Cities of Music

„Cities of Music“, so heißt eine Reihe der laufenden Euroradio-Konzertsaison, veranstaltet von der EBU, der Vereinigung europäischer Rundfunkanstalten, in der die Metropolen Europas jeweils über eine Woche Repräsentatives aus ihrem Musikleben vorstellen können. Im September dieses Jahres war es Prag. Im Kloster Brevnov spielt das Collegium Marianum Werke von Rovenský, Brentner, Brixi, Zelenka, Conti, Tùma und Reichenauer.
Das Collegium Marianum zählt zu den jungen Barockorchestern der tschechischen Metropole, und ist über die Landesgrenzen hinaus noch weniger bekannt. Im Mittelpunkt des Repertoires steht vergessene mitteleuropäische Musik des 18. Jahrhunderts. Das Ensemble arbeitet regelmäßig mit führenden Vertretern der historischen Aufführungspraxis zusammen, Simon Standage, Chiara Banchini und Andrew Parrott. Die künstlerische Leiterin des Collegium Marianum, die Traversflötistin Jana Semerádová, erhielt ihre Ausbildung am Den Haager Konservatorium bei Wilbert Hazelzet. Sie veranstaltet in Prag eine eigene Konzertreihe und beschäftigt sich intensiv mit der Erforschung des Prager Musiklebens im 18. Jahrhundert. Und das wurde zu jener Zeit von vielen kleinen Musikinstitutionen wie Kirchenchören und aristokratischen „Capellas“ geprägt. Auch italienische Einflüsse wurden spürbar, beispielsweise war Antonio Vivaldi 1729/39 in Prag zu Besuch. Zu den wichtigsten und originellsten Prager Barockkomponisten zählt sicherlich Jan Josef Ignác Brentner, der einen unverwechselbaren Personalstil entwickelte.

Das Kloster Brevnov mit seinem Theresiensaal, das heute zu den wichtigsten Monumenten der Tschechischen Barockära gehört, wurde schon 993 vom Prager Bischof St Vojtech und Herzog Boleslav II. gegründet und ist eines der ersten Klöster, die in der Region gebaut worden sind. Die Teile des Klosters, die zu besichtigen sind, stammen aus der Zeit des größten Wohlstands seines Ordens. Sie wurden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach den Entwürfen von Christopher und Kilian Ignaz Dientzenhofer gebaut. Die turbulente Geschichte des Klosters war begleitet von Kriegen und geprägt durch Restriktionen der Habsburger unter Joseph II. Vom kommunistischen System wurde schließlich der Klosterbetrieb untersagt. Die Benediktiner Mönche kehrten 1990 in ihre Abtei zurück und nahmen die geistlichen und kulturellen Traditionen des Klosters wieder auf. Der für Konzerte genutzte Theresiensaal erhielt seinen Namen 1743 nach der Krönung von Maria Theresia zur Kaiserin. Seine wunderschönen Fresken sind Arbeiten der Gebrüder Asam, zwei bayerische Meister. Das Deckengemälde „Wunder des heiligen Gunther“ ehrt den Schutzpatron des Klosters und ist eines der best erhaltenen Fresken in Prag.

Theresiensaal Kloster Brevnov Prag
Aufzeichnung vom 24.9.2005

Václav Karel Holan Rovenský (1644–1718)
„Maria dej Dovoleni”

Jan Josef Ignác Brentner (1689–1742)
Concerto Nr.4 G-dur ("Vigil Nocturnus")

Šimon Brixi (1693–1735)
„Tu es Deus“ – Graduale

Jan Dismas Zelenka (1679-1745)
Aria „Orate pro me, lacrimae”

Jan Josef Ignác Brentner
Concerto Nr.3 B-dur

Francesco Bartolomeo Conti (1681-1732)
„Eh, eu, cor flammis“
– recitativo, aria pro defuncto

Jan Josef Ignác Brentner
Aria Nr.4 „Cor meum tibi dedo”
Concerto Nr.5 F-dur „Ubi Jesu, qui escis”

František Ignác Ant. Tùma (1704–1774)
Partita F-dur

Antonín Reichenauer (1694-1730)
„Ó coeli, rorate“ – aria de Adventu

Hana Blažíková, Sopran
Ensemble Collegium Marianum:
Jana Semerádová, Barockflöte
Helena Zemanová, Barockvioline
Cecilie Valtrová, Barockvioline
Vojtìch Semerád, Viola
Hana Fleková, Violoncello
Tibor Nagy, Kontrabass
Monika Knoblochová, Cembalo
Jan Krejèa, Theorbe und Barockgitarre
Pablo Kornfeld, Orgelpositiv
Leitung: Jana Semerádová