"Christmas in Dub" von Dub Spencer & Trance Hill

Erfrischend andersartig

Die Musiker Philipp Greter, Markus Meier, Marcel Stalder und Julian Dillier
Die Musiker Philipp Greter, Markus Meier, Marcel Stalder und Julian Dillier © Jörg Brandt
Von Martin Risel · 21.12.2018
Dub Spencer & Trance Hill liefern die Songs für die, die Weihnachten nicht mögen: Auf "Christmas in Dub" orientieren sich die Schweizer Künstler an einem Musikstil, der in den 60ern in Jamaika entstanden ist.
"Also eigentlich müsste Dub sowieso in der Schweiz erfunden worden sein, weil: Wir haben ja die Berge und das ganze Echo. Da haben wir in den 60er-Jahren den Kampf gegen die Jamaikaner verloren. Wir nehmen den wieder auf und wir sind bereit, diese Echos in unsere Musik einzuflechten."
Und das tun Drummer Julian Dillier und seine Schweizer Bandkollegen, seit vor fast 15 Jahren unter einer Zürcher WG ein Dub-Keller entstanden ist: Die Keimzelle von Dub Spencer & Trance Hill. Nicht zwei, sondern vier Musiker sind es, die aus der in den 60ern in Jamaika entstandenen Echo- und basslastigen Reggae-Abwandlung ihren Sound gemacht haben. Und – das beweist auch das Album "Christmas in Dub" wieder - zur führenden Dub-Band Kontinentaleuropas wurden.
"Was man sagen muss: Sie hatten damals die bessere Volkmusik als wir. Deshalb haben Sie’s wahrscheinlich umsetzen können. Weil: Das Alphorngebläse in Dub umzusetzen ist schwierig."

"Weihnachtsmelodien sind sehr süß"

Also haben’s die Schweizer jetzt eben mit den Jahresendliedern versucht. Aus Jux und Leidenschaft, ihr Hamburger Label Echo Beach musste erst noch überzeugt werden. Und immerhin: Ein Dub-Weihnachts-Album aus Jamaika (oder anderswo) gibt es noch nicht.
"Uns hat gereizt, ein Thema anzugehen, was eigentlich als unlösbar gilt. Also, wir wussten, dass die Weihnachtssongs sehr schwierig umzusetzen sind in Dub. Weil die Melodien alle sehr süß sind und dann sind die ganzen Akkorde sehr Dur-lastig."
Marcel Stalder spielt den so wuchtigen wie wichtigen Bass bei Dub Spencer & Trance Hill. Und hat der Band zum Namen verholfen, weil er tatsächlich als Kind mal in einem der Spaghetti-Western von Bud Spencer und Terence Hill mitspielte. Egal. Zurück zur Musik.
"Wir haben ja dann den Weg gewählt, dass wir die Melodien meistens in den Bass schieben. So entstand eigentlich auch die Idee. Wir haben am Anfang n bisschen gewitzelt: Wie wär das, wenn wir jetzt zum Beispiel 'Stille Nacht' mit Wudududuu, so im Bass diese Melodie spielen würden. Aus diesem Jux wurde dann Ernst."

Ganz klassisch, mit Familie und so

"Also es war 'ne klassische Schnapsidee", sagt Umberto Echo, der Dub Spencer und Trance Hill jetzt bei ihren sehr erfrischend andersartigen Weihnachts-Konzerten am Mischpult unterstützt. Und das ist im Dub wegen der vielen Sound-Effekte ja der wichtigste Job überhaupt.
"Wenn man zum Beispiel Weihnachten nicht mag, hat man jetzt was, das man ohne Probleme an Weihnachten hören kann. Und ich mag ja beides, deswegen ist es für mich super."
Und das mag manche überraschen: Auch diese Dub- und Reggae-Experten wie Umberto Echo, der sich von seinem Münchner Studio aus zu einem der gefragtesten europäischen Produzenten in dem Bereich gemausert hat, auch er steht auf Weihnachten. Ganz klassisch, mit Familie und so – und durch seine Erfahrung mit anderen Weihnachtsproduktionen hat er in der Band auch eine besondere Funktion:
"Ich bin da auch als der Hüter der Besinnlichkeit angestellt. Und das bringe hier dann auch mit ein, einfach diese Weihnachtlichkeit auszustrahlen im Dub."
Mehr zum Thema