Cornelia Funke

Was mir heilig ist

Die Kinderbuch-Autorin Cornelia Funke
Die Kinderbuch-Autorin Cornelia Funke © picture alliance / dpa / Foto: Angelika Warmuth
Von Tobias Wenzel  · 28.12.2014
Cornelia Funke fühlt sich zwar keiner bestimmten Religion zugehörig, dennoch glaubt sie, "dass es noch viel mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als unsere Schulweisheit uns träumen lässt". Heilig sind der Autorin ihre Kinder, die Kunst und die Natur.
"Was ist mir heilig?

Ich glaube, was mir heilig ist, sind meine Kinder, meine Freunde, die Natur, die Kunst wahrscheinlich, jede Art von Kunst, alles, was am Leben ist, was kreucht und fleucht, wie man so schön sagt – wunderbare alte Worte! Und ich glaube, mir fällt das seltsam altmodische Wort "die Schöpfung" ein. Ich glaube, die ist mir sehr heilig.

Meine Kinder sind mir heilig, weil sie doch das Wertvollste in meinem Leben sind. Und ich glaube, dass die meisten Mütter, Väter diese Gefühle kennen, die Kinder in uns auslösen: dieses Gefühl, uneigennützig zu beschützen und sich jeden Tag darüber zu wundern, dass man so etwas in seinem Leben hat.
"Das Wunder dieses Planeten ist mir heilig"
Also je älter ich werde, desto bemerkenswerter finde ich einfach das Wunder, das uns umgibt. Vielleicht auch gerade natürlich, weil es uns in seiner Zerbrechlichkeit bewusst wird, weil wir ja so furchtbar daran rummanipulieren und so viel daran zerbrechen, wie Kinder in einem Zimmer, die sehr elaborierte Spielzeuge bekommen haben und noch nicht so richtig wissen, was sie mit denen anfangen sollen. Das Wunder dieses Planeten, das Wunder des Universums, das ist mir heilig.

Ich habe vor kurzem einen sehr tröstlichen Satz zu dem Thema gelesen, wo gesagt wurde: Unsere Vorstellung, dass wir diesen Planeten zerstören können, wäre ja wieder mal sehr größenwahnsinnig. Dieser Planet wird uns irgendwann zerstören, wenn wir weiter so leben, wie wir leben. Aber dem kann eigentlich nicht viel passieren. Das fand ich sehr tröstlich, wobei ich natürlich aus einer Generation stamme, die auch schon den ´Krieg der Sterne` gesehen hat und gesehen hat, dass man ganze Planeten explodieren lassen kann.
"Ich versuch auch nicht allzu sehr zu ergründen"
Ich habe in meinem Leben sehr, sehr oft diese sogenannten Zufälle gehabt, die wirklich nicht wie Zufälle sich anfühlen, sondern wie etwas Gefügtes. Ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich versuch auch nicht allzu sehr zu ergründen, was das bedeutet. Aber ich steh immer wieder davor und denk: Wie kann sich das denn so gefügt haben? Oder: Wie konnte denn gerade das jetzt passieren?
Ich bin auch durchaus jemand, der um Hilfe bittet, so den Hilferuf durchaus ins Universum sendet. Und bisher ist der immer beantwortet worden. Die Hilfe wurde immer auf sehr interessante Weise gewährt, was ich daran sehr zu schätzen weiß.

Also ich bin ein sehr religiöser Mensch im nichtreligiösen Sinne. Das heißt also: Mein Gott hat keinen bestimmten Namen und keine bestimmte Religion und kein bestimmtes Bekenntnis. Aber ich bin ganz sicher, dass es noch viel mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als unsere Schulweisheit uns träumen lässt. Also die Energie und das Leben, das uns umgibt, oder das, was einen auch als Künstler oder als Geschichtenerzähler immer wieder speist, das ist so etwas Unbegreifliches. Und dann hat man doch wahrscheinlich ab und zu tatsächlich dieses heilige Schaudern."
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