"Cinderella" als Realverfilmung auf der Berlinale

Konkurrenz für drei Haselnüsse?

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Filmstill aus "Cinderella", ein Klassiker der Filmgeschichte, den der britische Regisseur Kenneth Brannagh auf die Leinwand bringt. © Disney Ent. via Berlinale / Jonathan Olley
Von Anna Wollner · 13.02.2015
Das Disney-Märchen "Cinderella" gewann 1951 bei der ersten Berlinale-Ausgabe den Goldenen Bären in der Kategorie Musikfilm. Heute läuft die neue Disney-Real-Verfilmung von Kenneth Brannagh außer Konkurrenz im Wettbewerb im Berlinale-Palast - knallig und bunt.
Ton (Cinderella 1950)
"Du musst nämlich wissen mein Kind, sobald die Glocke zwölf schlägt, ist der Zauber vorbei und es wird alles wie es war."
Es ist ein wahrer Klassiker der Filmgeschichte, den der britische Regisseur Kenneth Brannagh hier auf die Leinwand bringt. Die Geschichte von Aschenputtel, einem jungen Waisenmädchen, das von ihrer Stiefmutter und den Stiefschwestern gemobbt und dank ein wenig Magie geradewegs in die Hände von Prince Charming getrieben wird.
Ton (Cinderella 2015)
"Denk daran. Die Kraft der Magie hält nicht ewig. Um Mitternacht beim letzten Glockenschlag ist der Zauber vorbei und alles wird so sein, wie es war."
Für die Real-Film-Neuauflage hat sich Brannagh gleich ein ganzes Ensemble an Stars geholt. Cate Blanchett spielt die böse Stiefmutter,
"Du gehst nicht auf den Ball."
Stellan Skarsgard den unromantischen und pragmatischen Großherzog, Helena Bonham Carter die gute Fee,
"Wieso weinst du mein Kind? Wer bist du? Deine gute Fee natürlich. Die gibt es nicht."

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Und in den Hauptrollen die Fernsehstars Lily James, bekannt als Lady Rose aus Downton Abbey und Richard Madden, der sich durch seine Rolle als Robb Stark, König des Nordens in der HBO-Serie "Game of Thrones" mit dem Adlig-Sein schon auskennt.
"Sie sollten nicht so allein im Wald sein. Bin ich nicht. Sie sind doch hier. Ich hoffe, sie wiederzusehen."
Brannagh inszeniert seine Cinderella mit knalligen Farben, bunt, fast schon bonbonhaft. Die Fallhöhe im Vergleich zum Animationsklassiker ist hoch, für ihn als Regisseur mit dem Disney-Studio im Hintergrund aber ein kalkuliertes Risiko:
"Bei 'Cinderella' habe ich gemerkt, dass es gerade für Disney ein besonderer Moment ist, ihre ja schon ikonische animierte Figur zu nehmen und einen realen Spielfilm daraus zu machen - das hat fast schon etwas Regeneratives, vor allem wenn sie es gut machen. Die Geschichte ist ja mittlerweile eine Art öffentlicher Bereich, viele Studios wollten eine Neuauflage produzieren. Ich kann das verstehen. Comics und Comicverfilmungen sind allgegenwärtig. Stan Lee zum Beispiel nennt Comics Märchen für Erwachsene. Und 65 Jahre nach dem Animationsfilm wird es Zeit für etwas Neues. Wenn Sie sich heute noch einmal den Film von damals angucken würden, wären sie erstaunt wie sehr sich unserer davon unterscheidet. Was natürlich ähnlich ist: Wir haben einen Kürbis, eine Kutsche, ein paar Mäuse und sie trägt ein schönes Kleid."
Authentizität und reale Kulisse
Brannagh hat dabei Wert auf Authentizität gelegt, möglichst wenig vor Green Screen, sondern in realen Kulissen gedreht. Für den besonderen, den opulenten Look des Films sorgen der Produktionsdesigner Dante Ferretti und die Kostümbildnerin Sandy Powell, allein der Ballsaal wurde in den Pinewood Studios nahe London maßstabsgetreu nachgebaut: 50 Meter lang, 35 Meter Breit, der Boden aus Marmor.
"Die visuelle Wirkung des Ballsaals - wenn alle reinkommen - das war wirklich besonders. Die ganze Atmosphäre am Set, das Spiel der Schauspieler war davon beeinflusst. Hätten wir alles am Computer erschaffen und nur gesagt, ok, stellt euch hier die Decke vor, dort ein großes Gemälde, dann wäre es zu mechanisch geworden. Ewan McGregor erzählte mir mal, wie einsam er sich bei Star Wars gefühlt hat, weil er immer nur vor einer grünen Wand gespielt hat."
Grün war im Fall von Cinderella vor allem der Schuh, der im fertigen Film hell und leuchtend erstrahlt, ein Highheel aus Swaroskwi-Steinen. Im echten Leben untragbar, wie Cinderella-Darstellerin Lily James zugibt.
"Der wäre mehrere Tausend Pfund wert. Es ist ein Swarowski-Kristall-Schuh. Den Schuh gibt es wirklich, aber er passt natürlich auf keinen Fuß. Es gibt also gar keine Cinderella im echten Leben. Ich habe nun dummerweise auch für meine Körpergröße übernatürlich große Füße. Ich hatte also einen Green-Screen-Schuh, eine Art Socken mit grünen Punkten. Richard hatte ständig Probleme, das Ding auf meinen Fuß zu kriegen. Ich dachte mir immer nur, Mensch, nun gib mir doch wenigstens das Gefühl, als sei das der eine Moment."
Eine perfekte Illusion der Bilder, eine opulente Märchenverfilmung mit einer einfachen Botschaft, die 1951 dieselbe war wie heute.
"Es ist ein inspirierendes Beispiel, wie man gleichzeitig den Mut aufbringt gut zu sich selbst zu sein und auch noch gut ist zu den Menschen, die mit Steinen auf dich werfen oder dir Möglichkeiten vorenthalten."
"Wo Freundlichkeit herrscht, gibt es Güte. Und wo Güte ist, da ist auch Magie."
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