Comic und Cartoon

Geschichte der Welt in Bildern

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Jens Harders "Beta ... civilisations" ist Fortsetzung seines Bandes "Alpha ... directions" © Cover von Jens Harders "Beta ... civilisations" - Carlsen Verlag
Besprochen von Frank Meyer · 13.03.2014
Harder hat nachgelegt: Weltgeschichtlich anschließend an seinen ersten Band "Alpha directions" erzählt er in seinem zweiten die Entstehung des Homo sapiens. Und er hat damit erneut eine assoziative Bilder-Erzählung von Format geschaffen.
Mehr kann man sich kaum vornehmen. Der Berliner Zeichner Jens Harder will die Geschichte der Welt in Bilder fassen, die ganze Geschichte vom Urknall bis in die Zukunft. Auf vier Bände ist dieses Projekt im Moment angelegt. Der erste Band "Alpha ... directions" hat die Anfänge des Universums und des Lebens auf der Erde geschildert. 14 Milliarden Jahre Naturgeschichte hat Harder in dieses Buch gepackt, als es 2010 erschien, war das Staunen groß über den Wagemut dieses Zeichners, über den Berg von Wissen, den er zusammengetragen hat, über seine kühne Kombination von Naturwissenschaft, Bildergedächtnis und poetischer Montage.
Mit dem zweiten Band seines Mammutwerkes "Beta ... civilisations" ist Jens Harder nun beim Menschen angekommen. Die Entstehung des Homo sapiens ist die erste große Erzählung dieses Buches. Also: zurück zu den Anfängen, zum Beginn der Erdneuzeit, die Saurier sterben aus und es wird Platz für den Aufstieg der Säugetiere.
Seine Methode zeigt Harder gleich bei diesem Umschlagpunkt der Naturgeschichte, auf einer der ersten Seiten: Saurier-Kadaver werden zu Skeletten und versinken im Archiv der Erde, in den Sedimenten. Direkt daneben setzt Harder Darstellungen des Heiligen Georgs als Drachentöter und des biblischen Paradieses, Bilder vom Sieg über die Ungeheuer, vom imaginierten Urzustand menschlichen Lebens.
Ganze Galerien von Halbaffen
Wie an diesem Punkt kombiniert Harder ständig religiöse Vorstellungen, historische Fantasien und Bilderfindungen aus der Kunstgeschichte mit Erkenntnissen der Naturwissenschaft. Magische Einhörner stehen neben prähistorischen Nashörnern, frühe Affenarten neben Science-Fiction-Affenmenschen in Raumanzügen.
Anders als beim ersten Band von Harders Evolutionsgeschichte wird in diesem das Porträt zum Leitmotiv. Der Zeichner spielt den großen Vorzug seines Genres aus, er kann den Wesen der Vergangenheit ein Gesicht geben. Man schaut rattenartigen Baumbewohnern in die Augen, den Wesen, die am Beginn der neuen Säugetier-Ordnung standen, die schließlich den Menschen hervorgebracht hat.
Harder porträtiert ganze Galerien von Halbaffen, Primaten und ausgestorbenen Menschenarten. Der Entstehung des Menschen so ins Angesicht zu sehen macht einem klar, wie tief der Mensch in der Naturgeschichte verwurzelt ist und wie viel davon er bis heute in sich trägt.
Eine assoziative Bilder-Erzählung
Diese Eindringlichkeit ist frappierend, und genauso Harders überraschende Montagen von weit auseinanderliegenden Quellen. In jahrelanger Arbeit hat er aus Archiven und Bibliotheken einen Bilderschatz zusammengetragen, den man in dieser Kombination noch nie gesehen hat.
Es ist eine globale Bilderwelt, japanische Holzschnitte stehen da gleichberechtigt neben Zeichnungen der Inka neben Gemälden der europäischen Renaissance. Alle diese Motive hat Jens Harder abgezeichnet und so in seine assoziative Bilder-Erzählung eingebettet. Den Schlusspunkt dieses Bandes hat er beim Jahr Null unserer Zeitrechnung gesetzt, der nächste Band soll die Geschichte der Menschheit bis zur Gegenwart erzählen.

Jens Harder: "Beta ... civilisations volume I"
Carlsen Verlag, Hamburg 2014. 368 Seiten, 49,90 Euro

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