Das All und seine Erscheinungen
Der englische Astronom Paul Murdin erklärt in 65 Kapiteln die Geschichte der Astronomie und versucht, den Erkenntnisstand auch für Laien verständlich zu erklären. Mit über 500 Abbildungen lädt das Buch nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Schauen ein.
Wie sinnvoll ist es heute eigentlich noch, ein den Fortschritt der Wissenschaft dokumentierendes Sachbuch vorzulegen, das im Internet-Zeitalter nicht rasch von der Etwicklung überholt wird? Die Astronomie und Weltraumforschung mit ihrem beinahe exponentiell zunehmenden Erkenntniszuwachs zum Beispiel macht es zunehmend schwieriger, ein Werk von einigermaßen akzeptabler „Halbwertszeit“ zu verfassen. Meist muss es schon nach ein oder zwei Jahren unter „Historisches“ abgelegt werden.
Wie man dieses Dilemma geschickt umgehen kann, zeigt der englische Astronom Paul Murdin in seinem Buch „Geheimnisse der Universums – 65 große astronomische Entdeckungen“, das im Spektrum-Verlag Heidelberg erschienen ist. Der Autor, derzeit Professor in Cambridge, hat an den großen Observatorien in Australien, den USA und auf den Kanarischen Inseln gearbeitet, wobei ihm einige bedeutende Entdeckungen gelangen.
Auch als Wissenschaftsvermittler ist Murdin im englischen Sprachraum bekannt geworden. Sein Ansatz ist interessant: Beginnend mit „Entdeckungen ohne Teleskop“ mit Themen wie „Die Form der Erde – Eine abgeplattete Kugel“ spannt sich der Bogen vom Sonnensystem mit zum Beispiel „Pluto – Ein eifrig gesuchter Planet, der keiner ist“ über unsere Galaxis und darüber hinaus mit Kapiteln über „Supernovae, Schwarze Löcher, Quasare“, um nur einige zu nennen, „Zukünftige Entdeckungen“ wie „Dunkle Materie, Dunkle Energie“ oder „Leben im Universum“ bilden den Abschluss und Ausblick.
Astronomie in 65 Kapiteln – nur etwas anders als üblich verpackt? Genau genommen sind es astronomische Miniaturen, kleine Geschichten, die für sich stehen und manchmal durchaus vom klassischen Themenkanon der Himmelkunde abweichen wie z .B. „Die Magnetosphäre der Erde“ oder „Erdklima, Jahreszeiten, Wetter“. Jede dieser Miniaturen erzählt die Geschichte der Entdeckungen und porträtiert knapp die handelnden Personen, mitunter anekdotenhaft, aber immer wieder faszinierend.
Die Sachinformation steht natürlich im Mittelpunkt. Hier allerdings darf der Leser keine lexikalische Vollständigkeit erwarten. Oft greift Paul Murdin nur einen relativ schmalen Aspekt heraus, unter dem er sein Thema betrachtet. Ebenso etwas gewöhnungsbedürftig mutet auch die Auswahl der „Entdeckungen“ an. Obwohl das Werk auf dem neuesten Stand ist, finden zum Beispiel die sensationellen Entdeckungen der Cassini-Huygens–Mission (Stichwort Titan oder der Eisfontänen-Speicher Mond Enceladus) keine Erwähnung.
Einige vermeidbare Fehler fallen auf, die einem fachlich versierten Lektorat kaum entgangen wären. Dennoch: „Geheimnisse des Universums“ ist ein interessantes, empfehlenswertes Buch, das die Fortschritte der Astronomie aus einer neuen Perspektive vermittelt. Es ist aber auch ein schönes Buch, großformatig und grafisch ausgesprochen opulent aufbereitet, mit über 500 Abbildungen auf 340 Seiten. Es lädt nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Schauen ein.
Vorbildlich sind das umfangreiche Glossar, die Literaturhinweise auch mit Webadressen und das ausführliche Register. Nicht nur der interessierte Laie, auch der Insider wird Paul Murdins Werk mit Gewinn zur Hand nehmen.
Besprochen von Harro Zimmer
Paul Murdin: Geheimnisse des Universums. 65 große astronomische Entdeckungen
Aus dem Englischen von Werner Kügler
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009
342 Seiten, 39,95 EUR
Wie man dieses Dilemma geschickt umgehen kann, zeigt der englische Astronom Paul Murdin in seinem Buch „Geheimnisse der Universums – 65 große astronomische Entdeckungen“, das im Spektrum-Verlag Heidelberg erschienen ist. Der Autor, derzeit Professor in Cambridge, hat an den großen Observatorien in Australien, den USA und auf den Kanarischen Inseln gearbeitet, wobei ihm einige bedeutende Entdeckungen gelangen.
Auch als Wissenschaftsvermittler ist Murdin im englischen Sprachraum bekannt geworden. Sein Ansatz ist interessant: Beginnend mit „Entdeckungen ohne Teleskop“ mit Themen wie „Die Form der Erde – Eine abgeplattete Kugel“ spannt sich der Bogen vom Sonnensystem mit zum Beispiel „Pluto – Ein eifrig gesuchter Planet, der keiner ist“ über unsere Galaxis und darüber hinaus mit Kapiteln über „Supernovae, Schwarze Löcher, Quasare“, um nur einige zu nennen, „Zukünftige Entdeckungen“ wie „Dunkle Materie, Dunkle Energie“ oder „Leben im Universum“ bilden den Abschluss und Ausblick.
Astronomie in 65 Kapiteln – nur etwas anders als üblich verpackt? Genau genommen sind es astronomische Miniaturen, kleine Geschichten, die für sich stehen und manchmal durchaus vom klassischen Themenkanon der Himmelkunde abweichen wie z .B. „Die Magnetosphäre der Erde“ oder „Erdklima, Jahreszeiten, Wetter“. Jede dieser Miniaturen erzählt die Geschichte der Entdeckungen und porträtiert knapp die handelnden Personen, mitunter anekdotenhaft, aber immer wieder faszinierend.
Die Sachinformation steht natürlich im Mittelpunkt. Hier allerdings darf der Leser keine lexikalische Vollständigkeit erwarten. Oft greift Paul Murdin nur einen relativ schmalen Aspekt heraus, unter dem er sein Thema betrachtet. Ebenso etwas gewöhnungsbedürftig mutet auch die Auswahl der „Entdeckungen“ an. Obwohl das Werk auf dem neuesten Stand ist, finden zum Beispiel die sensationellen Entdeckungen der Cassini-Huygens–Mission (Stichwort Titan oder der Eisfontänen-Speicher Mond Enceladus) keine Erwähnung.
Einige vermeidbare Fehler fallen auf, die einem fachlich versierten Lektorat kaum entgangen wären. Dennoch: „Geheimnisse des Universums“ ist ein interessantes, empfehlenswertes Buch, das die Fortschritte der Astronomie aus einer neuen Perspektive vermittelt. Es ist aber auch ein schönes Buch, großformatig und grafisch ausgesprochen opulent aufbereitet, mit über 500 Abbildungen auf 340 Seiten. Es lädt nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Schauen ein.
Vorbildlich sind das umfangreiche Glossar, die Literaturhinweise auch mit Webadressen und das ausführliche Register. Nicht nur der interessierte Laie, auch der Insider wird Paul Murdins Werk mit Gewinn zur Hand nehmen.
Besprochen von Harro Zimmer
Paul Murdin: Geheimnisse des Universums. 65 große astronomische Entdeckungen
Aus dem Englischen von Werner Kügler
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009
342 Seiten, 39,95 EUR