Clubkultur unter Coronabedingungen

Clubcommission für PCR-Tests vor dem Tanzen

07:05 Minuten
Partygänger tanzen im Berliner Magnet Club.
Wieder unbeschwert clubben? Die Ergebnisse eines Pilotprojekts machen Mut. © imago / David Heerde
Lutz Leichsenring im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 26.08.2021
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Offenbar hat sich niemand mit Corona infiziert, als jüngst in einem Pilotprojekt 2000 PCR-Getestete ohne Masken in Berliner Clubs tanzen konnten. Den Lobbyverband der Clubs stimmt das optimistisch, er will das Modell nun zur Regel machen.
Sechs Berliner Clubs haben vor drei Wochen am Pilotprojekt "Clubculture Reboot" in Berlin teilgenommen. Die international gefeierten, aber durch die Coronapandemie existenziell bedrohte Clubszene der Hauptstadt wollte gemeinsam mit dem Senat und der Charité neue Wege aufzeigen und wissenschaftlich prüfen. Die Frage war: Wie kann man Tanzveranstaltungen in Clubs auch unter pandemischen Bedingungen in Zukunft möglich machen? 2000 Menschen, die einen aufwendigen Registrierungsprozess durchlaufen hatten und einen negativen PCR-Test nachweisen konnten, waren zum maskenlosen Tanzen im engen Club zugelassen.

Keine einzige nachgewiesene Infektion

Nun liegen die Ergebnisse der Nachtestungen vor und Lutz Leichsenring, Vorstandsmitglied und Sprecher der Vereinigung "Clubcommission", sagt, man sei guten Mutes sei, auch wenn noch eine finale Befragung der Teilnehmenden von Seiten der Charité ausstehe. "Die Ergebnisse sind erstmal sehr positiv", sagt Leichsenring. "Es gab keine einzige durch einen Test nachgewiesene Infektion nach den Veranstaltungen. Siebzig Prozent der Teilnehmenden haben sich zum Nachtest begeben und die Wissenschaftler haben uns mitgeteilt, dass das auch ausreichend ist. Wenn sich irgendjemand im Club angesteckt hätte, dann wäre es schon zum Massenausbruch gekommen."
Leichsenring sagt, dass zudem ein aktuelles Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts, wonach ein ausnahmsloses Verbot gewerblicher Tanzveranstaltungen in geschlossenen Räumen unverhältnismäßig sei, "Dynamik ins Spiel" bringe. Ursprünglich habe man ab Oktober wieder mit Veranstaltungen in geschlossenen Räumen gerechnet.
Nun hätten die Clubs, die mit internationalen Künstlern oder Bands zusammenarbeiten, allerdings das Problem, ein Programm "zusammenschustern" zu müssen. Das sei auf die Schnelle kaum möglich, zumal es teilweise auch noch Reisebeschränkungen gebe.
"Es ist nicht so, dass wir alle Hurra schreien, weil wir natürlich auch Planungssicherheit brauchen", sagt Club-Lobbyist Leichsenring. Man wisse aber nicht, ob bei hohen Inzidenzen im Herbst nicht alles wieder zurückgefahren werde.
Deswegen spreche sich die Clubcommission grundsätzlich für PCR-Tests aller teilnehmenden Gäste aus. Die Kosten dafür müssten dann die Gäste übernehmen, so Leichsenring. Man wolle aber den Berliner Senat davon überzeugen, den Test für Geimpfte kostenlos zu machen, um die Impfkampagne damit zu unterstützen.

Auch Nichtgeimpften muss Zugang gewährt werden

Ab dem kommende Wochenende wird in Hamburg das 2G-Modell eingeführt. Es ermöglicht Gastronomen und Veranstaltern nur Geimpften und Genesenen Zugang zu gewähren. Dazu sagt der Vertreter der Berliner Clubszene, er halte nicht viel davon, "die Gesellschaft noch weiter zu spalten". Als Veranstalter im Nachtleben sehe man sich als wichtigen integrativen Faktor in der Stadtgesellschaft, so Leichsenring: "Unsere Rolle ist das Überzeugen, und die Community mitzunehmen."
Die Testläufe hätten außerdem gezeigt, dass über 80 Prozent der Teilnehmenden doppelt geimpft gewesen seien. "Das heißt, es gibt ja eine hohe Bereitschaft." Er plädiert dafür, auch Nichtgeimpften und Nichtgenesenen eine Möglichkeit zu geben, am Nachtleben teilzunehmen – auch wenn sie dafür einen erhöhten Preis entrichten müssten.
Die aktuellen Aufrufe verschiedener Künstler, sich impfen zu lassen, begrüßt Leichsenring. "Es bleibt uns als Gesellschaft auch nicht viel übrig. Wir müssen uns jetzt durch diese Krise bewegen. Und da ist Impfen ein wichtiger Baustein."
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