Clan-Kriminalität

Hotspot Ruhrgebiet

Ein Polizist untersucht mit einem Spürhund ein verdächtiges Fahrzeug. Am Montag wurde eine Razzia gegen kriminelle Mitglieder arabischer Großfamilien in Berlin durchgeführt.
Kontrolle eines verdächtigen Fahrzeugs mit Spürhund: Razzien verunsichern die Szene. © dpa/picturealliance/Paul Zinken
Thomas Jungbluth im Gespräch mit Dieter Kassel · 30.01.2019
Kriminelle Clans werden zunehmend zum Problem. Eine Tagung beleuchtet die Situation im Ruhrgebiet. Clan-Experte Thomas Jungbluth sieht Ermittlungsdruck und die Zusammenarbeit von Behörden als besten Weg, diese Form der Kriminalität einzudämmen.
Der Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen, Thomas Jungbluth, plädiert für eine enge Zusammenarbeit der verschiedensten Behörden, um die Clan-Kriminalität in den Griff zu bekommen. Im Deutschlandfunk Kultur sagte er, die Polizei müsse mit Ordnungsämtern, Ausländerbehörden, mit dem Zoll und den Finanz- und Gewerbeämtern zusammenarbeiten und ein ganzes Bündel von Maßnahmen verfolgen. Dazu zählte er unter anderem Kontrollen, Ermittlungsverfahren und die Konzentration von Ermittlungen auf Mehrfachverdächtige.

Sonderstaatsanwälte im Einsatz

Die nordrhein-westfälische Landesregierung veranstaltet am Mittwoch in Essen ein Symposium zu dem Thema. Es werden rund 400 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Kommunen, Polizei, Justiz, und Wissenschaft erwartet. Das Ruhrgebiet ist neben Berlin und Bremen eines der drei großen Zentren der Clan-Kriminalität in Deutschland, NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat dieser Form der Kriminalität den Kampf angesagt. Polizei und Justiz haben ihre Einsätze gegen kriminelle Clans im Ruhrgebiet in letzter Zeit stark ausgeweitet. In Duisburg und Essen kümmern sich jeweils zwei Sonder-Staatsanwälte nur um dieses Thema.
Polizisten in Berlin führen einen verdächtigen Mann nach einer Razzia gegen Mitglieder arabischer Großfamilien ab.
Auch Berlin hat ein Clan-Problem: Polizisten führen einen verdächtigen Mann nach einer Razzia gegen Mitglieder arabischer Großfamilien ab.© picture alliance / dpa / Paul Zinken
Jungbluth sagte, die Polizei habe in dem Bereich vor allem mit Gewaltdelikten und organisierter Kriminalität wie beispielsweise Drogenhandel zu tun. Es sei schwierig, im Clan-Milieu mit klassischen Methoden zu ermitteln, die Gruppen seien familiär geschlossen. Selbst Opfer von Clan-Kriminalität machten oft keine Angaben, Zeugen würden eingeschüchtert.

Präsenz des Staates

Der Polizist plädierte auch für Ausstiegsangebote. Viele Mitglieder, der unter Beobachtung stehenden Familien, seien nicht kriminell, könnten aber aus den Strukturen nicht ausbrechen, berichtete er. Ansonsten setzt Jungbluth auf die Präsenz des Staates. "Die Täter müssen wissen, dass sie mit Kontrollen rechnen müssen", sagte er. Kontrollen und Razzien dienten dazu, die Szene zu verunsichern und das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken. Sie seien aber nur ein Baustein im Kampf gegen die Clan-Kriminalität. Wichtig sei, dass alle Behörden kooperierten: "Nur so kann man erfolgreich sein", betonte Jungbluth.
(ahe)
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