Dada in Bildern
In seinem opulenten Bildband "Dada 15/25" präsentiert Raoul Schrott eine reichhaltige Sammlung von Zeichnungen, Fotos, Bildern und Texten der Dadaisten. Schrott hatte Zugang zum Nachlass von Walter Serner, wodurch er auf eine Vielzahl von Dokumenten der dadaistischen Mitstreiter Serners stieß. Allein in dem Buch herumzublättern, bereitet schon Vergnügen.
"Die Beschäftigung mit Dada war ein eleganter Ausweg, um das Studium abzuschließen", schreibt Raoul Schrott, "und zugleich meine Vorstellung von einer fröhlichen Wissenschaft zu verwirklichen, die nichts anderes war als Neugier."
Von Neugier besessen sind auch die Figuren in den Romanen des 1964 geborenen Autors. In Finis terrae (1995) erzählt er von einer Exkursion, die ans Ende der Welt und zu den Ursprüngen des Lebens führt. Doch die Neugier hat auch eine Kehrseite: sie geht einher mit Zerstörungen.
Entdecker und Forscher, sie stehen auch in Schrotts zuletzt erschienenen Roman Tristan da Cunha (2003) im Zentrum, erkunden unentdeckte Regionen, die sie verändern, indem sie sie zivilisatorisch erschließen.
Raoul Schrott, das Multitalent unter den Dichtern, der Herausgeber von Die Erfindung der Poesie (1997) und Übersetzer des Gilgamesch (2001), hat mit DADA 21/22 oder musikalische Fischsuppe mit Reiseeindrücken debütiert. Seine Kindheit verlebte er in Tunesien, seine Jugend in Tirol und inzwischen wohnt der Österreicher, den ein Befremden überkommt, wenn er die österreichische Grenze passiert, in Irland.
Eine zeitlang war Raoul Schrott auch Privatsekretär von Philippe Soupault, der ihn Mitte der achtziger Jahre mit einem Empfehlungsschreiben ausstattete, das ihm den Zugang zum Nachlass von Walter Serner öffnete. Bei der Sichtung des Serner-Nachlasses ist Schrott auch auf eine Vielzahl von Dokumenten der dadaistischen Mitstreiter Serners gestoßen und hat Originale gefunden, die bislang unbekannt waren.
Diese Zeugnisse hat er in zwei opulenten Bildbänden veröffentlicht, von denen Dada 15/25 jetzt wieder im DuMont Verlag erschienen ist. In dem Buch zu blättern, in dessen Zentrum mit Tristan Tzara einer der Gründungsväter der dadaistischen Bewegung steht, ist eine wahre Lust. Man kann den Bildband an einer beliebigen Stelle aufschlagen und ist sofort fasziniert von Zeichnungen, Fotografien, Collagen und Texten der Dadaisten, die sich 1916 im legendären Cabaret Voltaire in Zürich trafen.
Dada war eine avantgardistische Kunstrichtung, die sich dem bürgerlichen Kunstbetrieb radikal verweigerte. Auf die Schrecken des Ersten Weltkrieges und den Untergang von Weltbildern antwortete Dada mit Sprachspielen und Sprachexperimenten. Dass dabei auf logische Zusammenhänge verzichtet wurde, war kein Bekenntnis zum Unsinn, sondern vielmehr entschiedene Kritik an Verhältnissen, die zur Katastrophe des Jahres 1914 führten.
Dada, so Raoul Schrott, kann als der "Endpunkt einer humanistischen Tradition" verstanden werden. Entstanden ist – unabhängig vom Wert der wissenschaftlichen Rekonstruktionen – ein spannendes Lesebuch, in dem man sich mit wirklichem Vergnügen lesend verlieren kann.
Raoul Schrott: Dada 15/25
Dokumentation und chronologischer Überblick zu Tzara und Co.
Dumont. 440 Seiten. 78,- Euro.
Von Neugier besessen sind auch die Figuren in den Romanen des 1964 geborenen Autors. In Finis terrae (1995) erzählt er von einer Exkursion, die ans Ende der Welt und zu den Ursprüngen des Lebens führt. Doch die Neugier hat auch eine Kehrseite: sie geht einher mit Zerstörungen.
Entdecker und Forscher, sie stehen auch in Schrotts zuletzt erschienenen Roman Tristan da Cunha (2003) im Zentrum, erkunden unentdeckte Regionen, die sie verändern, indem sie sie zivilisatorisch erschließen.
Raoul Schrott, das Multitalent unter den Dichtern, der Herausgeber von Die Erfindung der Poesie (1997) und Übersetzer des Gilgamesch (2001), hat mit DADA 21/22 oder musikalische Fischsuppe mit Reiseeindrücken debütiert. Seine Kindheit verlebte er in Tunesien, seine Jugend in Tirol und inzwischen wohnt der Österreicher, den ein Befremden überkommt, wenn er die österreichische Grenze passiert, in Irland.
Eine zeitlang war Raoul Schrott auch Privatsekretär von Philippe Soupault, der ihn Mitte der achtziger Jahre mit einem Empfehlungsschreiben ausstattete, das ihm den Zugang zum Nachlass von Walter Serner öffnete. Bei der Sichtung des Serner-Nachlasses ist Schrott auch auf eine Vielzahl von Dokumenten der dadaistischen Mitstreiter Serners gestoßen und hat Originale gefunden, die bislang unbekannt waren.
Diese Zeugnisse hat er in zwei opulenten Bildbänden veröffentlicht, von denen Dada 15/25 jetzt wieder im DuMont Verlag erschienen ist. In dem Buch zu blättern, in dessen Zentrum mit Tristan Tzara einer der Gründungsväter der dadaistischen Bewegung steht, ist eine wahre Lust. Man kann den Bildband an einer beliebigen Stelle aufschlagen und ist sofort fasziniert von Zeichnungen, Fotografien, Collagen und Texten der Dadaisten, die sich 1916 im legendären Cabaret Voltaire in Zürich trafen.
Dada war eine avantgardistische Kunstrichtung, die sich dem bürgerlichen Kunstbetrieb radikal verweigerte. Auf die Schrecken des Ersten Weltkrieges und den Untergang von Weltbildern antwortete Dada mit Sprachspielen und Sprachexperimenten. Dass dabei auf logische Zusammenhänge verzichtet wurde, war kein Bekenntnis zum Unsinn, sondern vielmehr entschiedene Kritik an Verhältnissen, die zur Katastrophe des Jahres 1914 führten.
Dada, so Raoul Schrott, kann als der "Endpunkt einer humanistischen Tradition" verstanden werden. Entstanden ist – unabhängig vom Wert der wissenschaftlichen Rekonstruktionen – ein spannendes Lesebuch, in dem man sich mit wirklichem Vergnügen lesend verlieren kann.
Raoul Schrott: Dada 15/25
Dokumentation und chronologischer Überblick zu Tzara und Co.
Dumont. 440 Seiten. 78,- Euro.