Chaos Computer Club verteidigt Internet-Tauschplattform

16.02.2009
Der Prozess gegen die Internet-Tauschplattform "The Pirate Bay" in Stockholm hat nach Ansicht des Chaos Computer Clubs (CCC) übergeordnete Bedeutung für die Frage, wie zukünftig mit Inhalten im Netz umgegangen wird. Das für Anfang März erwartete Urteil des schwedischen Gerichts zeichne "den Weg in der Zukunft (…) vor", sagte Michael Horn vom CCC.
Der Prozess habe Signalwirkung, weil Schweden bisher Vorreiter bei der "Freiheit der Inhalte" gewesen sei. Weil "The Pirate Bay" selbst kein urheberrechtlich geschütztes Material zum Download bereitstelle, sondern nur Nutzer mit anderen Nutzern verbinde, sei es folgerichtig, die Angeklagten freizusprechen. Horn sagte, die Plattform sei "schützenswert", es würden dort auch "zahllose legale Inhalte" getauscht. Wenn einzelne Nutzer dort Unsinn trieben, müsse sich die Film- und Musikindustrie an diese wenden.

Die Industrie habe ihren Teil dazu beigetragen, dass der illegale Tausch im Netz vielen Nutzern attraktiver erscheine als die legalen Angebote der Rechteinhaber, sagte Horn. Einen Großteil der Musik, die er legal im Netz gekauft habe, könne er heute gar nicht mehr nutzen, kritisierte er. Oft sei die Qualität der legalen Angebote auch sehr minderwertig, weil die Industrie Angst vor dem Kopieren habe. Wenn es DVDs mit Regionalsperren gebe, die zwar in Deutschland liefen, in Japan oder den USA aber nicht, "dann muss ich mich schon fragen, ob die Content-Industrie das digitale Zeitalter verschlafen hat", so Horn.

Das Gespräch mit Michael Horn können Sie bis zum 16. Juli 2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio