"So'n bisschen den Kopf wegschalten"

In einem Gründerzeithaus in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals probt "Madrigio". Der Name erinnert an die Madrigale, die der Leipziger Chor zunächst sang. Inzwischen ist er bei zeitgenössischen Kompositionen von Morten Lauridsen angelangt.
Einsingen: "Sososossososooo, seisoseisosei..."
"Mein Name ist Martin Steuber, ich bin der sogenannte Chorleiter vom Chor Madrigio. Ich bin Musiker, freiberuflicher Gitarrist, unterrichte und mache Konzerte."
"Wie haben alle zusammen gefeiert und haben irgendwie gedacht: Das wäre doch nett, wenn wir mal zusammen singen, weil alle gerne singen und haben dann einfach abends auf einer Feier gesungen, gemeinsam, ganz ungezwungen. Einfach Volkslieder, irgendwas, mehrstimmig und haben gedacht: Mensch, das können wir doch mal öfter machen, jede Woche vielleicht und dann ist das so quasi von ganz allein entstanden. Also es war niemals die Rede von: Wir gründen jetzt einen Chor."
"Mein Name ist Bernd Bartholomäus, ich singe Tenor. Also der noch mitsingt, Erik, ist ehemaliger Thomaner, ich selbst bin Musiker, uns fällt's nicht so schwer. Aber es fällt schon auf, wenn einer fehlt."
Chor: "Bonjour mon cœur"
"Mein Name ist Theresa Hermann. Ich singe seit einem Dreivierteljahr im Sopran. Es geht nicht um Leistung, es geht nicht um Vorsingen, es geht nicht darum, dass wir bald ein Konzert haben − oder manchmal auch − aber vor allem ist es, dass alle Spaß haben zu singen und deswegen bin ich sehr glücklich, dass ich diesen Chor gefunden habe und komme jedes Mal gern."
Chorleiter: "Okay, es kann noch ein bisschen besser zusammen gearbeitet werden!"
"Franka Reinhardt ist mein Name, ich singe Sopran. Ich glaube, dass so ein Chor so als soziale Gruppe ja auch funktioniert und ich denke, da lernt man ganz allgemein voneinander. Dass man sich gemeinsam ein Stück weiter entwickelt. Das ist ein schönes Bild, finde ich."
CHor: "Bonjour ma belle"
Martin Steuber: "Ich lerne total viel vom Chor, weil ich auch manchmal zur Chorprobe gehe und denke: Ich bin nicht genug vorbereitet. Das passiert auch ab und zu. Natürlich versuche ich, mich auch immer vorzubereiten, aber dadurch, dass ich eben kein gelernter Chorleiter bin, ist es für mich immer wie ein Experiment. Ein Experiment, bei dem ich lerne beim Machen."
Chorleiter: "Ich würde gerne was an dem Lauridsen proben, also Stück Nummer zwei!"
Martin Steuber: "Das ist natürlich ne ganz andere Klangsprache, der Herr Lauridsen hat da so eine, denke ich, eigene Tonsprache entwickelt, die auch immer schnell wieder zu erkennen ist auch in anderen Stücken. Und wir haben bislang noch nie so etwas gesungen eigentlich, wir haben halt sehr viel Barockmusik gesungen und der Mendelssohn war quasi das Jüngste. Aber Musik, die eher so auf Klang aus ist, also auf die Wirkung eines Akkords, alleinstehend, das ist bei Lauridsen für uns jetzt neu und das versuchen wir einfach gut umzusetzen und daran zu lernen vor allen Dingen."
Franka Reinhardt: "Das ist 'ne ganz wunderbar harmonische Musik. Und ich finde, das ist eine Musik, wo man so'n bisschen den Kopf wegschalten kann. Also ich stell mir da immer so'n Klangteppich vor. So etwas Harmonisches, was man eben auch nur gemeinsam mit anderen produzieren kann, das finde ich auch das Schöne am Chor singen, dass man so Harmonien erzeugt, die im Idealfall schön klingen und die man als einzelner Sänger nicht hinbekommen würde."
Liedende. Chorleiter: "Das reicht, vielen Dank. Jetzt gehen wir nochmal in den Flur."
Franka Reinhard: "Dort im Flur nochmal 'nen bisschen mit Klang, mit Akustik. Ja, das ist so ein bisschen so'n I-Tüpfelchen, weil der Raum ja hier nicht so groß ist und da ist es manchmal so'n bisschen trocken auch gerade im Sopran die Höhen singen sich dann so ein bisschen schwer und wenn man dann rausgeht, dann wird der Klang sehr schön getragen, das hat ja fast so'n bisschen so'n sakralen Charakter, so die Akustik. Der Klang steht länger im Raum und man kann im Klang noch ein bisschen schwelgen zum Abschluss und das ist, find ich, ein schöner Start in die Woche."