Computer im Dienst der Gesundheit

Von Michael Engel |
Computer sind aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Auch auf der Computermesse CeBIT kursieren Begriffe wie "eHealth" und "Telemedizin". Sie zeigen, dass der Computer auch daheim in den Dienst der Gesundheit gestellt werden kann. Viele Produkte stecken allerdings noch in der Entwicklung.
"Der Puls ist eigentlich, ja, leicht erhöht, würde ich sagen. Größenordnung 122. 125 sollte ich eigentlich erreichen. Das heißt, ich werde noch einen Schritt zulegen, und dann sind wir bald da..."
Der "elektronische Pulsmesser" zählt zweifellos mit zu den ersten Minicomputern, die gesundheitsbewussten Menschen die Marschroute vorgeben. Doch damit sind die Möglichkeiten lange nicht erschöpft.

Beispiel "Fahrradergometer". Sie berücksichtigen den Puls und passen den Pedaldruck an. Das Gerät von "pro senses" misst darüber hinaus auch den Sauerstoffgehalt der Atemluft und errechnet daraus die körperliche Belastung.

Damit das Training nicht in Stress ausartet, wird der Fitness bewusste Mensch mit Musik begleitet. Eine Videoleinwand direkt vor dem Heimtrainer zeigt dabei Landschaften, die per Pedes erkundet werden können. Das Ganze in 3D - also dreidimensional. So macht Gesundheit Spaß, meint Ulrich Jerichow, der die Idee entwickelte.

"Parallel in diesem Zusammenhang kommt auch eine sehr starke Erlebnis-Vision mit dazu. Also diese langweiligen Fitness- und Maschinenparks gehören dann der Vergangenheit an durch die Möglichkeiten der 3D-Technologie, die hier dargestellt wird, kann man letztlich eine Reise durch die Alpen machen oder man kann eine Tour de France Etappe nachfahren oder irgendwo durch Dubai fahren oder was auch immer..."
Noch ist der High-Tech-Fahrradergometer ein Prototyp - entwickelt für Sportler, aber auch für Fitness orientierte Menschen, die Gesundheit mit Unterhaltung verknüpfen möchten.

Wer lieber reale Landschaften mit einem richtigen Fahrrad erkunden möchte und dabei seine Gesundheit im Auge behalten muss, für diesen Personenkreis entwickelten Wissenschaftler der Fraunhofer Gesellschaft einen digitalen Patientenbegleiter - als "Fahrradguide". Herzstück ist ein T-Shirt mit Elektroden, das die Atemintensität misst. Der ebenfalls integrierte Sender überträgt die Daten an einen Minicomputer am Lenkrad – einen sogenannten PDA. Konzipiert wurde der Fahrradguide für Astmapatienten, so Martin Fiedler vom Institut für Software und Systemtechnik.
"Sollte der Fahrer zu stark gefordert werden, dann erkennt der PDA das an der Atemintensität, meldet dies halt sofort, und warnt, dass man vielleicht ein bisschen langsamer fahren sollte. Ein Pause einlegen sollte. Oder die Navigation wählt einen Rastplatz, der in der Gegend liegt, um dort eine Pause zum Beispiel vorzuschlagen."
Der Fahrradguide funktioniert prächtig. Nur ein Problem ist noch nicht gelöst: Das T-Shirt, in dem die empfindliche Elektronik eingewebt ist, darf auf keinen Fall gewaschen werden.
Stürze in der Wohnung sind tückisch: Häufig ist niemand da, der einen Rettungsdienst alarmieren kann. Besonders ältere Menschen, die unter Schwindel leiden oder einem Schlaganfall "erliegen", sind davon betroffen. "Assisted Living" nennt Silke Steinbach-Nordmann ein Überwachungssystem, das vorerst noch erprobt wird. Es besteht aus sogenannten "Umgebungssensoren", die in allen Zimmern einer Wohnung angebracht werden.
"Und diese Umgebungssensoren zeichnen in ihrer jeweiligen Funktion - über Druck oder über Bewegung oder Lokalisierung - auf, wo ist der Mensch in seiner Wohnung, was tut er, wie verhält er sich, und das System ist intelligent und weiß, was der Benutzer normalerweise tut, und was auf einmal eine Abweichung ist. Eine drastische Abweichung ist ein Sturz. Der Mensch steht nicht mehr, er liegt. Er liegt nicht im Bett, sondern an ungewöhnlicher Stelle. Damit bekommen wir raus: Jetzt ist er gestürzt."
Jetzt schrillen die Alarmglocken beim Rettungsdienst. "Big brother is watching you". Für die Wissenschaftlerin vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering aus Kaiserslautern hat diese Vision durchaus etwas Positives: Dass pflegebedürftige Menschen in Zukunft noch länger zu Hause bleiben können und dabei sicher aufgehoben sind. Die zunehmende Zahl älterer Menschen einerseits, verbunden mit dem prognostizierten Mangel an Pflegekräften in Zukunft, setzten die Entwickler unter Druck. Sie müssen technische Lösungen finden.

Marcel Wientjes folgt der Stimme aus dem Computer und atmet genau so, wie es der langsam pulsierende Balken auf dem Bildschirm anzeigt. Ein Ohrclip mit Elektrode misst dabei seine Herzfrequenz. Das System, so der Experte, soll die Menschen von Stress befreien.
"Durch diese Übung nehme ich bewusst Einfluss auf mein vegetatives Nervensystem, und zwar auf meine innere Bremse. Der sogenannte Parasympathicus. Es soll Menschen unterstützen dabei, in Stress-Situationen danach auch wieder runter zu kommen."
Zwar würden Yoga und autogenes Training genau so effizient den Stress abbauen können, dafür habe die Software klare Vorteile im Büro: Programm starten - Stress abbauen. Entspannend soll die Zukunft im Büro sein.