Christiane Karg singt Britten und Ravel

Rafael Payare beim DSO

Der Dirigent Rafael Payare
Der Dirigent Rafael Payare © Benjamin Ealovega/DSO Berlin
29.10.2017
Der venezolanische Dirigent Rafael Payare dirigiert erstmals das DSO Berlin in einem anspruchsvollen Programm mit der 10. Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch. Die Sopranistin Christiane Karg ist zu Gast, um die "Quatre chansons françaises" von Benjamin Britten und die "Shéhérazade" von Maurice Ravel zu singen.
Es ist ein doppeltes Debüt - Dirigent und Solistin arbeiten erstmals mit dem Deutschen Symphonie-Orchester. Kontrastreicher könnte ein Programm nicht sein, wobei der erste Teil eher zart besaitet wirkt - und frankophil - der zweite Teil dagegen ist existentiell und zeitgeschichtlich gestaltet mit Schostakowitschs Sinfonie aus dem Jahr 1953, in dem Stalin starb, aber die Angst nicht wich. Der Komponist beschrieb in seiner zehnten Sinfonie den Überlebenskampf und die Perversion des Regimes und ließ am Ende deutlich die Künstlerpersönlichkeit triumphieren - die Töne D-eS-C-H bilden ein immer wiederkehrendes Motiv.
Feinsinnig und filigran, vielleicht auch politisch unbedarft und ästhetisierend, klingen dagegen die Orchesterlieder Maurice Ravels und Benjamin Brittens (der ein vertrauensvoller Freund von Schostakowitsch werden sollte, aber noch nichts ahnen konnte von den Verwerfungen des Jahrhunderts, als er mit 15 Jahren die "Quatre chansons françaises" schrieb). Die bayerische Sopranistin Christiane Karg wird sie singen.
Christiane Karg
Christiane Karg© Gisela Schenker
Legendär ist die französische Musik der vorletzten Jahrhundertwende für ihren Farbenreichtum und ihre orientalistische Sehnsucht. So ließ sich Claude Debussy von außereuropäischen Musikstilen bezaubern und suchte Maurice Ravel in den Geschichten der "Shéhérazade" Anregungen, die über das hinausgingen, was der musikalische Alltag in Paris den Künstlern anbieten konnte.
In der Pause berichtet Julia Kaiser vom großen "symphonischen Mob", den das Deutsche Symphonie-Orchester Ende September in Berlin-Mitte mit ca. eintausend Mitwirkenden veranstaltet hat. Der neue künstlerische Leiter Robin Ticciati hat die letzten Proben und die Aufführung in einem Einkaufszentrum höchstselbst dirigiert.
Rafael Payare ist ein Absolvent des berühmten "El-Sistema" in Venezuela und spielte einige Jahre als Hornist im Simon-Bolivar-Jugendorchester. Er ging denselben Weg wie sein älterer Landsmann Gustavo Dudamel, bekam ebenfalls einflussreiche Förderer und strebt nun international auf dieselben Konzertbühnen wie dieser. Seit drei Jahren ist er Chefdirigent des "Ulster Orchestra" in Nordirland. Er wohnt abwechselnd in Caracas und in Berlin.
Live aus der Philharmonie Berlin
Claude Debussy
"L'isle joyeuse", bearbeitet für großes Orchester von Bernardino Molinari
Benjamin Britten
"Quatre chansons françaises" für Sopran und Orchester
Maurice Ravel
"Shéhérazade" für Sopran und Orchester
ca. 20.55 Uhr Konzertpause, darin:
Für Laien und Profis - der "Symphonic Mob" beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin
Von Julia Kaiser
Dmitrij Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93

Christiane Karg, Sopran
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Rafael Payare

Surround Sound - Dolby Digital 5.1