Corona-Soforthilfe für Galerien

Auch der Staat profitiert davon

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Ein Mann schaut sich beim "Gallery Weekend" Berlin ein röhrenförmiges Werk an.
Damit es auch in Zukunft noch "Gallery Weekends" in Berlin geben kann, stellt der Bund 16 Millionen Euro zur Verfügung. © Christoph Soeder/dpa
Rupert Pfab im Gespräch mit Gabi Wuttke · 27.09.2020
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Mit 16 Millionen Euro will der Bund den angeschlagenen Galerien helfen, damit sie weiter Kunst ankaufen können. Ein Schritt in die richtige Richtung, findet der Galerist Rupert Pfab. Nun müsse die Mehrwertsteuer auf Kunstwerke gesenkt werden.
"Neustart Kultur", so heißt das milliardenschwere Corona-Rettungspaket der Bundesregierung. Darin sind nun auch 16 Millionen Euro extra für Galerien enthalten: für den Ankauf neuer Gegenwartskunst. Pro Antrag werden maximal 35.000 Euro freigegeben, wie es in einem Beitrag in der "Welt am Sonntag" heißt. Darin würdigt Kulturstaatsministerin Monika Grütters die Leistungen der Galerien, die mit Kunstentdeckungen und Ausstellungen lebendige Kulturorte für die gesamte Gesellschaft seien.

Am besten in Kunstankäufe investieren

Doch dass die 16 Millionen komplett für Kunstankäufe vorgesehen sind, bezweifelt der Düsseldorfer Galerist Rupert Pfab. Er glaubt vielmehr, dass der Großteil "für die Förderung der Digitalisierung von Galerien, von Druckerzeugnissen sowie Transport- und Versicherungskosten" verwendet werden solle und nur drei Millionen Euro für Ankäufe vorgesehen seien. So habe er jedenfalls besagten Artikel verstanden.
"Wenn dem so wäre, fände ich das schade", sagt Pfab. "Auch wenn es begrüßenswert ist, dass Frau Grütters jetzt Galerien hilft und dass auch Kulturgeld in Richtung Galerien fließt, so finde ich Ankäufe nachhaltiger. Und es würde den Galerien vor allem helfen, denn wir leiden mit Umsatzeinbrüchen massiv unter dieser Coronakrise."

Plädoyer für Senkung der Mehrwertsteuer

Pfab erinnert daran, dass auch der Staat von einer Förderung von Kunstankäufen profitiere, denn: "Die Museen könnten Sammlungslücken schließen. Die Galerien können weiterarbeiten, die Künstler können ihre Arbeit machen, und die Öffentlichkeit würde Kunst sehen. Also, wenn es Ankäufe wären, wäre es gut. Wenn es andere Hilfen sind, ist es immerhin begrüßenswert."
Der Galerist sieht außerdem noch Handlungsbedarf bei der Mehrwertsteuer: "Ganz wichtig vor allem für die Nachhaltigkeit wäre es, jetzt dringend die Mehrwertsteuer abzusenken auf sieben Prozent." Im europäischen Vergleich seien die Galerien in Deutschland mit einer Mehrwertsteuerbelastung von 19 Prozent nämlich extrem benachteiligt.

Auch Galerien wollen Geld verdienen

Vor einiger Zeit hat der Bund seinen Kunstankaufsetat von 500.000 auf drei Millionen Euro aufgestockt, allerdings mit dem Hinweis, dass Künstlerinnen und Künstler sich auch direkt an den Bund wenden, also die Galerien umgehen könnten. Dafür hat Pfab kein Verständnis:
"Warum dürfen die Galerien nicht ihre Arbeit machen und auch Umsätze generieren und Geld verdienen? Wir leisten viel für die Künstler, wir vermitteln sie in Ausstellungen, in Museen und Sammlungen. Und da wäre es natürlich wichtig, dass man das auch mal würdigt und dass bei den Galerien direkt gekauft wird und nicht an den Galerien vorbei bei den Künstlern in Ateliers."
(ckr)
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