Dak'Art Biennale

Dakar im Kreativmodus

06:04 Minuten
Zeitgenössische Kunstwerke, bestehend aus Skulpturen, Designs und Installationen, werden im Öffentlichen Raum des Doxantu-Projekts im Rahmen der 14. Dakar Biennale in Senegal ausgestellt.
Die 14. Biennale in Dakar versucht zeitgenössische Kunst zugänglicher zu machen und präsentiert diese auch im öffentlichen Raum. © Getty Images / Anadolu Agency / Fatma Esma Arslan
Von Martina Zimmermann · 30.05.2022
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"Herausragend", "Highlight", "Sensation": Die Urteile über die Dak'Art Biennale im Senegal sind überschwänglich. Künstler, Besucher und Kunsthandel können in Dakar erkunden, was sonst kaum auf dem afrikanischen Kontinent zu sehen ist.
"Es ist sehr inspirierend, tolles Essen, tolle Kunst, eine tolle Atmosphäre und ganz viele Farben. Es ist wohltuend, einfach mal andere Kunst zu sehen", sagt der deutsche Künstler Bodo Korsig über die 14. Biennale zeitgenössischer afrikanischer Kunst, die bis zum 21. Juni in Dakar im Senegal stattfindet.

Die Biennale in Dakar ist ein gigantisches Kulturevent mit 59 Künstlerinnen und Künstlern, die aus 16 afrikanischen Ländern und aus der Diaspora (zwölf westliche Länder) stammen. Neben den offiziellen Ausstellungen gibt es Performances und rund 350 Vernissagen und Veranstaltungen.

Drei riesige Werke von Alioune Diagne hängen in der Ausstellung im ehemaligen Justizpalast in Dakar. Sieben Meter breit ist das Gemälde mit zwei Jungen auf einem Moped in einer afrikanischen Straße. Seinen Stil bezeichnet Diagne als "figuro-abstrakto": Nahe vor einem Gemälde sieht der Betrachter nur kleine Zeichen in verschiedenen Farben:
"Wenn man zurücktritt, entsteht ein Bild. Je weiter man sich entfernt, desto mehr verschwinden die Zeichen und werden zu einer Person oder zu Personen. Das ist figurativ. Darin ist das Wissen um Nähe und Ferne. Aus der Nähe sieht man die Zeichen, aus der Ferne das Bild."

Säulen aus der Kolonialzeit

Die Biennale-Auswahl besteht in diesem Jahr aus Werken von 59 Künstlerinnen und Künstlern, zu sehen im ehemaligen Justizpalast von Dakar.

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Skulpturen, Gemälde, Stoffe, Videoinstallationen zwischen den Säulen des prächtigen Palastes im Art Deco-Stil - vielfältige Kunst vom afrikanischen Kontinent in diesem Bau aus der Kolonialzeit.
Installation des Nigerianers Ngozi Ezema namens "Think Tea": Winzige Teepots aus Ton hängen wie in einem Mobile an der Decke und formen eine Teekanne.
"Think Tea": Die Installation des Nigerianers Ngozi Ezema ist ein Mobile aus winzigen Teepots.© Ibra Khalil Traore
"Think Tea" heißt die Installation des Nigerianers Ngozi Ezema: Winzige Teepots aus Ton hängen wie in einem Mobile an der Decke und formen eine Teekanne. Die große Kanne gießt Tee in einen Teepot - das sieht von allen Seiten spektakulär aus.

Markt der Kunst, Treffpunkt für Künstler

Dieser "Nachdenktee" passt zum Motto der Biennale: "I Ndaffa – Forger – Out oft he Fire". Es gehe darum, eine Zukunft zu schmieden, erklärt der künstlerische Direktor El Hadj Malick Ndiaye:
"Das Thema wurde in einer afrikanischen, einer senegalesischen Sprache gewählt. Es ist eine Einladung zu neuen Denkmodellen, neuem Verhalten, einer neuen Sicht auf die Welt und einer neuen Vorstellung von der Zukunft. Die Afrikaner haben das Schmiedeeisen Jahrhunderte vor Europa erfunden. Heute sind sie eingeladen, erneut die Initiative zu ergreifen."
Die Biennale hat sich seit 1990 zum Treffpunkt etabliert, mit zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, Fachleuten, Kunstliebhaberinnen, Sammlern und Journalistinnen aus allen Ländern, Nord wie Süd.
Ein chinesischer Aussteller stellt den Besuchern im China-Pavillon der Dakar-Biennale für zeitgenössische afrikanische Kunst in Dakar seine Werke vor. Die 14. Dakar-Biennale für zeitgenössische afrikanische Kunst wurde am 19. Mai eröffnet. China nahm als Ehrengastland zum ersten Mal an der Biennale teil.
Künstlerin und Besucherinnen im China-Pavillon der Dakar-Biennale. China nimmt als Ehrengastland zum ersten Mal teil.© picture alliance / Xinhua News Agency / Wang Zizheng
Die Themen sind weitgefächert: Der afrikanische Kunstmarkt, die Kunstgeschichte des Kontinents oder die Finanzierung der Kultur in Westafrika beschäftigen Kolloquien und Begegnungen von Kulturschaffenden.

Spazierweg an der Uferpromenade

Eine Neuheit in der Geschichte der senegalesischen Biennale ist die Ausstellung "Doxantu".
"Doxantu" bedeutet "Spaziergang" auf Wolof, der wichtigsten Sprache Senegals. An der Uferpromenade von Dakar zeigen 17 Künstler Installationen und Skulpturen, wollen so ihre Kunst unters Volk bringen. Dieser Spazierweg liegt am einladenden Atlantik, aber direkt neben einer vierspurigen lauten Straße mit ständigen Staus.
Hier, neben der Straße, steht auch ein Werk von Freddy Tsimba aus Kinshasa, eine Hütte aus Eisen und Holz: Macheten bilden das Fundament, Mausefallen die Wände.
Zeitgenössische Kunstwerke in den Straßen von Dakar.
Die Uferpromenade als Ausstellungsort: Installationen und Skulpturen von 17 Künstlern sind hier zu entdecken.© picture alliance / Anadolu Agency / Fatma Esma Arslan

Wenn eine Ratte oder eine Maus die Falle sieht, bedeutet das den Tod. Aber hier sind die Mausefallen wie Ziegelsteine und werden zum Element, das Leben gibt. Wir Menschen stehen an der Kippe zwischen Leben und Tod. Hier ist das Leben, es handelt sich um ein Haus und die Treppe, die hinaufsteigt, es ist eine Einladung, auf die anderen und das Leben zuzugehen.

Freddy Tsimba

Einen Monat im Kreativmodus

Die Hütte ist die Zukunftsvision von Freddy Tsimba. Der Rasta ist ein international berühmter Künstler und Held des Kinofilms "System K" über Kunst in der Demokratischen Republik Kongo. Einer von vielen starken Beiträgen dazu, wie sich afrikanische Künstlerinnen und Künstler die Zukunft vorstellen. Ihre Werke werden sonst in New York, Paris, London oder Berlin gezeigt, kaum in Afrika. Afrikaner kennen sie daher kaum, und das ändert die Biennale in Dakar. Senegal ist einen Monat lang im Kreativitätsmodus.
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