Country Musik und Line Dance

Tanzen wie im Wilden Westen

Ein Paar trainiert Line Dance in in historischen Kostümen.
Ein Paar trainiert Line Dance in in historischen Kostümen. © dpa / Karlheinz Schindler
Von Sandra Voß · 15.10.2017
Line Dance wird in der Regel mit Country Musik und Cowboys in Verbindung gebracht, dabei ist der Ursprung dieser Tanzart unklar. Trotzdem nutzen Country Music Manager den Trend zu Line Dance, um herkömmliche Country Music als schick und trendy zu präsentieren.
"Das ist ein Catalantanz gewesen, der Duty free, da wird eben viel gesprungen, gestampft. Man kann einen ganz normale Back Step, dass ist wie ein Schaukelschritt einfach nur nach hinten, den linken hoch heben und wieder absetzen und wenn man dem im Catalan macht, dann springt man den, Back Step."
Mit seinen grauen Plastik-Krokoimitat-Schuhen springt Marco Driemel vor und zurück und erklärt so einen Schritt eines Tanzstiles von Line Dance. Der Hobbytänzer gründete vor fünf Jahren seinen Tanzverein "Barn Stompers", Scheunen-Stampfer. Heute ist die große Geburtstagsparty, neben an, in der "Scheune", der dörflichen Festhalle in Berlin Blankenburg. Die Party ist im vollen Gange, die Menschen tanzen fröhlich in Reih und Glied.
Auffallend dabei ist: alle tanzen denselben Schritt, stampfen zur gleichen Zeit.
"Das lernen die Leute alle beim Training, jeder hat ja sein Trainingstag bei verschiedenen Tanzgruppen und da lernt er im Normalfall jeden Tag einen Tanz. Immer wenn er zum Training geht, lernt er einen Tanz, der wird beim Training kurz wiederholt und er lernt einen neuen."

Getanzt wird in der Reihe

Es gibt rund 60 verschiedene Schrittkombinationen, die bei den unterschiedlichen Tänzen und Musikrichtungen miteinander kombiniert werden. Line Dance ist nur der Oberbegriff für die Art des Tanzes, bei dem, wie der Name schon sagt, in der Reihe neben oder hintereinander getanzt wird.
Ein Paar bei einer Line Dance Veranstaltung, mit Cowboy-Hüten auf dem Kopf.
Ein Paar bei einer Line Dance Veranstaltung, mit Cowboy-Hüten auf dem Kopf. © Deutschlandradio / Sandra Voß
Line Dance kann zu jeder Musik getanzt werden. Egal, ob Hip Hop oder Pop. Der Gründer der Barn Stompers, Marco Driemel, hat sogar auf ein Ramsteinlied eine Choreografie geschrieben. Doch traditionell, wenn auch unbestätigt, wird gerne erzählt, der Tanz käme aus dem wilden Westen, als europäische Einwanderer mit ihren Tracks durch die Weite der Prärie fuhren.
Wenn sie am Feuer zusammen saßen, machte jedes Volk seine Musik und tanzte dazu. So finden sich im Line Dance Elemente aus den europäischen Volkstänzen wie auch Lateinamerikanische Einflüsse. In vielen Tanz- und Fitness-Studios wird heute Line Dance zu modernen Musik getanzt. Das ist den besonders traditionellen Tänzern, wie z.B den Silber Eagels aus Hohenschönhausen ein Dorn im Auge.
"Wir möchten die Country Richtung wieder raus holen, wir möchten damit zeigen, wir stehen zu dem alten Line Dance, praktisch zu dem Ursprung, deswegen tragen wir Hut und Kluft."

Zur Kluft gehört ein Cowboyhut

Zur Kluft gehört selbstverständlich ein Cowboyhut, die passenden Stiefel, eine Weste mit Nieten, Gürtel mit aufwändiger Schnalle und ein Bolotie, ein Lederband, was mit einer reich verzierten Spange am Hals getragen wird.
Der Tanz und das richtige Outfit können schon eine Leidenschaft werden. Peter, ein großer stämmiger Mann mit schwarzem Cowboyhut, schwarzem Hemd und langem grauen Bart, hat alleine 6 Hüte und 30 Country Hemden im Schrank. Für den 66-jährigen ist Line Dance ein Sport, fast schon eine Sucht. Auf jeden Fall ein Jungbrunnen und eine immer währende Freude.
"Zum ersten. Es ist ein absolut familiärer Charakter: Wir sind alle per Du, jeder hilft jedem. Und keiner lacht den aus.
Und das zweite ist, wir können keinen Alkohol trinken, jedenfalls nicht allzu viel. Sonst können wir nicht mehr tanzen. Also: gibt es keinen Ärger mit den Besoffenen oder so. Das ist auch was Schönes."
Außerdem schätzt Peter neben der Musik noch den Umstand, dass jeder für sich alleine tanzt. Kurioser Weise lernte jedoch gerade Peter seine Lebensgefährtin Petra beim Line Dance kennen. Denn ab und an gibt es bei den eingefleischten Single-Tänzern auch einen Kurs zum Paartanzen.

Der Jüngste Line-Dancer ist zwölf Jahre alt

Das jüngste Mitglied der Barn Stomper ist zwölf Jahre alt. Maximilian traut sich nicht, seinen Schulfreunden von seinem Hobby Line Dance zu erzählen und er trägt auch keinen Hut, weil er darunter so schwitzt. Doch die großen, blauen Augen des jungen Tänzers leuchten, wenn er vom Training spricht.
"Es macht Spaß, weil man sich frei fühlt und dann auch Wut austanzen kann und all so was."
Trainer Marko Driemel freut sich über seinen jüngsten Schüler. Der Hobbytanzlehrer weiß, Line Dance hat ein verstaubtes Images. Er will das ändern, will, dass Line Dance als richtiger Sport ernst genommen wird. Es gibt ja sogar Deutsche Meisterschaften in dieser Disziplin. Markos Wunsch ist es, das jeder Mal zu einer der zahlreichen Wochenend-Veranstaltungen geht und sich Line Dance anschaut. Denn zumindest bei den Partygästen in der Scheune gibt es viele lachende Gesichter in den Tanzreihen. So scheint gelungen, was sich der Trainer vorgenommen hat.
"Wenn man das schafft, das Lächeln ins Gesicht zu bringen, weil man sich nicht so sehr auf die Schritte konzentrieren muss, was viele noch müssen. Aber wenn man sieht, das die Freude beim Tanzen da ist. Das ist das Ziel, was jeder erreichen sollte."
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