Choreograf William Forsythe wird 65

"Der Tanz ist die flüchtigste aller Künste"

William Forsythes "Herman Schmerman" am Staatsballett Berlin.
William Forsythes "Herman Schmerman" am Staatsballett Berlin. © picture alliance / dpa / Claudia Esch-Kenkel
Moderation: Hans-Joachim Wiese · 30.12.2014
William Forsythe gilt als einer der bedeutendsten Choreografen des zeitgenössischen Tanzes. Zu seinem 65. Geburtstages haben wir Reinhild Hoffmann von der "Akademie der Künste" gefragt: Führt der Bühnentanz von heute ein Nischendasein?
William Forsythe, Tänzer und Choreograf aus New York City, ist heute 65. Jahre alt geworden. Anlässlich des Geburtstages des Choreografen, der als einer der bedeutendsten Künstler des zeitgenössischen Tanzes gilt, haben wir mit seiner Kolleginnen Reinhild Hoffmann über die aktuelle Lage und die Zukunft der Sparte gesprochen. Sie ist stellvertretende Direktorin der Sektion Darstellende Kunst in der Akademie der Künste.
Im Deutschlandradio Kultur gab sich Hoffmann überzeugt: "Der zeitgenössische Tanz lässt sich nicht unterkriegen." Die Bereitschaft eines Choreografen oder Tänzers, Opfer für seine Kunst zu bringen, sei immens: "Vielleicht die Größte, die man in irgendeiner künstlerischen Sparte finden kann."
Der US-amerikanische Tänzer, Choreograf und Künstler William Forsythe, steht am 25.11.2014 in der Ausstellung "William Forsythe Black Flags" im White Cube der Kunsthalle im Lipsiusbau in Dresden (Sachsen).Arno Burgi/dpa
Der US-amerikanische Tänzer, Choreograf und Künstler William Forsythe.© picture alliance / dpa / Arno Burgi
Auf die Frage, ob William Forsythe weiterhin die deutschen und internationalen Bühnen präge, antworte Hoffmann: "Der zeitgenössische Tanz ist ungeheuerlich vielfältig geworden." Ein Nischendasein des Tanzes kann sie nicht erkennen: "Ich glaube, es hängt von den Choreografen ab - und von mutigen Intendanten, wen sie an die Häuser holen und was für eine Richtung sie befördern."
Gleichzeitig warnte Hoffmann abervor den Herausforderungen für den zeitgenössischen Tanz: "Es gibt Tendenzen, dass es Sparmaßnahmen gibt - und dann ist immer die Sparte Tanz dran. Und man legt Ensembles zusammen - wie auch in Berlin. Und man versucht dann wieder die großen Formen des klassischen Balletts zu pflegen, als mit neuen Formen in die Institutionen hineinzugehen." Hoffnung setzt die Choreografin aber in die freie Szene: "Da ist sehr viel passiert."
Der Tanz werde immer die Sparte sein, "die nur erlebbar ist, indem man sie sieht - und sie ist nicht in einem Buch festzuhalten, wie ein Theaterstück". Hoffmann: "Es ist einfach die flüchtigste aller Künste - und deshalb ist es einfach nicht so bequem wahrnehmbar."
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