Dänemark will "wichtige Rolle" beim Umweltschutz übernehmen
Die neue dänische Umweltministerin Ida Auken hat Ressourcenschutz und Energieeffizienz einen Schwerpunkt der EU-Ratspräsidentschaft ihres Landes genannt. "Es gibt nicht nur eine Krise", sagte die Sozialdemokratin mit Blick auf die Finanz- und Schuldenkrise in Europa.
Marietta Schwarz: Zum Jahreswechsel hat Dänemark die EU-Ratspräsidentschaft übernommen und damit eine Regierungschefin, die erst kurz im Amt ist und anders, als die Mehrheit der Dänen, als europafreundlich gilt. Helle Thorning-Schmidt heißt sie, ist Sozialdemokratin, und sie hat sich nicht weniger als die Rettung des Euro während ihrer Ratspräsidentschaft auf die Fahnen geschrieben, neben dem anderen großen Thema Umwelt und Klima. Heute trifft sich die EU-Kommission mit der dänischen Regierung in Kopenhagen. Und am Telefon ist die dänische Umweltministerin Ida Auken. Guten Morgen nach Kopenhagen!
Ida Auken: Guten Morgen!
Schwarz: Bevor wir über Umwelt und Klima reden, Frau Auken, wie ist denn die Stimmung unter den Dänen, was Europa und was den Euro betrifft? Sind Sie mehr denn je von der dänischen Krone überzeugt?
Auken: Also, ich glaube es so, in Dänemark ist es im Moment schwierig, die ganze Frage von Euro als ein Thema von ... anders als ein Grieche davon zu reden. Das heißt, jeder ist bewusst, dass wir hatten diese Riesen-Finanzkrise, dass der Euro in Krise ist, und deswegen glaube ich, die Dänen denken nicht, dass heute ist der Moment, das Geld zu wechseln, sozusagen.
Schwarz: Jetzt sind Sie ja Umweltministerin, Frau Auken, und darüber wollten wir auch mit Ihnen sprechen. Da hat Dänemark für die nächsten sechs Monate Ratspräsidentschaft große Ziele formuliert. Welche denn?
Auken: Also, wir wollen ein siebtes Umweltprogramm machen. Das heißt, wir wollen ein Programm für die nächsten Jahre für Europa machen auf dem Umweltgebiet. Dieses Programm wird fokussiert sein, das heißt, erst mal Ressourceneffektivität, Energieeffektivität, Umwelt und Gesundheit, also die ganze Chemie, Probleme müssen wir besprechen, und dann natürlich Biodiversität, also dass wir so viele Arten von Pflanzen und Tieren im Moment verlieren.
Schwarz: Biodiversität, ja. Was heißt das konkret? Sie haben eben diesen Begriff Ressourceneffektivität in den Mund genommen. Was bedeutet das?
Auken: Ressourceneffektivität: Zum Beispiel das Problem, das wir im Moment viele wichtige Ressourcen wie die seltene (…) nicht genug davon haben. Das heißt, dass Produkte wie Handys, Computer und alles, dass wir irgendwann bald sehen werden, dass es schwieriger wird, diese Produkte zu produzieren, weil wir gar nicht die Rohstoffe haben, die wir brauchen.
Und das heißt, wir müssen viel darüber nachdenken, wie wir den Müll behandeln, wie wir die Produkte vom Anfang an designen, damit wir die besser wieder nutzen können. Und das ist eines von den größten Themen überhaupt für unsere Ökonomie, weil wir können ja gar nicht die Sachen produzieren, die wir möchten, wenn wir nicht Rohstoffe genug haben.
Schwarz: Die Dänen sind begeistert vom deutschen Prinzip der Mülltrennung, habe ich gehört. Stimmt das?
Auken: Das stimmt, und eigentlich ist Dänemark - also wir haben eine lange Geschichte, wo wir die Sachen verbrennen, um Energie zu machen. Aber ich glaube, wir stehen im Moment in einem Paradigmenwechsel, wo wir umtauschen müssen, um mehr Ressourcen von dem Müll zu bekommen, statt ihn zu verbrennen.
Schwarz: Trotzdem, Frau Auken, vermisse ich jetzt schon einen Begriff, nämlich Klimaschutz und Klimawandel. Es ist ja seit dem gescheiterten Gipfel von Kopenhagen doch recht still um dieses Thema geworden. Wie bekommt man denn den Klimaschutz wieder auf die europäische Agenda und vor allen Dingen auch ins Bewusstsein der Öffentlichkeit?
