Chemiker Michael Braungart

"Müll gibt es nicht"

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Der Chemiker Michael Braungart © Golden Ratio
Moderation: Klaus Pokatzky · 08.05.2017
Der Chemiker Michael Braungart ist davon überzeugt, eine Welt ohne Müll ist möglich. Seine Vision: Alles, was wir wegwerfen, kann als Rohstoff wiederverwendet werden. Wir haben mit ihm über eine Welt ohne Müll gesprochen.
In den 80er-Jahren besetzte er Schornsteine in Basel, um auf die Chemieskandale am Rhein aufmerksam zu machen. Später wurde der Chemiker Michael Braungart einer der hörbarsten Anwälte einer umfassenden Wiederverwertung, von der kein Teil unseres Lebens ausgeschlossen sein sollte: Müll gibt es für Michael Braungart nicht, denn alles ist Nährstoff. Um zu veranschaulichen wie er das meint, wählt er gerne das Beispiel des Kirschbaums:
"Ein Kirchbaum zeigt in idealer Weise worum es mir geht: der Kirchbaum liefert Lebensmöglichkeiten für alle anderen Lebewesen genauso, für 200 Arten mindestens. Alle Materialien des Kirchbaums sind nützlich und können wiederum in biologische Kreisläufe zurückgehen. Wir haben zum Beispiel Papier entwickelt, was perfekt kompostierbar ist. Sonst ist der gesamten Papierbereich kontaminiert - die Gipskartonplatte oder das Altpapier als Dämmstoffe oder das Toilettenpapier ist alles hochkontaminiert und belastet also dann die Biosphäre. Dinge die verschleißen, die kaputt gehen bei ihrer Anwendung die sich chemisch-physikalisch ändern, die müssen für die Biosphäre geeignet sein und dafür ist der Kirchbaum das ideale Beispiel, weil es geht um Schönheit, um Qualität um Lebensfreude und nicht um sparen, verzichten, vermeiden."

Europäisches und amerikanisches Denken vereint

Gemeinsam mit seiner Frau, der SPD-Umweltpolitikerin Monika Griefahn, gilt Braungart seit über dreißig Jahren als notorischer Querdenker in seinem Fach. Auf der Suche nach Lösungen und Ideen sucht er das Gespräch mit innovativen Denkern auf der ganzen Welt.
"Albert Einstein hat einmal gesagt, kein Problem kann mit derselben Denkweise gelöst werden, die es verursacht hat. Also wir brauchen andere Lösungen, nicht nur europäische. Und so konnte ich zum Beispiel mit dem Dalai Lama mich unterhalten oder mit Michael Gorbatschow. Ich konnte viele Menschen in vielen Ländern fragen. 'Cradle to cradle' verbindet die europäische Problemdenkweise mit der amerikanischen Denkweise, Dinge zu ändern, zu gestalten – manchmal leider mit zu wenigen Informationen in USA – dann aber mit der südlichen Freude am Leben. Und hinzu kommt das asiatische Kreislaufdenken, weil wir dort zu völlig anderen Schlussfolgerungen kommen, wie man mit Nährstoffen umgehen kann."
Darüber, warum er mit seiner Frau einen Ehevertrag auf Zeit geschlossen hat, und ob es in Zukunft essbare Möbel und langsam zerfallende Kleidung gibt, hat Michael Braungart sich mit Klaus Pokatzky unterhalten.

Hören Sie hier das ganze Gespräch:

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