Cover von Designlegende De Lucchi

Architektur statt Harry Potter-Gesicht

06:10 Minuten
Verschiedene Harry Potter Buchcover. Alle zeigen architektonische Gebilde aus den Harry Potter Geschichten.
Auf den Buchcovern der italienischen Ausgaben ist jezt Architektur zu sehen. © Verlag Salani / Michele de Lucchi
03.02.2021
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Auf den neuen Buchcovern der italienischen Harry Potter-Bücher ist nicht mehr der Zauberschüler abgebildet, sondern Gebäude. Gestaltet hat sie Architekt und Designer Michele De Lucchi. Eine passende Wahl sagt Kunsthistoriker Mateo Kries.
Das ikonische Harry Potter-Gesicht wurde durch Architektur verdrängt - zumindest auf den Buchcovern der italienischen Harry Potter-Bände. "Michele De Lucchi ist ein toller Designer, der seit mehreren Jahrzehnten eine wichtige Rolle im Design spielt", sagt Mateo Kries, Leiter des Vitra Design Museums. Er findet die neue Strategie des Buchverlages spannend.
De Lucchi gehörte in den 80er-Jahren zur Mailänder Gruppe "Memphis Design". Dort machte er seine Anfänge: "Die haben bunte, eckige, fast naiv Entwürfe gemacht, manchmal wild gemustert und sie haben damit so ein bisschen das internationale Design aufgemischt und gegen den Funktionalismus und diese Bauhaus-Ästhetik protestiert", erklärt Kries. Mittlerweile habe De Lucchi einen sehr klaren Stil. "Ich denke, was ihn für diese Cover interessant machte, ist sein Blick auf Architektur", so Kries.

Der Blick auf das Geheimnisvolle

Mit De Lucchi sei jemand ausgewählt worden, der aus der Gestaltung der Architektur und des Objekts komme und bisher als Grafikdesigner nicht bekannt gewesen sei, so Kries. "Gebäude spielen auf den Covern eine große Rolle", sagt Kries. Deswegen sei die Entscheidung, De Lucchi die Cover gestalten zu lassen, nicht abwegig.
De Lucchi arbeite auch als Fotograf. "Oft spürt man in diesem Blick auf Architektur, den er vermittelt, dass er interessiert ist an dem Geheimnisvollen von Architektur, an der Aura von Gebäuden." Und das wiederum würde sehr gut zu Harry Potter passen, sagt Kries.
Das Gesicht von Harry Potter sei sehr präsent. "Wir haben das alle fast im Unterbewusstsein abgespeichert", sagt Kries: "Ich denke, es ist eine Strategie des Verlages, dass man sagt, dieses Gesicht ist vielleicht auch zu oft gesehen. Lass uns mal mit anderen Bildern über Harry Potter kommunizieren." Dadurch könne auch eine etwas "breitere Zielgruppe" angesprochen werden.
(nho)
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