Chile untersagt Süßigkeiten mit Spielzeug

Was bringt das Schoko-Verbot?

Ein ausgepacktes Überraschungsei mit Schokolade und Spielzeug.
Der kombinierte Klassiker aus Schokolade und Spielzeug: das Überraschungsei. In Chile sind solche Produkte künftig verboten. © Imago / Bernhard Classen
Thomas Ellrott im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 28.06.2016
Spielen und Naschen gehören zusammen, oder? Besser nicht, meint die chilenische Regierung. Sie hat den Verkauf von Nahrungsmitteln mit Spielzeug verboten. Ernährungspsychologe Thomas Ellrott bezweifelt, dass übergewichtige Kinder dadurch dünner werden.
Ein Drittel aller Kinder in Chile, die unter sechs Jahre alt sind, sind übergewichtig. Die Regierung des südamerikanischen Landes erkennt in Spielzeugen, die Süßigkeiten beigelegt sind, eine besondere Verlockung. Deshalb wurde der Verkauf solcher miteinander kombinierten Produkte verboten. Lebensmittel und Spielzeug dürfen nicht mehr miteinander verbunden verkauft werden.
Der Ernährungspsychologe Thomas Ellrott bezweifelt den Nutzen des neuen Gesetzes. "Ich glaube, dass nur ein winziger Bruchteil der Kalorien, die Kinder täglich essen, tatsächlich Süßigkeiten oder Fast Food in Kombination mit Spielzeug sind", sagt er im Deutschlandradio Kultur.

Spielzeug macht Freude

Der Mitarbeiter des Göttinger Institut für Ernährungspsychologie erkennt sogar einen positiven Aspekt daran, Schokolade und Spielzeug zu kombinieren. Er macht das am Beispiel vom Überraschungsei fest. Kinder würden eine viel größere Freude empfinden, wenn sie mit 28 Gramm Schokolade ein Spielzeug erhalten, als wenn sie die 28 Gramm Schokolade als Riegel bekämen.
"Um dieselbe Freude auszulösen, müsste man ihnen wahrscheinlich viel mehr Schokolade füttern."
Thomas Ellrott hätte das Verbot der Spielzeug-Schoko-Kombination an die Größe der Portion gekoppelt. Aber Ernährung sei vor allem eine Sacher der Erziehung:
"Die entscheidende Größe ist nicht der Gesetzgeber, die entscheidende Größe sind die eigenen Eltern, die das den Kindern zuhause vorleben. Wenn die Kinder das zuhause vernünftig handhaben, dann braucht es gar keinen Gesetzgeber."

Mensa-Essen soll besser werden

Der Staat sollte allerdings das Essen in Schulen und Kindergärten verbessern. Am besten sei es Kindern Alternativen zum ungesunden Essen zu bieten und Süßigkeiten ab und zu einzustreuen.
"Das komplette Ausblenden ist überhaupt nicht möglich und führt im Zweifelsfall eher zu Essstörungen, wenn man das nämlich versucht, zu drastisch oder zu rigide zu handhaben und den Kindern irgendetwas gänzlich verbietet."
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