CJD Christophorus in Berchtesgaden

Wo die künftigen Medaillengewinner trainieren

Die Elitesportschule Christophorus in Berchtesgaden
Die Elitesportschule Christophorus in Berchtesgaden © Deutschlandradio / Caroline Kuban
Von Caroline Kuban · 05.03.2017
Deutschland höchst gelegenes Schulgelände liegt in Berchtesgaden. Hier trainiert der deutsche Wintersport-Nachwuchs und arbeitet zugleich auf einen Schulabschluss hin. Die Sport-Eliteschule Christophorus bietet fast alle Wintersportarten an, selbst Curling.
"Jeder, der hier ist, hat das Ziel, irgendwann seinen Großteil mit dem zu verdienen, was man als Hobby angefangen hat."
Anna-Maria Wocher, eine von rund 800 Schülern der Sport-Eliteschule Christophorus in Berchtesgaden. Anna-Maria ist Ski Freestylerin. Seit September letzten Jahres lebt und lernt sie im Internat.
Gerade ist Mittagspause auf Deutschlands höchst gelegenen Schulgelände. Die Christophorusschule liegt inmitten der Berchtesgadener Alpen auf 1200 Metern, unweit der ehemaligen Ski-Weltcupstrecke am Berg Jenner, im Angesicht des Watzmanns. Drei jugendliche Snowboarder haben sich ein Hindernis in den Schnee gebaut, ein sogenanntes "Geländer", rutschen mit ihrem Board darüber und üben Sprünge. Trainer Benedict Baur sieht es gern, wenn seine Schüler, im Alter zwischen 13 und 17 Jahren, jede freie Minute für ihren Sport nutzen.

130 Nachwuchsathleten gehen hier zur Schule

Das Schulzentrum umfasst Grund- und Mittelschule, Realschule, Fachoberschule, Gymnasium, Berufsfachschule für Kinderpflege und Internat. Träger ist der Verein Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands. Auch Schüler mit chronischen Erkrankungen oder Lernstörungen erfahren hier besondere Förderung. Schwerpunkt ist aber seit 40 Jahren die Leistungssportförderung. Das unterstreichen 130 Nachwuchsathleten.
Fast alle Wintersportarten werden hier angeboten, selbst Curling. Noch immer kommt ein Großteil der Medaillengewinner bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften von unserer Schule, sagt Christian Scholz, Leiter des Leistungssportbereichs, mit Stolz:
"Ob die Qualität und der Anspruch, den wir an Leistungssportler haben, auf die Dauer so zu halten ist, das steht auf einem anderen Blatt. Denn aus einer großen Masse, wir erwarten da schon eine Leistungspyramide. Also viele Jugendliche und Kinder, die in den Sport einsteigen, geben natürlich schon eine große Wahrscheinlichkeit ab, dass dann auch eine hervorragende Spitze dabei herauskommt. Momentan steigen immer weniger ein, und deswegen müssen wir schauen, ob diese Spitze haltbar ist, wobei wir durch sehr gute intensive Trainingsarbeit natürlich schon schauen, dass wir auch viele Jugendliche in die Spitze hineinbringen."

Eine Woche Vor-Osterunterricht

Dabei spielt die Verzahnung von Schule und Sport eine wesentliche Rolle, erklärt Stefan Kantsperger, Direktor des Gymnasiums:
"Wir müssen ständig mit unseren Sportlern in Kontakt sein. Wir haben auch hier ausreichend Personal dafür zur Verfügung. Wir müssen beispielsweise ausgefallene Stunden nachholen, wir müssen Nachführunterricht machen, wir machen Förderunterricht für unsere Leistungssportler. Wir haben ein sehr, sehr gut ausgeklügeltes System von Informationen über Internet beispielsweise, über E-Mail, wo sie alle Unterlagen bekommen, und wir haben beispielsweise auch eine ganz besondere Woche in den Osterferien, wo dann die Schüler zu uns kommen und eine Woche Oster-Unterricht bekommen."
Snowboard-Training in den Alpen
Snowboard-Training in den Alpen© Deutschlandradio / Caroline Kuban

Streng strukturierter Tagesablauf

Trotz aller Anstrengungen können Unfall, Krankheit oder Leistungsabfall eine Sportlerkarriere schnell beenden. Deshalb will die Internatsleitung, dass alle Schüler einen Abschluss machen. Zur Wahl stehen der Realschulabschluss nach zehn Jahren oder das Abitur nach zwölf Jahren.
Um in Berchtesgaden gefördert zu werden, muss ein junger Athlet zu den 30 besten Sportlern seines Jahrgangs gehören - deutschlandweit. Oder er wird von seinem Trainer empfohlen. So wie Anna Maria Wocher. Seit September letzten Jahres lebt und lernt die Ski-Freestyle-Athletin im Internat der Christophorusschule. Mit dem streng strukturierten Tagesablauf hat sie kein Problem: vormittags Schule, nachmittags Training, 19 bis 20 Uhr Lernzeit. Dann zwei Stunden frei, ab 22 Uhr Bettruhe. Kino, Club oder shoppen gehen - für Anna Maria ist das kein Thema.

Andere Prioritäten

"Man ist schon ab und zu mal daheim, und dann kann man mit seinen besten Freunden etwas unternehmen. Aber: Mir geht das jetzt nicht unbedingt ab, ich hab ja dann dafür was anderes. Wenn ich nur daheim rumsitzen würde und nichts machen könnte, dann wärs was anderes. Aber ich geh' ja dafür Skifahren oder bin auf einem Lehrgang, Training, also das ergänzt sich ein bisschen."
Und letztlich müssen wir eben Prioritäten setzen, sagt die 18-Jährige. Dabei denkt sie an Vorbilder wie Skirennläuferin Viktoria Rebensburg, Rodler Felix Loch oder die Skispringer Severin Freund und Michael Uhrmann, die erfolgreiche Absolventen der Christophorusschule waren.
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