Cyberfeminismus

Jenseits von Siri und Alexa

11:09 Minuten
Zwei weibliche Cyborgs.
Vielleicht würden die Sprachassistentinnen Siri und Alexa so aussehen, wenn es nach den überwiegend männlichen Enttwicklern ginge. (Symbolfoto) © Getty/Photodisc
Jenny Genzmer im Gespräch mit Gesa Ufer · 12.11.2020
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Die Technik- und Cyberwelt wird nach wie vor von Männern dominiert. Die entwickeln allzeit bereite Sprachassistentinnen, die jeden Wunsch im Nu erfüllen. Höchste Zeit für mehr Cyberfeminismus und mehr Diversität, sagt die Journalistiin Jenny Genzmer.
Die Technologie-Landschaft ist immer noch extrem männlich geprägt, der IT-Bereich besonders stark. Warum, zum Beispiel, fühlen sich viele Frauen bei der Benutzung von Virtual-Reality-Brillen viel schneller und stärker seekrank als Männer?
"Studien haben herausgefunden, dass es offenbar daran liegt, dass die Brillen nach dem durchschnittlichen Augenabstand von Männern designt wurden", sagt Jenny Genzmer, Journalistin und Mitglied des Kollektivs Heart of Code. Das Kollektiv setzt sich für mehr Diversität und einen feministischen Ansatz frei von Männlich-Weiblich-Zuweisungen in der Cyber- und Technologie-Landschaft ein.

Neue Strömung des Feminismus

Man braucht nur einen Blick in die Science-Fiction-Geschichte zu werfen– auch die jüngere – um zu sehen, dass es dort von Frauen, die gerettet werden müssen, und von hochsexualisierten weiblichen Cyborgs wimmelt. Die Kritik an diesem Frauenbild ist mittlerweile sehr laut geworden. Aber schon in den 1990er Jahren war sie einer der Gründe, weshalb sich eine neue Strömung des Feminismus herausgebildet hat: der Cyberfeminismus.
Seitdem ist sehr viel passiert. Unter anderem wirft ein Kunstprojekt, das in Zusammenarbeit mit dem New Museum in New York jetzt realisiert wurde, einen Blick auf diese Geschichte - und zwar in Form einer Datenbank, dem Cyberfeminism Index.

Sprachassistenten ohne Geschlechtszuordnung

Dass die Diskriminierung uns tagtäglich begegnet, ist beispielsweise an immer bereiten Cyber-Dienerinnen wie Siri, Alexa und Cortana abzulesen. Jenny Genzmer begrüßt daher Projekte wie "Q", die "genderless voice assistants" entwickeln, die keinem Geschlecht zuzuordnen sind.
Aber abgesehen davon, dass es wichtig sei, Technologien zu fördern, die nicht durch den männlichen Blick auf die Welt geprägt seien, "geht es auch darum, eine Kultur rund um die Produktion von Technik zu entwickeln" – und deutlich mehr diskriminierungsfreie Räume jenseits von Bild des männlichen Programmierers.
(mkn)
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