Corona im Museum

Mundschutz, Flurzettel, Klopapier

08:13 Minuten
Gestapelte Toilettenpapierrollen auf dem Heizkörper einer öffentlichen Toilette
Klopapier, hier in ausreichender Menge vorhanden: Wird das Objekt der Begierde in Coronazeiten deshalb irgendwann im Museum landen? © imago images / Jochen Tack
Fritz Backhaus im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 17.04.2020
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Das Deutsche Historische Museum denkt bereits darüber nach, welche Objekte später einmal die Coronakrise in der Sammlung abbilden sollen. Abteilungsdirektor Fritz Backhaus hat zugleich die großen historischen Linien im Blick.
Über eines sind sich viele einig: Mit der Coronapandemie beginnt eine neue Zeitrechnung. Nach der Krise wird vieles anders sein als zuvor.
Alte Zeit, neue Zeit, Umbruch: Wie lässt sich das möglichst anschaulich und in Details dokumentieren? Das Deutsche Historische Museum macht sich darüber bereits Gedanken.

"Frühzeitig die Augen offenhalten"

Fritz Backhaus, Abteilungsdirektor im Museum, sieht ein neues Sammlungsgebiet. Es gehe nicht darum, bestimmte Objekte schon jetzt für historisch zu erklären, sagt er. Viele Objekte in einer historischen Sammlung würden erst im Rückblick in ihrer Bedeutung sichtbar. "Unsere Aufgabe ist es aber, frühzeitig die Augen offenzuhalten."
Über verschiedene Sammlungsbereiche hinweg - wie Alltagsgegenstände, Plakate oder Fotografien - werde nun überlegt, was künftig interessant sein könnte, berichtet Fritz Backhaus. Die Coronakrise werde irgendwann ein wichtiger Teil der deutschen und auch der globalen Geschichte sein.
Die Aufgabe sei nun, Objekte zu finden, die aussagekräftig seien. Gesucht würden deswegen Dinge, die ganz konkret mit Personen, Ereignissen und Geschichten verbunden sind.

Große historische Linien

So wäre zum Beispiel der Mundschutz des Virologen Christian Drosten ein interessantes Objekt für die DHM-Sammlung, sagt Backhaus. Denn es gehe dem Museum auch um die großen historischen Linien - so sei beispielsweise eine Pestmaske aus dem 17. Jahrhundert Teil der Sammlung.
Mit ihr und einem aktuellen Mundschutz könne man zeigen, vor welchen Herausforderungen die Menschen in unterschiedlichen Zeitaltern bei Epidemien gestanden hätten.
Das Museum kümmert sich auch deswegen jetzt schon um das Thema Corona, weil es "viele flüchtige Objekte" gibt, wie Backhaus sie nennt: Dazu zählt er unter anderem die vielen Zettel, die jetzt in deutschen Hausfluren hängen. Eine Fotografin sei bereits für das Museum unterwegs, um solche Veränderungen des Alltags zu dokumentieren.
(ahe)
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