Charts

Top 5 des Arthouse-Kinos

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Wir verraten, welche Arthouse-Filme sich lohnen - und welche eher nicht. © dpa/picture-alliance/Britta Pedersen
Von Hartwig Tegeler · 16.05.2015
Fünf Filme, ein Ranking: Hartwig Tegeler hat für uns die oberen Ränge der Arthouse-Charts durchgeschaut - und dabei einiges über Familienaufstellungen gelernt.
Platz 5 – "Ex Machina" von Alex Garland
"Ich bin Caleb. Hast du einen Namen? - Ja, Awa."
Puh, diese Frauenfigur in "Ex Machina". Denn das irritierende Begehren, das Caleb gegenüber der Maschinenfrau zu empfinden beginnt, das ist natürlich auch der Blick, den wir werfen. Vielleicht geht es weiblichen Kinogängern anders.
Alex Garland jedenfalls schafft diese schwer auszuhaltende Kumpanei zwischen seiner Figur Caleb und den männlichen Zuschauern, indem er Awa mit der schwedischen Schauspielerin Alicia Vikander besetzte. Und das, obwohl Awa im Film "Ex Machina" unterhalb der Brust nur einen "Körper" aus Stahl, Carbon, Latexhaut und anderem künstlichen Zeugs hat. Trotzdem sind wir ihrer erotischen Anziehung auf verstörende, ja, eben irritierende Weise ausgeliefert. Wir können es wegdenken, wie wir wollen: Wir bleiben im Kino Voyeur. "Ex Machina" ist ein verdammt hinterhältiger und grandioser Film.
Platz 4 – "Big Eyes" von Tim Burton
Tim Burton hat auch eine weibliche Heldenreise erzählt: Eine Malerin malt immer großäugige Kinder. Ihr Mann gibt sich als Urheber dieser Kunstwerke aus. Nach vielen Jahren verklagt sie ihn. Und die Welt erfährt, dass Mrs Keane und nicht Mister Keane die kitschigen Bilder malte. Ja, und nu? Und noch ein Film mit diesem "based on a true story". Ja, aber: Und nu?
Platz 3 – "Hedi Schneider steckt fest" von Sonja Heiss
Das einigermaßen heile Leben von Hedi - Mann, Kind, Job - bricht auseinander, als sie von heute auf morgen Panikattacken bekommt.
"Ich verstehe nicht, wie ich keine Angst haben soll, wenn ich mir die ganze Zeit vorstelle, ich ende im betreuten Wohnen."
Laura Tonke als Hedi torkelt durch ihr angstbesetztes Leben irgendwo zwischen Glückspillen, idiotischen Ärzten, ebensolchen Therapeuten, Betrogen-Werden und einer finalen Schlammkur in Skandinavien. Klar, geht sie uns fürchterlich auf die Nerven. Dieses Feststecken, unerträglich. Aber die Sympathie, die Sonja Heiss zu ihrer Protagonistin hat, reißt uns mit:
"Wir können ja einfach einen Tag glücklich sein und dann sofort wieder unglücklich. Dann nehmen wir uns nicht soviel vor."
Hedi Schneider wird zu einer zugegeben arg ins Schlingern geratenden, aber am Ende sehr starken Frauenfigur, weil ihre jede Künstlichkeit abgeht.
Platz 2 – "Die Gärtnerin von Versailles" von Alan Rickman
Starke Frauenporträts überzeugen nur, wenn sie nicht leblos oder abstrakt sind. Aber im Ernst, ein Film über die Gartenbaukunst des Absolutismus, dem jedes Gefühl für den Raum abgeht? Der Film "Die Gärtnerin von Versailles", der die ehrenwerte Idee einer emanzipierten Frau zur Zeit des Sonnenkönigs verhandelt, bräuchte etwas von der prallen Lebendigkeit der angstneurotischen Hedi Schneider.
Platz 1 - "Die abhandene Welt" von Margarethe von Trotta
Die psychotherapeutische Methode der Familienaufstellung funktioniert so, dass der Klient aus der Seminargruppe Stellvertreter sucht, die Vater, Mutter oder Schwester darstellen. Die werden in den Raum gestellt. Familienaufstellung und Kino ähneln sich, weil beide dunkle Geheimnisse der Familie auffalten.
Wahrscheinlich war das die Absicht, die Margarethe von Trotta für "Die abhandene Welt" hatte: Stelle Barbara Sukowa, Katja Riemann, Matthias Habich, August Zirner, Rüdiger Vogler und Karin Dor in den "Kino"-Raum, und dann schauen wir mal, welches Geheimnis sich auftut, wer wessen Schwester, Tochter, Vater oder Doppelgänger ist. Aber verstehen muss man´s doch, wer was wie mit wem ... was gewesen sein könnte. Ich hingegen habe nichts verstanden. Das ist übrigens auch mit Familienaufstellungen manchmal so. Ergo, können sogar wir hier in den TopFive für´s Leben lernen, im richtigen Moment nämlich nichts mehr verstehen zu wollen.
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