Christiane Rösingers "Stadt unter Einfluss"

Ein Musical zur Wohnungsfrage im HAU

12:46 Minuten
Die Autorin Christiane Rösinger ist mit ihrem Cast zu sehen, sie hält ein Schild mit der Aufschrift "Wir bleiben Alle" hoch.
Christiane Rösinger mit den Mitwirkenden ihres Musicals "Wohnen unter Einfluss". © Theater Hebbel am Ufer
Christiane Rösinger im Gespräch mit André Mumot · 21.09.2019
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Indie-Musik-Ikone Christiane Rösinger bringt ein "Musical zur Wohnungsfrage" auf die Bühne. Ihre Darstellerinnen und Darsteller hat sie in Initiativen gefunden, die sich gegen Verdrängung und Mietenanstieg wehren. Am Donnerstag hat das Stück Premiere.
"Die Wohnungsfrage ist die soziale Frage unserer Zeit, ganz besonders in Berlin" – heißt es im Programmheft zum Stück. Kein Wunder, dass das Berliner Theater Hebbel am Ufer das Thema aufgreift. Das Theater, kurz HAU, eröffnet die neue Spielzeit mit einem interdisziplinären Festival und rückt das Thema Wohnen und Stadtpolitik in den Mittelpunkt. "Berlin bleibt! Stadt, Kunst, Zukunft" beginnt am 26. September mit einem Musical von Christiane Rösinger.
Im HAU war Rösingers Lied "Eigentumswohnung" bekannt. "Und deswegen wurde ich, zum Glück, gefragt, ob ich nicht ein Musical zur Wohnungsfrage schreiben will", berichtet die 58-Jährige, die seit dreißig Jahren mit ihren Bands Lassie Singers, Britta und auch solo aktiv ist, die auch eine eigene Plattenfirma gegründet hat und eine eigene Veranstaltunsreihe in Berlin hat.
Die Musikerin und Autorin bringt das Stück zur Wohnungsfrage mit acht weiteren Musikerinnen und Musikern und einem Chor aus Kreuzberger und Neuköllner Mietaktivistinnen und -aktivisten auf die Bühne.

Songs schreiben ging flott von der Hand

"Ich wollte immer schon ein Musical machen", erklärt Rösinger. Zudem sei das Thema Wohnen seit ein paar Jahren auch für sie immer wichtiger geworden: "Sowohl, weil meine Mietwohnung auch in Eigentum umgewandelt wurde – das ist ja allein in Berlin in den letzten Jahren 100.000 MieterInnen so passiert; aber auch, weil sich der Bezirk Kreuzberg, in dem ich wohne, in den letzten Jahren sehr verändert hat; weil aber auch die MieterInnen-Bewegung in den letzten Jahren stark geworden ist."
Für sie sei das Musical nicht nur Auftrag, sondern auch Herzensangelegenheit gewesen, sagt Rösinger. "Ich war dann relativ überrascht, dass es ganz schnell ging mit den Liedern." Im Vergleich zu anderen Schreibaufträgen, etwa für journalistische Beiträge oder für Bücher, seien ihr die Songs viel leichter von der Hand gegangen.

Modernisierung, Verkauf, Eigentum

Für die Recherche traf sich Rösinger mit Mietaktivistinnen und -Aktivisten in Kreuzberg und Neukölln. 2015 habe es viele Aktionen einer Initiative "Bizim Kiez" gegeben, weil einem alteingesessenen Gemüsehändler in Kreuzberg gekündigt worden sei. "Das war so ein bisschen der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat", erinnert sich Rösinger. "Da bin ich oft hin, weil ich das so interessant fand, dass die Leute sich jetzt mal wehren und sagen: 'Nee, das geht nicht so. Wir wollen unsere Bäckerei behalten und unseren Gemüseladen'."
Als Rösinger dann den Auftrag für das Musical hatte, wendete sie sich an die Mietinitiative und veranstaltete dort eine Art Casting für die Musical-Mitwirkenden. "Das sind alles Spezialistinnen in Sachen Wohnen", erklärt Rösinger. Sie wollte von ihnen wissen: Was sind die größten Probleme, die es beim Thema Wohnen gibt? Modernisierungen, Hausverkauf, Umwandlung in Eigentum?
Sie trug die Strategien der Mieterinnen und Mieter aber auch die der Vermieter, der Wohnungsbaugesellschaften und Hausverwaltungen zusammen. Daraus entstanden dann die Stücke, die Rösinger mit den gecasteten Aktivisten und den Musikern auf die Bühne bringt. Zum ersten Mal am nächsten Donnerstag.
(aba)
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