Coronapandemie

"Wenn die Arbeitnehmer krank sind, läuft die Wirtschaft auch nicht rund"

Eine Schwesterträgt auf einem Flur im besonders geschützten Teil der Intensivstation des Universitätsklinikums Greifswald für Covvid-19-Patienten die Belegung der Betten ein.
Während die Zahlen der Covid-19-Patienten steigen, wird der "Lockdown light" auf eine harte Probe gestellt. © picture-alliance/ZB/Jens Büttne
Donata Riedel im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Die Wirtschaftsjournalistin Donata Riedel ist skeptisch, ob der "Lockdown light" ausreicht, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Die Wirtschaft schonen zu wollen, sei zunächst einmal richtig, könne aber langfristig auch misslingen.
Die Gesamtzahl der bislang nachgewiesenen Corona-Infektionen in Deutschland hat die Marke von einer Million überschritten. Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert-Koch-Institut 22.806 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden. Die EU-Gesundheitsbehörde bescheinigte Deutschland und acht weiteren Mitgliedsstaaten, nicht genug gegen die Pandemie zu tun.

"Wenn man sich die Infektionszahlen anschaut, ist der Handlungsbedarf größer als das, was jetzt gestern wieder beschlossen worden ist", sagt unser Studiogast, die Wirtschaftsjournalistin Donata Riedel. Der "Lockdown-light" habe zwar dazu geführt, dass Infektionszahlen nicht mehr so stark anstiegen, aber sie seien immer noch sehr hoch. Das werde in den kommenden Wochen die Krankenhäuser stark belasten, aber auch die Todeszahlen würden nicht sinken.
Donata Riedel steht am Hans-Rosenthal-Platz in Berlin.
Die Wirtschaftsjournalistin Donata Riedel ist skeptisch, ob die Coronamaßnahmen jetzt ausreichen. © Deutschlandradio / Mirjam Wlodawer


Mit dem "Lockdown-light" versuche die Politik so wenig Schaden an der Wirtschaft wie möglich anzurichten, sagt Riedel. "Das Problem ist nur, dass dieses Einschränken der Privatkontakte mit den Maßnahmen, die verfügt worden sind bisher, nicht so richtig klappt." Das habe damit zu tun, dass es erst spät dazu gekommen sei und nur auf eine "weiche Tour".

Sorge vor den nächsten Wochen

Sollten die Infektionszahlen in nächster Zeit nicht sinken, werde die Coronapandemie trotzdem in die Wirtschaft hineinwirken. "Wenn Arbeitnehmer krank sind, wenn in den Schulen dann zu viele infiziert sind und das in die Familien dann wieder reinkommt, dann läuft die Wirtschaft auch nicht rund." Aus ihrer Sicht gebe es keinen Gegensatz zwischen Wirtschaft und Gesundheitsschutz. "Denn mit ganz vielen kranken Menschen kann man keine gesunde Wirtschaft machen."
Die Frage sei, wie die Menschen sich jetzt weiter verhielten und ob die Pandemie wieder ernst genommen werde, sagt Riedel. "Dass man jetzt gesagt hat, dass man Weihnachten stark lockern will und auch Silvester, halte ich für gefährlich, wenn man auf die Infektionszahlen blickt." Die Gefahr sei, dass es dann am 3. Januar wieder losgehe.
(gem)

Donata Riedel ist "Handelsblatt"-Korrespondentin in Berlin mit dem Schwerpunkt Finanzpolitik. Sie ist seit 1995 bei der Zeitung. Zu ihren vorherigen Stationen gehören der WDR, der NDR und die taz.

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