Verfilmung "Das blaue Zimmer", einem raffinierten Thriller über ein Liebespaar und einen toten Ehemann.
Julien, ein erfolgreicher verheirateter Unternehmer hat seine Schulfreundin Esther wiedergetroffen. Auch sie ist verheiratet und Apothekerin. Der Film beginnt mit einer furiosen Liebes- und Sexszene zwischen den beiden, gefilmt aus ungewöhnlichen Kameraperspektiven. Kurze Zeit später wird Julien verhaftet. Es geht um einen Mordfall. Regisseur und Hauptdarsteller Mathieu Amalric hat einen sehr stilisierten, ästhetisch überdurchschnittlich guten Krimi gedreht, der gleich zwei Genres bedient: das Gerichtsdrama und den Erotikthriller.
Radikale Erzählweise
Als Julien vermag es Amalric den getriebenen, hochnervösen und sich dabei so seriös gebenden Julien ideal zu verkörpern. An seiner Seite spielt Amalrics Lebensgefährtin Stéphanie Cléau die geheimnisvolle, sinnliche Ester ebenso überzeugend. Cléau und Amalric schrieben auch das Drehbuch gemeinsam und verwischen gekonnt die Pisten, halten die Spannung bis zum Schluss....
Vor allem wie Mathieu Amalric die scheinbar so banale Liaison einer Leidenschaft filmt und inszeniert, mit welcher Bildsprache , was für einer radikalen, nicht-linearen Erzählweise, ist bei seiner fünften langen Regiearbeit so überzeugend. Und das alles in knackigen, unterhaltsamen 75 Minuten.

"Das blaue Zimmer"
Regie: Mathieu Amalric
Frankreich 2014, 75 Minuten

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