Citizen Science

    Warum Vogelkundler die besseren Wissenschaftler sind

    Die Hobby-Ornithologen Witiko Heuser (l) und Ingo Rösler (r) stehen mit ihren Feldstechern und Spektiven auf dem Dach des Posthochhauses der Commerzbank am Rande des Hauptbahnhofs von Frankfurt am Main
    Auch mitten in der Stadt sind wichtige Beobachtungen möglich. © picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst
    Von Christine Westerhaus · 04.05.2015
    Vogelkunde-Laien helfen der Wissenschaft. Mit ihren Sichtungen spüren sie Entwicklungen auf oder geben Hinweise auf neue Trends. Sie sammeln die Stimmen der Tiere und untermauern den Ruf der Hobby-Ornithologen als entscheidende Vertreter der so genannten Citizen Science, also der Wissenschaft der Bürger.
    "Hallo! Wollen wir gleich los oder kommt noch jemand?"
    In der Nähe der S-Bahnstation Tiergarten macht sich ein Grüppchen Freiwilliger um NABU-Mitarbeiter Eric Neuling auf den Weg in den Berliner Park. Er wird interessierten Laien beibringen, einheimische Vögel an ihren Rufen oder ihrem Gefieder zu erkennen. Doch von der Vogelwelt ist an diesem Morgen zunächst nicht viel zu sehen.
    "Eichhörnchen! Eric Neuling: Wo sind denn die Vögel? (lacht)"
    "Wir haben zwei Nebelkrähen, ein Graureiher, zwei Habichte, einen Star, einen Kleiber, einen Feldsperling, ein Rotkehlchen und 2 Kohlmeisen .. haben wir gesehen oder gehört."
    "Das ist ja schon mal ne ganze Menge."
    Private Tonbandaufnahmen für das Naturkundemuseum
    Citizen Science Aktionen, wie die Stunde der Gartenvögel des NABU am kommenden Wochenende, helfen Wissenschaftlern, großflächige Trends abzulesen: Welche Vogelarten in Deutschland seltener geworden sind, beispielsweise, oder wie unsere Singvogelarten den Winter überstanden haben. Auch auf Internetplattformen wie ebird oder ornitho.de können Vogelkenner ihre Beobachtungen fortlaufend dokumentieren.
    Doch nicht nur beim Vogelzählen in Garten und Feld hilft das enorme Laienwissen von Hobby-Ornithologen. Auch andere Einrichtungen setzen längst darauf. Das Tierstimmenarchiv am Berliner Naturkundemuseum beispielsweise lädt seit Ende Januar Freiwillige dazu ein, private Tonbandaufnahmen von Vogelstimmen in die Sammlung einzupflegen. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe, sagt der Kustos des Tierstimmenarchivs Karl-Heinz Frommolt.
    "Die ehrenamtlichen Mitarbeiter (...) sollten schon recht sicher in Vogelstimmen sein – dass sie wirklich sagen können: Hier beginnt die Aufnahme des Rotkehlchens, hier beginnt die Aufnahme der Amsel und hier endet sie."
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