Christo-Verhüllung am Arc de Triomphe

Es darf gebohrt werden

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Der Arc de Triomphe in Paris mit Teilumhüllung des Christo-Projekts
Als Christo-Kunstwerk noch nicht ganz umhüllt: der Arc de Triomphe in Paris. © imago images / Vincent Isorex
Anne Burghartz im Gespräch mit Vladimir Balzer · 06.09.2021
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Das letzte Projekt des 2020 verstorbenen Christo kommt zum Abschluss: Am kommenden Wochenende wird der Pariser Arc de Triomphe verhüllt. Damit wird etwas Wirklichkeit, was das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude bereits seit 1962 geplant hatte.
Rund ein Jahr nach seinem Tod wird in Paris das letzte Projekt des Künstlers Christo realisiert: die Verhüllung des Arc de Triomphe.
Die Unterkonstruktion für die Stoffbahnen sei jetzt komplett fertiggestellt, schildert Anne Burghartz, leitende Bauingeneurin des Kunstprojekts, den Stand der Dinge.
"Am nächsten Wochenende ist der große Tag, wenn wir die Außenfassaden mit einem Rutsch verhüllen. Und dann ist tatsächlich nichts mehr vom Triumphbogen zu sehen."
Das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude steht vor dem Modell der Reichstags-Installation.
Bei einer Ausstellung im Jahr 2009: Christo und Jeanne-Claude mit dem Modell der Berliner Reichstags-Installation© EPA / picture alliance / Raquel Manzanares
Dass die Gebäude auch mit Verhüllung noch in ihren Konturen erkennbar blieben, sei Christo bei all seinen Projekten sehr wichtig gewesen, erklärt Burghartz, die noch mit dem Künstler zusammengearbeitet hat.

Umhüllung mit besonderem Glanz

Der Stoff für ganz besonderen Glanz sei ein mit Aluminium bedampftes Polypropylen-Gewebe. Dies habe sich auch beim Berliner Reichstag bewährt. "Die blauen Fäden diesmal sind was Neues. Die sollen eben unter dem silbernen auch noch ein bisschen bläulich durchschimmern, sodass am Ende zusammen mit den roten Kordeln die französischen Nationalfarben zu sehen sind."
Zwei Frauen vernähen Stoffpanele für die Installation des Künstlers Christo am Arc de Triomphe in Paris.
Für die Verhüllung in Paris werden Stoffbahnen zusammengenäht.© dpa /picture alliance / Gregor Fischer
Gemeinsam mit Christo habe das Team noch einen großen Testaufbau im Maßstab eins zu zwei gebaut, berichtet Burghartz: "Wirklich riesig, zehn Meter hoch und über 20 Meter lang". Damit habe man die Farbwirkung verschiedener Stofftönungen zu unterschiedlichen Tageszeiten getestet und Christo vorgeführt. Am Ende hat er sich für genau die Farbe entschieden, die er haben wollte." Die größte Herausforderung sei gewesen, ein System für die Verhüllung zu finden, ohne die Fassaden des Arc de Triomphe zu beschädigen
In einem eng abgestimmten Prozess mit Denkmalschützern und Behörden habe man geprüft, welche Verankerungen für den Stoff möglich waren. "An Stellen, wo man hinterher sehr wenig sehen wird, konnten wir dann auch mal ein Loch bohren." Am kommmenden Sonntag sollen dann mit Hilfe vieler Baukletterer, insgesamt mehr als 100 Personen, die Stoffbahnen vom Dach des Bauwerks heruntergelassen werden. "Die lassen dann Fassade für Fassade darunter verschwinden."

Langwierige Umsetzung

Mit der Verhüllung des Arc de Triomphe wird ein Projekt Wirklichkeit, das Christo und seine Frau Jeanne-Claude bereits 1962 geplant hatten.
Viele andere Projekte des Künstlers, etwa das Basler Baumprojekt "Wrapped Trees" und "The Gates" in New York, zogen sich durch langwierige Verhandlungen mit Behörden bis zu ihrer Umsetzung ebenfalls über Jahrzehnte hin. Auch die Verhüllung des Berliner Reichstags 1995 war eine Idee, die schon 1971 entstanden ist.
(mle)
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