College-Basketball

Caitlin Clark ist die Größte

06:11 Minuten
Caitlin Clark von den Iowa Hawkeyes (rechts) gegen Hailey Van Lith von LSU in Albany
Caitlin Clark (rechts) hat im vergangenen Jahr mit Werbeverträgen knapp zwei Millionen Dollar verdient. © dpa / picture alliance / Hans Pennink
Von Kerstin Zilm · 07.04.2024
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College-Basketballspieler euphorisieren auch bei der diesjährigen March Madness wieder Sportfans in den USA. Dabei stiehlt eine Athletin allen die Show: Caitlin Clark. Sie facht auch eine Debatte um eine gerechte Bezahlung von Frauen im Sport neu an.
22 Jahre alt und 1,83 Meter groß - das ist Caitlin Clark. Aus jeder Richtung und aus jeder Entfernung treffen ihre Bälle den Korb.

Im vergangenen Jahr faszinierte sie zehn Millionen Zuschauer mit ihren Traumpässen und Drei-Punkte-Treffern im March Madness Finale der College Frauen.

"Es macht Riesenspaß, ihr zuzuschauen"

Clarks Mannschaft, die Iowa Hawkeyes, verlor zwar gegen die Louisiana State University. Die Spielerin gewann aber landesweit Respekt für ihr Talent. Mittlerweile hat die Ausnahmewerferin sämtliche College-Rekorde gebrochen. Von Männern oder Frauen.
„Sie ist kreativ. Sie ist superschnell. Sie bringt die Zuschauer in Stimmung. Es macht einfach Riesenspaß, ihr zuzuschauen“, sagt Nicole LaVoi, Direktorin des Tucker Centers für Mädchen und Frauen im Sport an der University of Minnesota.
Jedes Spiel mit Caitlin Clark ist ausverkauft. Auf dem Schwarzmarkt gehen 30-Dollar-Tickets für 300 Dollar weg wie warme Semmeln. ESPN zahlte im Januar für die Übertragungsrechte der College-Frauen Spiele 115 Millionen Dollar - dreimal so viel wie im Jahr davor.
Der Sportsender stellte eine Reporterin nur für Berichte über die Ausnahmesportlerin ab. Nicole LaVoi sagt, sie wecke Interesse am Sport generell.

"Investoren wollen von der Begeisterung um sie und den Sport profitieren. Ihretwegen bekommen auch andere junge Basketballspielerinnen Werbeverträge. Ihretwegen bekommt Frauensport generell mehr Aufmerksamkeit als je zuvor."

Nicole LaVoi, University of Minnesota

Caitlin Clark bleibt trotz all des Trubels bescheiden. Der Sport habe sie weitergebracht als sie sich das als Mädchen, das mit ihren Brüdern spielte, je hätte träumen lassen.
"Ich bin immer noch jeden Tag sehr dankbar dafür, dass ich vor 15.000 Menschen mit meinen besten Freundinnen ein Spiel spielen kann, das ich mehr liebe als alles andere auf der Welt. Hätte ich mit sechs Jahren sehen können, wo ich jetzt bin, hätte mich der ganze Trubel überrascht. Ich wäre stolz darauf gewesen, wie hart ich für diesen Traum gearbeitet habe."

March Madness als große Chance für die Spieler

Für Athletinnen und Athleten auf dem Feld geht es bei March Madness nicht nur ums Gewinnen, sondern auch darum zu beweisen, dass sie das Zeug für die Profiliga haben. In den USA sind Colleges die Ausbildungsstätten für den Sportnachwuchs. Wer es während des Studiums nicht schafft, Scouts auf sich aufmerksam zu machen, kann die Basketballkarriere so gut wie abschreiben.
In diesem Jahr kämpft zum Beispiel Zach Edey um einen Platz bei den Profis. Er ist 2,13-Meter groß und gut 150 Kilo schwer. Er war diese Saison mit den Purdue Boilermakers fast allen Gegnern überlegen. Doch ob sein Spiel in eine NBA-Mannschaft passt - darüber streiten die Experten.
Ebey selbst gab sich nach dem Einzug ins Halbfinale gelassen: „So viele Trainer haben mich nicht wahrgenommen. So viele Mannschaften haben mich auf die Ersatzbank gesetzt. Leute haben immer wieder an mir gezweifelt und mich übersehen. Das können sie jetzt nicht mehr.“

Mehr als zehn Millionen Zuschauer

Mehr als zehn Millionen Zuschauer werden die Finalspiele einschalten. Tickets kosten bis zu 7.000 Dollar für die Begegnungen der Frauen und 10.000 für die Männer.
Die NCAA, die US-Organisation für Collegesport, nimmt mit March Madness durch Übertragungsrechte, Werbespots und Tickets über einer Milliarde Dollar ein.
Der oberste US-Gerichtshof entschied vor drei Jahren, dass Colleges Athletinnen und Athleten zwar nicht direkt bezahlen dürfen. Diese haben aber das Recht, ihre Persönlichkeitsrechte zu verkaufen.
Seither haben einige Werbeverträge in Millionenhöhe abgeschlossen. Caitlin Clark hat im vergangenen Jahr damit knapp zwei Millionen Dollar verdient.

Debatte um gerechte Bezahlung

Wenn sie im Sommer in die Profiliga wechselt, darf der Club ihr als WNBA-Neuling nicht mehr als 80.000 Dollar zahlen. Bei den Männern ist der Mindestlohn für Spieler 1,1 Millionen.
Diese Ungerechtigkeit kann sich Basketball dank der Aufmerksamkeit um Caitlin Clark nicht mehr lange leisten, meint Nicole LaVoi von der University of Minnesota. Der March Madness Hype werde auch in der Profiliga überfällige Veränderungen mit sich bringen.
„Wir sind an einem Wendepunkt. Viele Faktoren kommen zusammen. Traditionen werden gebrochen. Athletinnen haben ein neues Selbstbewusstsein und wenden sich auf eigenen Kanälen direkt an ihre Fans. Es ist eine wirklich gute Zeit, das Talent von Frauen im Sport groß herauszubringen.“
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