"Country Strong"

Von Hannelore Heider |
Nach diversen Abstürzen wagt die abgehalfterte Sängerin Kelly Canter ein Comeback auf den großen Bühnen der Countrymusik. Ihr zur Seite steht dabei ein junger Pfleger aus der Entzugsklinik, der nicht nur musikalisch mit ihr verbunden ist.
Auch wer kein Country-Musik-Fans ist, hat mindestens in zwei Topfilmen um dieses Musikgenre herum erleben dürfen, welch enormes Potential an Emotionalität hier lauert. Das Johnny-Cash-Biopic "Walk the Line" und "Crazy Heart" mit Jeff Bridges als abgehalftertem Country-Star waren wuchtige Filme mit einer Dramatik, die man hinter den meist banalen Countryballaden nicht erwartet hätte.

Jetzt steigt eine Frau in den Ring – Gwyneth Paltrow, die nicht zuletzt auf der Oscarverleihung bewies, dass sie singen kann. Hier spielt sie den nicht mehr jungen, alkoholabhängigen Megastar Kelly Canter, der angetrieben von ihrem Ehemann und Manager James (Tim McGraw) ein Comeback auf den großen Bühnen versucht, nachdem die Boulevardpresse ihre diversen Zusammenbrüche ausgeweidet hat. Ihr zur Seite steht der junge Beau Hutton (Actionstar Garett Hedlung), ihr Pfleger in der Entzugsklinik, der selbst in kleinen Bars mit der Gitarre die Countrygemeinde unterhält.

Sie die ausgepowerte Diva, er der ehrliche, klare Musiker, dazu die Ex-Schönheitskönigin ( Leighton Meester), die sich im Vorprogramm von Kate zu profilieren sucht. Man ahnt wie es weitergeht, dass dramatische Liebesbeziehungen sie alle beuteln werden, die Zukunft natürlich den Jungen gehört und die Alten daran zerbrechen oder wie Phönix aus der Asche der Enttäuschungen auferstehen werden.

Genau das erzählt der Film, ohne dass die weibliche Variante der immergrünen Geschichte dem eine neue Facette abgewinnen könnte. Insofern ist der Film natürlich eine Enttäuschung. Aber während Gwyneth Paltrow schauspielerisch nicht zulegen kann und ihr nicht nur eine Szene unglaubwürdig gerät, überzeugt sie als Sängerin.

Allein auf großer Bühne zeigt sie mit stimmigen Songs erstaunliche Präsenz, ohne den Film zu dominieren. Auch wenn es schon verblüfft, dass der einzige Countrysänger im Ensemble, Tim McGraw, als Manager und Ehemann nur eine Sprechrolle hat, sind die Nebenrollen auch der jungen Darsteller nicht nur Beiwerk, sondern wurden von der in Kalifornien geborenen Shana Feste als Drehbuchautorin und Regisseurin ebenbürtig konfliktreich ausgearbeitet.

Großes Hollywoodmelodram also mit den bekannten Schwächen und effektvoller Musik, wer es mag.

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