Computerspiel "Californium"

In der Haut eines Science-Fiction-Autors

Straßenzug im Computer-Spiel "Californium", das eine Hommage an den Science-Fiction-Autoren Philip K. Dick sein soll.
Das Computer-Spiel "Californium" soll eine Hommage an den Science-Fiction-Autoren Philip K. Dick sein. © Darjeeling / Nova Production
Von Marcus Richter · 14.04.2016
“Blade Runner”, “Minority Report” und “Total Recall” - dies sind alles bekannte Verfilmungen von Romanen von Philip K. Dick. Nun ist mit "Californium" ein Computerspiel entstanden, das eine Hommage an den Science-Fiction-Autor sein soll.
"Ein Autor, der keine Zeile zu Papier bringt. Das Hirn zerfressen von Psychopharmaka und billigem Fusel. Die Frau Ihres Lebens und ihre Tochter sind längst Geschichte, wer möchte schon so einen Albtraum leben?”
Ich. Zumindest als Spieler, denn schließlich verspricht mir "Californium” eine "Liebeserklärung an Philip K. Dick” - die damit beginnt, dass ich zur gescheiterten Schriftstellerexistenz Elvin Green werde, der alle Klischees mitnimmt und erlebt, die die USA der 60er Jahre zu bieten haben.
"Und Jimi hat seine Stratocaster auf der Bühne gebumst und dann hat er sie angezündet, willst du mich auch anzünden Elvin? Ich sorge dafür, dass du Thea vergisst!”
Während Dicks Leben die Blaupause für die Geschichte des Spiels ist, spiegelt die Welt von Californium das Hauptthema von Dicks Werk wieder: Fantastische Realitäten, hinter denen sich weitere Ebenen und Bedeutungen verstecken.
"Sie haben die einmalige Chance, auf die andere Seite des Spiegels zu treten, der ultimative Trip in Welten, die nur auf Sie warten!”
Ich durchstreife also die Spielwelt. Die sieht aus wie ein Comic der 60er Jahre – leicht psychedelisch in Formen und Farben, bunt, aber dennoch irgendwie düster und schmutzig.
Obwohl ich mich im dreidimensionalen Raum bewege, wirkt alles sehr flächig.

Eine anstrengende wie öde Spielmechanik

Ein Eindruck der noch durch die anderen Figuren unterstützt wird, die alle Pappaufsteller sind – die aber immer so rotieren, dass sie mir ihr Gesicht zuwenden. Es wirkt eben surreal, das Versprechen einer dahinterliegenden, anderen Realität zum Greifen nah – aber um die zu erreichen, muss ich die Spielmechanik von "Californium” meistern. Die stellt sich schnell leider als anstrengend und öde heraus.
"Der Mensch ist absurd, durch das, was er sucht, groß durch was, was er findet.”
Ich muss den leuchtenden griechischen Buchstaben Theta finden, der überall versteckt ist. Die Hinweise auf die Verstecke sehen häufig aus wie Fehler in der Computergrafik und weil es sonst nicht viel zu entdecken gibt, wird aus dem spielerischen Erforschen der Spielwelt ein frustrierendes Suchen nach der nächsten Klickmarkierung.
Dazu kommt das Gefühl, die Werke von Philip K. Dick schon komplett auswendig kennen zu müssen, um die Anspielungen zu verstehen, das ändert sich erst im dritten Kapitel:
"Auf dem Mars herrschen als römischer Imperator. Wer hätte so gedacht, dass so einmal das Schicksal des kleinen Elvin Green aussieht.”
Hier finden sich sozusagen der Mainstream-Dick. Es geht um Terroristen auf dem Mars – wie bei Total Recall, es gibt künstliche synthetische Menschmaschinen – wie bei Blade Runner – und es gibt noch weitere Anspielungen auf die Romane, die auch erfolgreich verfilmt wurden.

Ein Konzept, das Anerkennung verdient

Im vierten und letzten Kapitel – wird es noch einmal – genau wie vor allem in Dicks letzten Werken, mystisch verschroben. Die Architektur schwebt Escher-gleich durch die Luft, der Tod des Autors wird als Gang ins Erkenntnislicht inszeniert.
"Dieses Universum bricht in sich zusammen! Wir beenden dieses Experiment.”
Vier Stunden dauert dieses Experiment, diese Liebeserklärung an Philip K. Dick. Ich bin zwiegespalten: Einerseits ist "Californium” voller schöner, fantastisch verschrobenen Ideen und liebevoll gezeichneten Kulissen, alleine das Konzept einen Autor durch ein Spiel so darzustellen verdient Anerkennung.
Aber – und das lässt sich nicht verleugnen: Spielmechanik und über weite Strecken leider auch die Sprecher sind sehr hölzern. "Californium” bleibt visionär im Konzept, aber schwer verdaulich in der Umsetzung – doch das lässt sich ja durchaus auch über einige Werke Philip K. Dicks sagen.
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