Corona-Krisenmanagement

Das Deutschlandbild hat Kratzer bekommen

06:53 Minuten
Medizinische Coronaschutzmasken liegen auf einem Tisch.
Die Maskenaffäre mit mehreren Unionspolitikern im Zentrum habe das Bild von Deutschland im Ausland verschlechtert, so Tanja Gönner. © imago images / Joerg Boethling
Tanja Gönner im Gespräch mit Nicole Dittmer · 08.07.2021
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Wie wurde der Umgang in Deutschland mit der Corona-Krise im Ausland bewertet? Das hat eine neue Studie untersucht. In der ersten Welle wird das Handeln als diszipliniert wahrgenommen, später rücken Probleme in den Fokus. Vor allem ein Skandal ist hängen geblieben.
Der Umgang von Deutschland mit der Corona-Pandemie hat im Ausland in der Anfangsphase einen deutlich besseren Eindruck hinterlassen als in späteren Phasen. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie, die die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und das Goethe-Institut gemeinsam produziert haben.

Maskenaffäre kratzt am Image

Der Umgang mit der Pandemie in Deutschland war dabei einer von mehreren Schwerpunkten der Studie "Außenblick - Internationale Perspektiven auf Deutschland in Zeiten von Corona", für die 622 Menschen aus 37 Ländern befragt wurden.
Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der GIZ, erklärt, dass die Studie in zwei Wellen durchgeführt wurde und dass das Auswirkungen auf das Ergebnis gehabt habe. Das Bild von Deutschland habe sich nämlich in der zweiten Befragungsphase deutlich verschlechtert. Einen Scheidepunkt markierte dabei die Maskenaffäre mit mehreren Unionspolitikern im Zentrum, wie Gönner erklärt. "Da hat unser Bild Kratzer gekriegt."
In der ersten Runde seien die Deutschen und ihr Umgang mit der Pandemie "wirklich gut weggekommen", sagt die frühere CDU-Ministerin in Baden-Württemberg. "Genauso kennt man die Deutschen: Effizient; gut drauf eingestellt; sie halten sich an Regeln, weil sie wissen, das hilft ihnen."
Die zweite Welle an Interviews sei dann geführt worden in einer Phase, wo in Deutschland die Impforganisation diskutiert wurde und wo die Maskenaffäre aufkam. "Da gab es dann schon ein paar Risse im Bild", sagt Gönner, "dass man sagte: Hoppala, was passiert hier eigentlich? Ganz plötzlich halten sich die Deutschen nicht mehr an Regeln."

Anerkennung für die Impfstoffentwicklung

Zugleich sagten aber doch wiederum die meisten Expertinnen und Experten, die Deutschen hätten es gut gemacht, vor allem im Vergleich zu ihren Ländern, betont Gönner. "Aber sie haben uns schon auch mitgegeben: An der einen oder anderen Stelle hättet Ihr vielleicht mal nach außen schauen können, um Erfahrungen von anderen zu nehmen, die positive Erfahrungen hatten"


Alle hätten sich wiederum sehr anerkennend dazu geäußert, dass der Impfstoff in Deutschland entwickelt worden sei: Gönner zitiert einen der Befragten: Das Thema Corona-Impfstoff habe gezeigt, dass Deutschland gut sei in der Analyse und der theoretischen Bewältigung von Problemen – aber dann sei Deutschland sehr langsam in der Umsetzung.
Eine Frau mit kurzen, lockigen, dunklen Haaren schaut in die Kamera. Sie trägt einen blauen Blazer.
Tanja Gönner von der GIZ ließ die Wahrnehmung von Deutschland im Ausland untersuchen.© Thomas Imo/photothek.net/GIZ/Photothek
Die Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung in der Pandemie und die Probleme bei der gleichlautenden Umsetzung seien vom Ausland durchaus wahrgenommen wurde.
(mfu)
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