Christian Weisenborn: "Die guten Feinde"

Meine Eltern, die Widerstandskämpfer

Dokumentarfilmer Christian Weisenborn
Dokumentarfilmer Christian Weisenborn © imago/Michael Westermann
Christian Weisenborn im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow |
Joy und Günther Weisenborn waren während der NS-Diktatur Mitglieder der "Roten Kapelle". Nun hat ihr Sohn Christian Weisenborn mit "Die guten Feinde" einen Film über die Widerstandsgruppe und die eigenen Eltern gedreht.
Die Eltern des Filmemachers Christian Weisenborn kämpften gegen die Nazis - und gehörten während der NS-Zeit zur Widerstandsgruppe "Rote Kapelle".
Dutzende ihrer Freunde wurden ermordet, darunter auch Harro Schulze-Boysen, Sohn eines Marineoffiziers und Gründer der linksliberalen Zeitschrift "Gegner". Christians Vater Günther, ein Schriftsteller und Theaterautor, entkam der Hinrichtung durch die Nazis dagegen knapp.
Günther Weisenborn, Vater des Dokumentarfilmers Christian Weisenborn
Günther Weisenborn, Vater des Dokumentarfilmers Christian Weisenborn© Edition Salzgeber / Christian Weisenborn
Nach dem Krieg und bis zu seinem Tod 1969 versuchte Günther Weisenborn, die zu Tode verurteilten Freunde zu rehabilitieren und den mutmaßlich verantwortlichen Nazi-Richter Manfred Roeder vor Gericht zu bringen – vergeblich. Lange Zeit galt die "Rote Kapelle" in der Bundesrepublik als "kommunistisch unterwandert". Erst im Jahr 2009 hob der Bundestag die Todesurteile auf.
Libertas und Harro Schulze-Boysen in Mülheim, um 1935
Libertas und Harro Schulze-Boysen in Mülheim, um 1935© Edition Salzgeber / Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Mit Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Fotos, privat gedrehtem Filmmaterial und Interviews mit Hinterbliebenen erzählt Christian Weisenborn nun in "Die guten Feinde" das Leben seiner Eltern - und beleuchtet, welche Rolle die Widerstandsgruppe in der NS-Zeit spielte.
Im Deutschlandfunk Kultur berichtete der Filmemacher, das Thema Widerstand habe auch in der Nachkriegszeit das Familienleben zu Hause bestimmt.

Die ermordeten Freunde saßen mit am Tisch

Die Mitglieder der Roten Kapelle, besonders die von den Nazis ermordeten Freunde, seien immer präsent gewesen. Die Namen dieser Menschen seien ihm und seinem Bruder von Kindheit an so geläufig gewesen, "dass die eigentlich immer mit am Tisch saßen", sagte er.
Mit seinem Film will Christian Weisenborn nun auch den Blick auf die Rote Kapelle verändern. Die Gruppe sei bis in die 1970er-Jahre hinein verleumdet worden, sagte er. Ost- wie Westdeutschland hätten beide "ihr Feuerchen" unter der Gruppe gemacht.
Während der Osten die Rote Kapelle als "kommunistische Spionagegruppe" für seine Propaganda benutzte, sei die Kapelle im Westen unter den gleichen Vorzeichen denunziert worden.

Verbittert, weil nie ein Dank kam

Seine Mutter sei eine fröhliche Frau gewesen, erzählte Weisenborn. Über die Wahrnehmung der Widerstandsgruppe in der Öffentlichkeit sei sie aber "schon ein bisschen verbittert" gewesen:
"Das hat ihr schon zugesetzt, dass da eigentlich nie ein Dank kam."
(ahe)
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