Comeback der US-Serie "Roseanne"

Wie Trump eine TV-Familie spaltet

Die Darstellerin Roseanne Barr sitzt 1988 in einer Szene der Comedyserie "Roseanne" auf dem Sofa.
Die Darstellerin Roseanne Barr 1988 in der Comedyserie "Roseanne" © imago stock&people
Wolfgang Frömberg im Gespräch mit Shanli Anwar · 28.03.2018
Trump, Alkoholismus, Waffengewalt und Gender – in der Neuauflage der US-Serie "Roseanne" werden brandheiße Themen diskutiert, findet der Kulturjournalist Wolfgang Frömberg. Vor allem die Diskussion um Trump sorgt in der Familie für Streit.
Eine karierte Couch mit Häkeldecke, beige Tapeten – auf den ersten Blick scheint in der neuen Folgen von "Roseanne" die Zeit stehen geblieben zu sein. Das Mobiliar ist dasselbe wie vor 20 Jahren, als die letzten Folgen der Serie gedreht wurden. In den 80ern sei die Serie eine echte Innovation gewesen, sagt Kulturjournalist Wolfgang Frömberg.
"Das mag ein bisschen abgedroschen klingen, aber man kann schon sagen, dass es Ende der 80er und auch im Lauf der 90er Jahre wirklich ein revolutionäres TV-Format war. Das lag zum einen daran, weil Roseanne Barr die Rolle der Serienmutter ganz anders interpretiert hat, als das alle Serienmütter das in den TV-Shows davor gemacht haben – viel selbstbewusster."

Der ganz normale Wahnsinn

Die Serie thematisierte den ganz normalen Wahnsinn einer US-amerikanischen Arbeiterfamilie: Geldprobleme, Jobsuche, Treue in der Ehe, Streitigkeiten zwischen den pubertierenden Kindern und den Eltern. Mittendrin die starke Figur der Roseanne. Und nicht nur vor der Kamera trat Hauptdarstellerin Roseanne Barr selbstbewusst auf. Auch hinter den Kulissen habe sie sich gegenüber den Produzenten der Serie durchgesetzt. Frömberg:
"Da wurden nicht nur in der Show feministische Perspektiven durchgespielt, da wurden echte Schlachten geschlagen."
Der Schauspielerin Roseanne Barr ist auch das Comeback der Serie zu verdanken. In einem Interview sagte sie, ihre Motivation, die Serie noch einmal neu aufzulegen, sei gewesen, etwas über die Gegenwart und das Land zu sagen, in dem sie lebe.
Auch wenn die Einrichtung der Familie Connor dieselbe ist wie vor 20 Jahren, die Familie hat sich gewandelt. Die Hauptdarsteller sind älter geworden: Darleen hat zwei Kinder und lebt getrennt. Becky will ihre Schulden loswerden, indem sie sich als Leihmutter zur Verfügung stellt. Und D.J. war als Soldat in Syrien und hat eine Afroamerikanerin geheiratet, mit der er zwei Kinder hat.
"Es wird bunter und man kann sagen, diese Kernfamilie, womit es einmal angefangen hat, diese Kleinfamilie sich zu einer klassischen Patchworkfamilie entwickelt hat."
Eine Patchworkfamilie, in der neben Alltagsproblemen auch immer wieder politische Themen diskutiert werden. Symptomatisch ist dafür der Streit zwischen der Trump-Befürworterin Roseanne und Jackie, die Hillary Clinton gewählt hat:
"How could you have voted for him, Roseanne?"
"He talked about jobs Jackie. He said he shapes things up. I mean this can come like a shock to you but we almost lost our house like the way the things are going."
"Have you looked at the news? Because now things are worse."
"Not on the REAL news!"
In der Patchwork- Familie Connor scheine sich die gesamte US-amerikanische Gesellschaft widerzuspiegeln, sagt Frömberg:
"Ganz aktuelle, brandheiße Themen kommen da auf. Es geht um Waffen, es geht um Alkoholismus, es geht um Genderfragen. Das ist wirklich nicht nur diese Auseinandersetzung um Trump, die Auseinandersetzung zwischen Roseanne und Jackie, sondern es wird ein ganz breites Feld an politischen Themen auf sehr komische Weise teilweise in der Serie verhandelt."
Trotz der politischen Dimension der Serie komme auch der Humor nicht zu kurz:
"Die Gags sind auf den Punkt, jede Pointe sitzt. Man muss halt wirklich viel lachen. Da geht es gleichzeitig sehr politisch zu. Und das macht es wirklich zu einem sehr gelungenen Comeback."
(mw)
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