Auken: Also ich glaube, die Chance ist, das als ein Thema von Sicherheit zu besprechen, dass wir Energiesicherheit brauchen, dass wir in Zukunft auf die Energie aufpassen müssen, das heißt, Energiesparen, das heißt, dass wir erneuerbare Energien in dem System einbauen müssen, um überhaupt die Ökonomie sicher zu machen, oder dass wir das für die Zukunft sicher machen.
Und deswegen glaube ich, auch in einer Krise wie heute müssen wir sagen, es gibt nicht nur eine Krise, also eine finanzielle Krise, es gibt auf jeden Fall zwei. Es gibt auch die Umweltkrise, die Klimakrise, wo wir sehen, dass unsere Ökonomie ganz abhängig ist von Energie, von Ressourcen, und wir müssen unseren ganzen Weg, damit umzugehen, ändern.
Schwarz: Im Raum steht ja auch offenbar die Minderung der Treibhausgase. Werden sich die Dänen für ein europaweites Ziel von 30 Prozent stark machen?
Auken: Das ist länger ein Ziel von Dänemark, dass wir zu 40 Prozent bei uns zu Hause wieder gehen möchten, also das ist ein Teil von unserem Regierungsprogramm. Und wenn wir nur Dänemark sind, sozusagen, da sind wir für die 30 Prozent. Aber jetzt sind wir ja natürlich die Präsidentschaft, und das heißt, wir müssen auch Einigung schaffen.
Schwarz: Ehrgeizige Ziele, eigentlich, Frau Auken, aber jetzt sagt Helle Thorning-Schmidt, die Krise überschattet unsere Tagesordnung, ihre Bewältigung ist oberstes Ziel. Das ist doch eigentlich schon fast eine Absage an die gesteckten umweltpolitischen Ziele, bevor es richtig losgeht mit der Ratspräsidentschaft, oder?
Auken: Nein, das denke ich auf keinen Fall. Es gibt so konkrete Sachen, die wir weiterbringen müssen, Verschmutzung von Wasser, und das können wir weiterbringen ohne Probleme. Aber ich denke auch, dass dieses ganze Denken, dass wir eine grüne Ökonomie brauchen, wirklich durchdringend im ganzen Denken von dänischer Regierung und eigentlich auch von vielen mehr Ländern in der EU ist. Und das heißt, wir können im Moment ganz viel beeinflussen, wie soll die Umweltpolitik die nächsten sechs, sieben Jahre aussehen? Und da, denke ich, wird Dänemark eine wichtige Rolle spielen.
Schwarz: Aber wäre es am Ende nicht der richtige Ansatz gewesen, sich in der Ratspräsidentschaft ganz auf das Umweltthema zu konzentrieren, weil die EU-Krise ja sowieso von Merkel und Sarkozy geregelt wird?
Auken: Wir müssen beides machen. Man kann nicht das eine ohne das andere besprechen oder behandeln.
Schwarz: Ida Auken, dänische Umweltministerin, zu den Plänen der dänischen EU-Ratspräsidentschaft. Frau Auken, vielen Dank für das Gespräch!
Auken: Bitteschön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Ida Auken: Guten Morgen!
Schwarz: Bevor wir über Umwelt und Klima reden, Frau Auken, wie ist denn die Stimmung unter den Dänen, was Europa und was den Euro betrifft? Sind Sie mehr denn je von der dänischen Krone überzeugt?
Auken: Also, ich glaube es so, in Dänemark ist es im Moment schwierig, die ganze Frage von Euro als ein Thema von ... anders als ein Grieche davon zu reden. Das heißt, jeder ist bewusst, dass wir hatten diese Riesen-Finanzkrise, dass der Euro in Krise ist, und deswegen glaube ich, die Dänen denken nicht, dass heute ist der Moment, das Geld zu wechseln, sozusagen.
Schwarz: Jetzt sind Sie ja Umweltministerin, Frau Auken, und darüber wollten wir auch mit Ihnen sprechen. Da hat Dänemark für die nächsten sechs Monate Ratspräsidentschaft große Ziele formuliert. Welche denn?
Auken: Also, wir wollen ein siebtes Umweltprogramm machen. Das heißt, wir wollen ein Programm für die nächsten Jahre für Europa machen auf dem Umweltgebiet. Dieses Programm wird fokussiert sein, das heißt, erst mal Ressourceneffektivität, Energieeffektivität, Umwelt und Gesundheit, also die ganze Chemie, Probleme müssen wir besprechen, und dann natürlich Biodiversität, also dass wir so viele Arten von Pflanzen und Tieren im Moment verlieren.
Schwarz: Biodiversität, ja. Was heißt das konkret? Sie haben eben diesen Begriff Ressourceneffektivität in den Mund genommen. Was bedeutet das?
