Computermagazin

Noch immer Frauenmangel bei der c't

Von Michael Engel · 05.12.2013
Das Computermagazin c't wird 30 und hat seine Leser zum Rundgang in die Redaktion eingeladen. Die Leser haben sich in den vergangenen Jahren kaum geändert - die Themen hingegen schon.
"Guten Tag. Mein Name ist Christoph Windeck. Ich bin seit 15 Jahren bei der c’t, und wir gehen jetzt durch die gesamten Redaktionsräume. Das beginnt im zweiten Stock oben. Dann gehen wir noch in Testräume und Messräume, die sich über weitere zwei Stockwerke verteilen. Gut, dann würde ich sagen, gehen wir mal los…"
Es sind 150 besonders treue Abonnenten, die auf Einladung der Redaktion nach Hannover gekommen sind. Auf dem Programm steht ein Rundgang durch den Verlag. Alexander Röthlin ist mit dabei. Seit 20 Jahren liest er jede Ausgabe der Computerzeitschrift:
"Ich bin aus Freiburg im Breisgau, also quer durch die Republik bin ich hierher gekommen. Und es war auch keine Frage, dass ich das mache. Also, als ich die Einladung per eMail bekommen habe, da bin ich fast vom Stuhl gefallen, hab‘ mich gefreut, und mir gesagt: Das muss ich unbedingt machen. Das war klar..."
Gregor Kubrak hatte es „nicht so weit“, wie er sagt. Der Informatiker – eifriger c’t Leser seit Jahrzehnten – arbeitet bei den Berliner Verkehrsbetrieben – im Rechenzentrum.
Prüfen und Testen von Hardware ist die Hauptaufgabe
"Es bringt mir insofern was, als dass die Leute, die mich seit meiner Anfangszeit mit der Computertechnik begleitet haben, tatsächlich mal zu sehen, wie die hier arbeiten. Wie das Ganze praktisch produziert wird. Wenn man die Gelegenheit hat, die dann auch zu nutzen."
Durch’s Treppenhaus geht es gleich in einen besonderen Raum. Zweieinhalb Meter hohe Metallplatten, die mit 1400 Schrauben sichtbar zusammen gehalten werden, bilden die Wände dieses stählernen Zimmers.
„Damit keine elektromagnetischen Wellen von außen eindringen“, erklärt Christoph Windeck seiner Besuchergruppe... also hier befinden wir uns in einer Art Kuriosum. Wir messen vor allem leitungsgebundene Störungen. Hier hängt jetzt auch testweise mal ein Netzteil dran. Was wir hier noch machen, das ist ein Störimpulsgenerator, damit kann man zum Beispiel kurzzeitige Leitungsüberspannungen simulieren, also zum Beispiel einen 2000 Volt-Impuls, das sind Normimpulse, die simulieren sollen, wie wenn in Ihrer Nähe ein Blitz einschlägt in die Elektroverteilung."
Computer, Drucker und Monitore zu prüfen, ob die Teile auch halten, was die Hersteller versprechen, das ist die wohl wichtigste Aufgabe der c’t-Macher. Warentest als Service für die vorwiegend männliche Kundschaft. In den Anfangsjahren – 1983 – war das noch anders, erinnert sich Chefredakteur Detlef Grell, der seit nunmehr 30 Jahren dabei ist. In der ersten Zeit lieferte die Zeitschrift vor allem Bauanleitungen für Hard- und Software - denn Computer waren damals noch sehr teuer...
"Wir haben dann tatsächlich ja einen PC-kompatiblen Rechner zum Selbstbau gehabt. Den konnte man für 2000 Mark zusammen bauen, während ein IBM-PC zwischen 5000 und 7000 Mark kostete. Und das waren klare Belege für den Selbstbau. Aber Selbstbau heißt hier nicht, ein paar Platinen zusammen zu stöpseln, sondern es bedeutete, kleine Platinen mit Bauteilen belöten. Und mein Hotline-Telefon hat - ich glaube - bis 1987 pausenlos geklingelt, weil der Selbstbau dieses Rechners nicht ganz so unkompliziert war wie viele gedacht haben."
Die Entwicklung des Computer war sogar für Freaks nicht vorhersehbar
1987 kamen die PC-Kompatiblen dann auch nach Deutschland. Die Preise purzelten. Doch sonderlich viel konnte man mit den Rechnern immer noch nicht anfangen. Und mühsam war’s obendrein. Jeder Programmbefehl musste mit der Tastatur eingegeben werden, denn Maus, Windows oder gar Internet gab es noch nicht. Dass sich der Computer zum kunterbunten Tausendsassa der Unterhaltung entwickeln würde, konnten sich selbst Computerfreaks nicht vorstellen.
"Als das 1994 mit dem Web richtig losging – also das war auch nicht vorhersehbar. Da bin ich ganz ehrlich. Das hab‘ ich nicht mal geahnt. Und ich bin Science-Fiction-Leser seit ewigen Zeiten. Das haben auch die Autoren ja letztlich auch gar nicht alle geschnallt. Es gab keinen Science-Fiction-Autor, der irgendwie Netzwerke auf dem Schirm hatte. Das war schon erstaunlich."
Mittlerweile beschäftigt der Heise-Verlag längst nicht mehr nur Elektro-Ingenieure und Informatiker. Zum Team der Redakteure gehören ebenso auch Sprachwissenschaftler, Philosophen, sogar eine Theologin ist dabei, die kürzlich einen Beitrag über die Herstellung von Waffen mit Hilfe von 3D-Druckern schrieb. Aus einem ethischen Blickwinkel. Und dann wären wir auch schon beim Thema „Frau und Computer“. Johannes Endres – der stellvertretende Chefredakteur schaut in die Besucherrunde: Alles Männer!
"Unsere Leser sind so ein bisschen mit der Redaktion gealtert. Das heißt, der Altersschnitt liegt so in den Vierzigern. Sie sind vorwiegend männlich, was natürlich auch durch das Technikmagazin bedingt ist, aber sehr, sehr schade ist. Ich finde diese Setzung, dass Technik irgendwie so ein männliches Thema ist, finde ich überhaupt nicht notwendig und inzwischen eigentlich seltsam. Unsere Leser sind auf der Suche nach Informationen, also sie sind nicht unbedingt auf der Suche nach der neuesten Sensation, sondern eher daran interessiert, zu verstehen, was los ist, was natürlich auf ein gewisses Bildungsinteresse hindeutet."
Auch in den nächsten Jahren werden Computer viele Entwicklungen in Gang setzen, die sich heute noch niemand vorstellen kann. Keine andere Technik werde die Möglichkeiten der Menschheit so massiv verändern wie dieses kleine, elektronische Rechenwunder, sagen die Experten in Hannover und basteln schon wieder fleißig an der nächsten Ausgabe der c’t.