Christina Landshamer, Hinrich Alpers und das Schumann Quartett

Ein Abend für Engelbert Humperdinck

Ein Bild eines Mannes mittleren Alters mit runder Brille und großen, weit schwingendem Schnurrbart.
Engelbert Humperdinck ließ sich am 1. Mai 1892 fotographieren. © imago images / Mary Evans
Moderation: Stefan Lang · 12.07.2020
Engelbert Humperdinck ist bekannt für seine Märchenoper "Hänsel und Gretel", die alle anderen Werke aus seiner Feder überstrahlt. Er schrieb zutiefst romantische Lieder und herrliche Kammermusik. Wir stellen die ganz unbekannte Fassette des Komponisten vor.
Was ist von Engelbert Humperdinck bekannt? Seine Märchenoper "Hänsel und Gretel". Die brachte kein Geringerer als Richard Strauss in Weimar zur Uraufführung. Sonst ist nichts bekannt von diesem Komponisten.
Dabei war er ein Vielschreiber! Mehr als ein Dutzend Opern hat er hinterlassen, Schauspielmusiken, Orchesterwerke – keine Sinfonien – viel Kammermusik, einige Chorballaden und eine große Zahl von Liedern. Nichts davon ist bekannt. Vielleicht ändert sich das im kommenden Jahr, wenn 2021 des 100. Todestages des Komponisten gedacht wird?

Unbeirrter Romantiker

Die Sopranistin Christina Landshamer, der Pianist Hinrich Alpers und das Schumann Quartett stellen das Unbekannte von Engelbert Humperdinck schon in diesem Konzert vor. Ein unverbesserlicher Romantiker war er, der eigentlich auch die sich anbahnenden fundamentalen Neuerungen in Sachen Komposition zu Lebzeiten mitbekam, diese aber strikt verneinte. Schon sein Jugend-Klavierquintett spricht jene romantische Sprache, die er lebenslang treu bleiben würde.
Eine Frau in festlichem Kleid steht neben einem Flügel, an dem ein Mann sitzt.
Sopranistin Christina Landsamer und Pianist Hinrich Alpers kurz vor dem Konzert in der Jesus-Christur-Kirch in Berlin-Dahlem.© deutschlandradio / Cornelia de Reese
Die prägende Persönlichkeit in seinem Leben war Richard Wagner, den er in Neapel aufsuchte und für viele Jahre sein Assistent war. Lange war seine Musik von ihm überbordend beeinflusst. Erst nach Wagners Tod konnte er, und das selbst erkennend, wieder seiner eigenen Tonsprache folgen. Doch sein musikalisches Empfinden wurzelte tief in der Romantik. Seine Lieder, die kurz nach der Jahrhundertwende von ihm als Mitt- und Endvierziger niedergeschrieben wurden, sind Beleg für die Verwurzelung im 19. Jahrhundert.

Streichquartett als Schwanengesang

Im Laufe des Jahres 1920, ein Jahr vor seinem Tode, komponierte er sein einziges Streichquartett. Man kann dieses Werk als eine Art Schwanengesang betrachten. Humperdinck hatte sich zu diesem Zeitpunkt aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.
Drei Musiker und eine Musikerin spielen Streichquartett.
Das Schumann Quartett spielt auch Werke von Engelbert Humperdinck.© deutschlandradio / Cornelia de Reese
Persönlicher Rückzugsort war lange seine Villa in Boppard am Rhein, bekannt als das Humperdinck-Schlösschen. Er blickt zurück und erinnert sich. So ist auch hier, kurz vor den "Wilden 20ern" ein Werk ganz im Sinne der deutschen Romantik entstanden.
Engelbert Humperdinck
Lieder:
Die Lerche I (Julius Sturm)
Liebesorakel (Theodor Stromberg)
Verratene Liebe (Adelbert v. Chamisso)
Die Lerche II (Adelheid Wette)
Sonntagsruhe (Julius Sturm)
Unter der Linde (Walter v. d. Vogelweide)
Altdeutsches Liebeslied (Werner vom Tegernsee)
Zeitlied (Otto Julius Bierbaum)
Wiegenlied (Elisabeth Ebeling)
Streichquartett C-Dur
Zyklus "Junge Lieder"
Gedichte von Moritz Leiffmann:
Blumensprache
Mein Gruß
Blauveilchen
Lenzknospen
Flattern
Geheimnis
Entsagung
Maiahnung
Klavierquintett g-Moll

Christina Landshamer, Sopran

Schumann Quartett:
Erik und Ken Schumann, Violine
Liisa Randalu, Viola
Mark Schumann, Violoncello
Hinrich Alpers, Klavier

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