Champions League in der Ukraine

"Fans in Lemberg sind sehr nationalistisch"

Das Fußball-Stadion vom Lemberg, Ukraine
Das Fußball-Stadion vom Lemberg © Imago/Ukrinform
Olaf Sundermeyer im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 17.02.2015
Von Normalität kann keine Rede sein, wenn der FC Bayern am Dienstagabend in der Champions League auswärts gegen Schachtjor Donezk antreten muss. Wegen des Krieges in der Ostukraine ist das Spiel weit in den Westen, nach Lemberg (Lwiw) verlegt worden.
Olaf Sundermeyer, Fußball- und Osteuropa-Experte, fürchtet, dass das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League zwischen Schachtjor Donezk und dem FC Bayern von rechtsextremen Fans als Bühne für eine nationalistische Kundgebung genutzt werden könnte.

Wegen der unsicheren Lage in Donzek leben und trainieren die Profis von Schachtjor schon seit Monaten in Kiew. Die anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2012 errichtete Donbass-Arena ist teilweise zerstört. So empfängt Donezk den deutschen Rekordmeister in Lemberg, ganz im Westen des Landes, wo auch bei der EM 2012 gespielt wurde. Doch die Fußball-Szene in Lemberg ist auf "die Donezker" nicht gerade gut zu sprechen, sagt Sundermeyer:
"Die Fußball-Fans in Lemberg selbst sind sehr politisch, sie sind leider sehr nationalistisch, in Teilen auch rechtsextremistisch, sie haben den harten Kern des rechten Sektors, über den ja viel berichtet wurde, bei den Maidan-Protesten in Kiew ausgemacht. Diese Fans stehen traditionell den Anhängern von Schachtjor Donezk eher feindselig gegenüber."
"Übliches Gerede von Sportfunktionären"
Zwar habe es in den vergangenen Monaten Tendenzen gegeben, wo gesagt worden sei "Wir sind alles Ukrainer, wir zeigen unsere Einheit!", jedoch könne es am Dienstagabend auch anders kommen. Dann könnten auch wieder Spruchbänder zu sehen sein, auf denen zu lesen steht: "Donezker, wir wollen Euch nicht in dieser Stadt!"
Dass sich der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, ganz auf den Fußball konzentrieren und die politische Dimension des Spiels außen vor lassen will, hält Sundermeyer für "das übliche Gerede von Sportfunktionären, mit dem man die moralische Frage, diese ethische Frage, die sich die Funktionäre stellen müssten, einfach wegdiskutieren möchte". Die Fußball-Funktionäre würden es sich mit dieser Haltung immer sehr leicht machen.
"Ich kenne viele Menschen in Lemberg, die sich tatsächlich auf das Spiel freuen", sagt Sundermeyer, "doch das ist morgen schon wieder vorbei". Und von den Hoffnungen, die im Zusammenhang mit der Europameisterschaft 2012 aufgekommen waren, sei nicht viel geblieben. Dagegen habe das "korrupte Oligarchen-System", das 2012 an der Macht gewesen sei, "massiv von der Fußball-Europameisterschaft 2012 profitiert".
Mehr zum Thema