Clara Schumann und ihr Klavierkonzert

Eine Frau mit vielen Gesichtern

Die Komponistin und Pianistin Clara Schumann
Muse, Mutter, Meisterin: Die Komponistin und Pianistin Clara Schumann © Archiv Deutschlandradio
Gast: Ragna Schirmer, Pianistin; Moderation: Beatrice Schwartner · 08.09.2019
Schumanns Klavierkonzert! Natürlich: Robert Schumann, a-Moll, vollendet 1845. Von einem anderen Schumann-Klavierkonzert in a-Moll handelt diese Sendung. Komponiert wurde es zehn Jahre zuvor von seiner Frau Clara.
Der Vater Friedrich Wieck zog sich mit Clara ein Wunderkind heran. Mit neun Jahren debütierte sie am Klavier in ihrer Geburtsstadt Leipzig im Gewandhaus, fing in jungen Jahren an zu komponieren und hatte mit 14 Jahren eine solche Meisterschaft erreicht, dass sie sich einen 10-minütigen Konzertsatz in die eigenen Finger schrieb.

Hier geht es zur Playlist der Sendung.

Teenagermusik

Der neun Jahre ältere Robert Schumann staunte damals schon über solche pianistischen Fertigkeiten, an die er nicht heranreichte. Bei der Orchestrierung allerdings konnte er Clara Wieck helfen – mehr noch: er spornte sie an, diesen Satz als Keimzelle für ein ganzes Klavierkonzert zu nehmen. Zwei Jahre später, am 9. November 1835, war es so weit, dass Clara ihr Klavierkonzert a-Moll op. 7 unter Leitung des gerade ins Amt gekommenen Gewandhauskapellmeisters Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig uraufführen konnte. Allerdings blieb es an diesem Abend nicht bei dem technisch vertrackten Bravourstück, denn Clara Schumann wollte ihr Publikum überwältigen.
Die Pianistin Ragna Schirmer
Auf den Spuren von Clara Schumann: Die Pianistin Ragna Schirmer© Maike Helbig
Davon weiß die Pianistin Ragna Schirmer im "Interpretationen"-Gespräch zu berichten. Die ausgewiesene Expertin beschäftigt sich nicht nur seit Jahren mit den originalen Programmzetteln von Clara Schumanns Konzerten, sondern spielt sie mit Vorliebe, und vor allem mit enormem Aufwand, auch gern an Originalplätzen nach.

Weiblichkeit und Virtuosität

In dieser Auseinandersetzung hat Ragna Schirmer die unterschiedlichen Gesichter der Clara Schumann kennen- und deuten gelernt. Sie berichtet von einer höchst passionierten Frau, die sich ihrer Weiblichkeit genauso bewusst war wie ihrer außergewöhnlichen Virtuosität. Die viele Entbehrungen ertrug, weil ihr die Musik ein Lebenselixier war. Die in Liebe mit ihrem komponierenden Ehemann wetteiferte, vor allen Großen spielte, nach Robert Schumanns Tod als junge Witwe sieben Kinder und ihre Karriere unter einen Hut bekam. Und die schließlich zum Lebensende ahnte, dass ihr Stern in der Musikgeschichte wohl nie so hell leuchten würde wie der ihres Mannes.
Zum 200. Geburtstag von Clara Schumann erklingt eine Aufnahme ihres Klavierkonzerts, die es nicht gäbe, hätte der Pianist Michael Ponti ein Konzertangebot richtig gelesen... Und Ragna Schirmer erklärt, warum kein anderes Wort als "sackschwer" für den Schwierigkeitsgrad von Opus 7 geeignet ist.
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