Lieder der Impfgegner

"Maskenlos durch die Stadt"

08:18 Minuten
Teilnehmende an einer Demonstration gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen und gegen eine geplante Corona-Impfpflicht in Deutschland.
Gibt es spezielle Protestsongs, mit denen sich die Gegner der Anti-Coronmaßnahmen in Stimmung bringen? Unser Autor hat sich auf die Suche gemacht. © picture alliance / dpa / Fabian Sommer
Von Ferdinand Meyen · 26.01.2022
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Jede Protestbewegung hat ihre Lieder, so auch die sogenannten Querdenker. Auf deren „Spaziergängen“ werden aber nicht nur Demoklassiker gespielt, sondern auch Neukompositionen von Rechtsaußen-Liedermachern oder fragwürdige Coverversionen.
Was haben Marius Müller-Westernhagen, Xavier Naidoo und Carina Ottilie Rona, kurz C.O. Rona gemeinsam? Ihre Songs laufen auf Protestmärschen gegen die Coronamaßnahmen. Wenn man diese Musik genauer anschaut, fallen drei Kategorien auf.

Kategorie eins: Die Corona-Eigenkomposition

Das sind Songs, die Künstlerinnen und Künstler eigens gegen die Coronapolitik der Regierung geschrieben haben. Darunter zum Beispiel der Liedermacher Yann Song-King aus Dresden mit seinem Song „Wenn die Stimmung kippt“.
In dem Lied heißt es: „Ja, wenn die Stimmung, die Stimmung, die Stimmung kippt. Wenn unter einem Irrenhaus die Zeitbombe tickt. Ja, wenn die Erde rutscht und der Wind sich dreht, dann ist es für die Mächtigen zu spät.“

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Yann Song-King hat auch ein Album veröffentlicht. Der Titel: „Vereinigte Corona Werke“. Auf eine Interviewanfrage schreibt er allerdings, er würde Musik und Texte gerne allein sprechen lassen. Also Nachfrage bei Musikwissenschaftlerin und Protestforscherin Beate Kutschke. Was für eine Musik ist das, bitte? 

Coronamaßnahmen veralbern

Sie sagt: „Man muss bei 'Wenn die Stimmung kippt' zwischen dem Text und der Musik unterscheiden. Der Text ermutigt, sich von staatlichen Autoritäten nicht einschüchtern zu lassen. Und er macht das, indem er sich über die Coronamaßnahmen lustig macht. Die Musik dazu ist eingängig und vermittelt Harmlosigkeit. Von daher ist es geschickt gemacht, wenn ich ein Protestlied möchte, was die Coronamaßnahmen verharmlost. “   
Die Musikwissenschaftlerin erinnert dieses Protestverständnis in Teilen an die 68er-Bewegung. Doch es gibt einen Unterschied. Bei den Coronaprotesten singen auch die Rechten mit.

Kategorie zwei: rechtes Liedgut

Ein Beispiel für diese Protestsong-Kategorie: „Heimat“ von Die Konferenz. Ein Propagandasong mit Musikern aus der rechten Szene wie Hannes Ostendorf von der Hooligan-Band Kategorie C und Xavier Naidoo. Mit dabei auch  Ex-AfD-Mitglied Heinrich Fiechtner und der Verschwörungsideologe Oliver Janich.
Auszug aus dem Text: „Auch wenn ich schwach bin, es scheint, bei dir komm ich zu Kräften! In Berührung mit alten Mächten gibt es mir einen Sinn, dass ich von hier bin! Deine Heimat!“
Ein klassisches, rechtspopulistisches Narrativ: die Liebe zum Vaterland, die so weit geht, dass man sogar bereit ist, sich für die Heimat zu opfern. „Was ist sie dir wert? Wert zu sterben“, heißt es im Song.

Kategorie drei: Cover und Umdeutungen

Auf den Protesten gegen die Coronamaßnahmen laufen nicht nur Eigenkompositionen, sondern auch viele bekannte Popsongs. Entweder in Coverversionen oder im Original. Zum Beispiel „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen.
Der unkaputtbare Klassiker, eine der Hymnen auf die deutsche Wiedervereinigung, ist jetzt also auch eine Hymne der Impfgegner. Marius Müller-Westernhagen will sich dazu nicht äußern, weder schriftlich noch im Interview. Dass solche Stücke instrumentalisiert werden, sei kaum zu verhindern, sagt Musikwissenschaftlerin Beate Kutschke.

Fragwürdige neue Version

„Die Bedeutung von Musik ist nicht determiniert. Und das bedeutet einfach, dass natürlich jeder das in seinem Kontext benutzen kann und jeder dann der Musik Bedeutung zuschreiben kann."
Was aus so einer Umdeutung auch werden kann, zeigt dieses künstlerisch und inhaltlich sehr fragwürdige Beispiel: Die, in Anführungszeichen,  „Sängerin“ Carina Ottilie Rona, kurz C.O. Rona, hat Helene Fischers größtem Hit einen neuen Text verpasst: „Maskenlos durch die Stadt“.

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