Ein hartes Los
Bei den Bayern läuft es zurzeit richtig gut, beim Gegner des heutigen Champions League-Spiels Manchester United dagegen überhaupt nicht: schwache Saison, Trainer-Probleme, Übernahme-Gerüchte. Trainer Moyes freut sich trotzdem auf das Spiel.
Zumindest das steht jetzt schon fest: Es wird wie üblich laut im mit 76.000 Zuschauern ausverkauften Old Trafford; selbst wenn die ManU Fans derzeit nur wenig Grund für Freudengesänge haben; wie aus einer fernen Zeit wirkt der Spruch des momentan verletzten Stürmerstars Robin van Persie, den er noch zu Saisonbeginn von sich gab:
"Wir sind es gewohnt zu gewinnen, das ist normal bei Manchester United und wenn wir es tun, verfällt niemand in Euphorie."
Heute ist man dankbar für jeden Sieg. Denn die erfolgsverwöhnte langjährige Nummer eins des englischen Fußballs krepelt auf Rang 7 in der Premiere League – 17 Punkte hinter dem führenden FC Liverpool. Zehn Niederlagen, so viele wie noch nie seit Ligabeginn und aus allen nationalen Wettbewerben ausgeschieden. Kein Wunder, dass die Wettquoten in Britannien einen klaren Favoriten zeigen: wer auf die Bayern setzt, bekommt nur den dreieinhalbfachen Einsatz zurück; wer auf einen Sieg für Manchester tippt, erhält dagegen den fünffachen. Auch die bisherige Champions League-Bilanz spricht für die Bayern: drei Siege, zwei Niederlagen, vier Unentschieden. ManUs Manager David Moyes macht dennoch auf Zweckoptimismus:
"Nach der 2:0 Niederlage im Hinspiel gegen Olympiakos Piräus gab es nicht viele, die uns zugetraut haben, doch noch das Viertelfinale zu erreichen. Aber mit Bayern haben wir den Favoriten und den Titelverteidiger bekommen. Das ist ein richtig hartes Los, aber eines auf das ich mich freue."
ManU nicht unterschätzen
Natürlich warnen die Bayern-Funktionäre davor, ManU bloß nicht zu unterschätzen; doch Dante, heute abend gesperrt, meint, man müsse keine Angst vor Manchester haben. Tatsächlich ist der Club derzeit nur noch ein Schatten seiner selbst - nach dem Abgang der Manager-Legende Sir Alex Ferguson. Dabei hat Sir Alex – 27 Jahre lang König im Old Trafford – vor einem Jahr seinen Nachfolger selbst ausgesucht. David Moyes, damals Trainer beim FC Everton, schilderte, wie ihn Ferguson in sein Haus ludt.
"Ich hatte erwartet, dass er sagt: Ich werde einen Deiner Spieler übernehmen oder so etwas, ich war mir nicht sicher. Und dann sagte er mir: Ich gehe in den Ruhestand. Und ich antwortete ungläubig: Wann? Er würde doch niemals in Ruhestand gehen. Und er sagte: Nächste Woche. Und Du wirst der nächste Manager von Manchester United. Ich sah gar keine Chance ja oder Nein zu sagen. Mir wurde es von Sir Alex aufgetragen und das hat mir genügt."
Offenbar zu große Fußstapfen: 38 Trophäen hat Sir Alex mit dem Club geholt. Seinem Nachfolger dürfte in dieser Horrorsaison keine einzige vergönnt sein. Er wehrt sich mit dem Vorwurf, Sir Alex habe ihm eine Rentnertruppe hinterlassen, mit der es auch der Ikone schwer gefallen wäre zu siegen. Gerüchte kursieren, David Beckham wolle seinen alten Club kaufen, und werden dementiert. Beim vorletzten Ligaspiel setzt es im prestigeträchtigen Lokalderby gegen Manchester City eine 0:3 Niederlage – einige Fans wollen das Banner mit Moyes Portrait und dem Spruch: “der Auserwählte” von der Stadionwand reißen. Beim Spiel gegen Aston Villa am letzten Samstag fliegt gar ein Propeller-Flugzeug übers Stadion mit der Botschaft: “Der Falsche – Moyes raus”.
Doch noch hält die Mehrheit der Fans zu David Moyes. Und der versteckt sich nicht, sondern erscheint schon vor der Mannschaft im Stadion:
"Ich wollte dass jeder sieht, ich bin der Manager und stehe an der Seitenlinie jede Woche und das ist mein Job. Und heute war das eine Unterstützung für den Fußball-Klub und das Team – das war toll heute im Old Trafford."
ManU siegte 4:1 gegen einen schwachen Gegner. Heute abend könnte es anders enden.