Coronakrise in Nepal

"Die Regierung kennt sich mit Lockdowns aus"

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Viele Menschen drängen sich auf einer Straße in Kathmandu.
Normalerweise drängen sich die Menschen auf den Straßen von Kathmandu. Doch wegen der Coronapandemie gibt es auch in Nepals Hauptstadt einen Lockdown. © Laurentiu Morariu / Unsplash.com
Lei Jona im Gespräch mit Nicole Dittmer · 26.03.2020
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Der Filmemacher Lei Jona steckt wegen eines Corona-Lockdowns in Kathmandu fest. Viele Einheimische hätten Nepals Hauptstadt verlassen, sagt er. Doch manche Menschen aus westlichen Ländern wollten bleiben.
Der deutsche Filmemacher Lei Jona war im Himalaja zu Dreharbeiten unterwegs, als er plötzlich erfuhr, dass auch in Nepal wegen der Coronapandemie ein Lockdown geplant war. Neun Stunden war er von der nepalesischen Hauptstadt entfernt, als er von der Maßnahme erfuhr.
"Wir haben noch einen der letzten Jeeps erwischt, die über Land nach Kathmandu reinfahren", erzählt Lei Jona. Nun steckt er dort seit mehreren Tagen fest – und wartet darauf, ausgeflogen zu werden: Die Bundesregierung holt Deutsche aus der ganzen Welt in Sonderflügen zurück nach Hause.

Von anderen gelernt und schnell reagiert

Er habe den Eindruck, dass der Lockdown eine sehr gute Entscheidung sei. Die nepalesische Regierung habe schnell reagiert und von den Erfahrungen anderer Länder gelernt. Außerdem kenne sie sich mit Lockdowns aus. "Das wird hier auch bei Erdbebensituationen gemacht", berichtet der Filmemacher.
Er habe das Gefühl, dass sich die Situation vor Ort etwas verschärfe. Lebensmittelläden seien nur teilweise geöffnet. Bei der Gasversorgung gebe es bereits einen Einbruch. "Man merkt, dass die Reserven aufgebracht sind."

Die Stadt leert sich

Viele Menschen hätten die Stadt verlassen – unter anderem aus Sorge vor einer Coronakrise. "Die ganze Stadt ist extrem leise geworden", so Lei Jona. "Das erste Mal überhaupt hört man fast gar nichts außer Naturgeräuschen."
Manche Menschen, auch chronisch kranke ältere Personen aus England, Deutschland oder den Niederlanden würden trotz der sich möglicherweise verschlechternden Situation nicht in ihre westlichen Heimatländer zurückkehren wollen, sagt Lei Jona. Sie würden das mit ihrer Erfahrung begründen, dass dort die Versorgung nicht gewährleistet sei. Daher blieben sie bewusst in Nepal, sagt der Filmemacher: "Die Nepalis sind buddhistische Menschen und sehr groß darin, sich um andere zu kümmern."
(jfr)
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