Chinesische Dissidentin Zou Haixa

"Deutsche Wirtschaft abhängig vom chinesischen Markt"

Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßt am 10. Oktober 2014 den chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang zu den deutsch-chinesischen Gesprächen in Berlin.
Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßt den chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang zu den deutsch-chinesischen Gesprächen. © AFP PHOTO / Tobias Schwarz
Moderation: Katja Schlesinger und Frank Meyer · 10.10.2014
Für die Menschenrechte haben die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen nichts gebracht. Diese Ansicht vertritt die in Deutschland lebende chinesische Dissidentin Zou Haixa. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtungen und Interessen sei auch Bundeskanzlerin Merkel in dieser Frage zurückhaltender geworden.
Die in Deutschland lebende chinesische Dissidentin Zou Haixa von der Föderation für ein demokratisches China in der Bundesrepublik Deutschland hat von Bundeskanzlerin Angela Merkel deutlichere Worte im Hinblick auf die Menschenrechtssituation in China gefordert.
Es habe wenig Wirkung in China, wenn über Menschenrechte nur noch hinter geschlossenen Türen gesprochen werde, sagte Zoug im Deutschlandradio Kultur: "Die chinesische Regierung hat eine Strategie entwickelt. Sie protestiert nicht mehr. Sie hört, aber vergisst. Wir wünschen, dass Frau Merkel offen über die Menschenrechtssituation in China redet."
Menschenrechtler und Journalisten im Gefängnis
In den letzten Jahren sei in China vor allem die Redefreiheit grob verletzt worden. Menschenrechtler würden verhaftet und Journalisten willkürlich ins Gefängnis geworfen werden, äußerte Zou vor dem Hintergrund der heutigen deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Berlin.
Die Frage, ob Bundeskanzlerin Merkel aufgrund von wirtschaftlichen Interessen leiser und zurückhaltender geworden sei, bejahte Zou: "Das glauben wir auch." In den letzten Jahren habe es eine stärkere Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern und viele Investitionen deutscher Firmen in China gegeben: "Das macht die deutsche Wirtschaft sozusagen abhängig vom chinesischen Markt."
Die Hoffnung auf eine Öffnung Chinas durch diese Wirtschaftsbeziehungen in Richtung westlicher Werte habe sich nicht erfüllt, meinte Zou: "Das haben wir gehofft und am Anfang auch geglaubt. Tatsache ist, dass sie eher weniger Wirkung darauf gehabt haben." Nach wie vor seien wichtige, allgemeine Werte des Westens in China nicht verbreitet.