Auken: Ressourceneffektivität: Zum Beispiel das Problem, das wir im Moment viele wichtige Ressourcen wie die seltene (…) nicht genug davon haben. Das heißt, dass Produkte wie Handys, Computer und alles, dass wir irgendwann bald sehen werden, dass es schwieriger wird, diese Produkte zu produzieren, weil wir gar nicht die Rohstoffe haben, die wir brauchen.
Und das heißt, wir müssen viel darüber nachdenken, wie wir den Müll behandeln, wie wir die Produkte vom Anfang an designen, damit wir die besser wieder nutzen können. Und das ist eines von den größten Themen überhaupt für unsere Ökonomie, weil wir können ja gar nicht die Sachen produzieren, die wir möchten, wenn wir nicht Rohstoffe genug haben.
Schwarz: Die Dänen sind begeistert vom deutschen Prinzip der Mülltrennung, habe ich gehört. Stimmt das?
Auken: Das stimmt, und eigentlich ist Dänemark - also wir haben eine lange Geschichte, wo wir die Sachen verbrennen, um Energie zu machen. Aber ich glaube, wir stehen im Moment in einem Paradigmenwechsel, wo wir umtauschen müssen, um mehr Ressourcen von dem Müll zu bekommen, statt ihn zu verbrennen.
Schwarz: Trotzdem, Frau Auken, vermisse ich jetzt schon einen Begriff, nämlich Klimaschutz und Klimawandel. Es ist ja seit dem gescheiterten Gipfel von Kopenhagen doch recht still um dieses Thema geworden. Wie bekommt man denn den Klimaschutz wieder auf die europäische Agenda und vor allen Dingen auch ins Bewusstsein der Öffentlichkeit?
Auken: Also ich glaube, die Chance ist, das als ein Thema von Sicherheit zu besprechen, dass wir Energiesicherheit brauchen, dass wir in Zukunft auf die Energie aufpassen müssen, das heißt, Energiesparen, das heißt, dass wir erneuerbare Energien in dem System einbauen müssen, um überhaupt die Ökonomie sicher zu machen, oder dass wir das für die Zukunft sicher machen.
Und deswegen glaube ich, auch in einer Krise wie heute müssen wir sagen, es gibt nicht nur eine Krise, also eine finanzielle Krise, es gibt auf jeden Fall zwei. Es gibt auch die Umweltkrise, die Klimakrise, wo wir sehen, dass unsere Ökonomie ganz abhängig ist von Energie, von Ressourcen, und wir müssen unseren ganzen Weg, damit umzugehen, ändern.
Schwarz: Im Raum steht ja auch offenbar die Minderung der Treibhausgase. Werden sich die Dänen für ein europaweites Ziel von 30 Prozent stark machen?
Auken: Das ist länger ein Ziel von Dänemark, dass wir zu 40 Prozent bei uns zu Hause wieder gehen möchten, also das ist ein Teil von unserem Regierungsprogramm. Und wenn wir nur Dänemark sind, sozusagen, da sind wir für die 30 Prozent. Aber jetzt sind wir ja natürlich die Präsidentschaft, und das heißt, wir müssen auch Einigung schaffen.
Schwarz: Ehrgeizige Ziele, eigentlich, Frau Auken, aber jetzt sagt Helle Thorning-Schmidt, die Krise überschattet unsere Tagesordnung, ihre Bewältigung ist oberstes Ziel. Das ist doch eigentlich schon fast eine Absage an die gesteckten umweltpolitischen Ziele, bevor es richtig losgeht mit der Ratspräsidentschaft, oder?
Auken: Nein, das denke ich auf keinen Fall. Es gibt so konkrete Sachen, die wir weiterbringen müssen, Verschmutzung von Wasser, und das können wir weiterbringen ohne Probleme. Aber ich denke auch, dass dieses ganze Denken, dass wir eine grüne Ökonomie brauchen, wirklich durchdringend im ganzen Denken von dänischer Regierung und eigentlich auch von vielen mehr Ländern in der EU ist. Und das heißt, wir können im Moment ganz viel beeinflussen, wie soll die Umweltpolitik die nächsten sechs, sieben Jahre aussehen? Und da, denke ich, wird Dänemark eine wichtige Rolle spielen.
Schwarz: Aber wäre es am Ende nicht der richtige Ansatz gewesen, sich in der Ratspräsidentschaft ganz auf das Umweltthema zu konzentrieren, weil die EU-Krise ja sowieso von Merkel und Sarkozy geregelt wird?
Auken: Wir müssen beides machen. Man kann nicht das eine ohne das andere besprechen oder behandeln.
Schwarz: Ida Auken, dänische Umweltministerin, zu den Plänen der dänischen EU-Ratspräsidentschaft. Frau Auken, vielen Dank für das Gespräch!
Auken: Bitteschön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.