Cecile McLorin Salvant

Auf diese Stimme haben Jazz-Fans gewartet

Cecile McLorin Salvant singt während des Festivals Jazz in Marciac.
Cecile McLorin Salvant während des Festivals Jazz in Marciac. © dpa/ picture-alliance/ Michel Viala
Von Matthias Wegner · 07.09.2015
Eine neue Stimme begeistert und erobert gerade die internationale Jazzwelt: Die US-Amerikanerin Cecile McLorin Salvant. Nun wurde ihr neues Album "For one to love" auch bei uns in Deutschland veröffentlicht.
Cecile McLorin Salvant: "Früher war ich noch sehr mit mir selbst beschäftigt. In der Musik, die ich mochte ging es oft um Schmerz und Leid, am intensivsten waren die Momente, in denen ich weinen musste. Mittlerweile mag ich auch die Freude, die in der Musik steckt. Eine Mischung aus Freud und Leid mag ich am liebsten. Und diese Mischung möchte ich mit den Leuten teilen und ihnen näher bringen."
Cecile McLorin Salvant - diese bezaubernde Sängerin - fiel nicht einfach so vom Himmel. Bereits im Jahr 2010 gewann sie den bedeutenden "Thelonious Monk"-Wettbewerb als beste Nachwuchssängerin des Jahres im amerikanischen Jazz. Danach galt sie noch unverschämt lange als Geheimtipp, brachte ihr erstes eigenes Album noch im Selbstvertrieb heraus, bis sie dann mit "Mack Avenue" zumindest ein gut aufgestelltes mittelgroßes Indie-Label für ihre Musik begeistern konnte.
McLorin Salvants Musik ist sehr traditionsbewusst
Nun scheint alles richtig los zu gehen, die Hallen und Festivals werden immer größer - die Resonanz ist gigantisch. Cecile McLorin Salvant ist der nächste große Superstar im Jazz werden - mittelfristig gleichzusetzen mit ihrem männlichen Kollegen Gregory Porter. Dabei hat ihre Musik gar nichts wahnsinnig Originelles oder besonders Raffiniertes. Sie ist sogar sehr stark in der Tradition verhaftet.
"Viele Menschen wollen einzigartig sein und kreativ sein und am liebsten die Welt verändern. Doch manchmal reicht es doch schon aus, wenn Du nur einen winzigen Punkt, ein Sandkorn in dieser riesigen Musik-Geschichte, in diesem großen Universum hinterlässt - das ist schon eine Menge - das ist enorm viel. Nicht jeder kann Charlie Parker, John Coltrane, Duke Ellington oder Louis Armstrong sein und die Welt verändern."
Ceciles Wurzeln sind weitverzweigt. Ihre Mutter ist Französin, ihr Großvater stammt aus Guadeloupe und ihr Vater aus Haiti. Sie selbst wurde 1989 in Miami geboren. Nach der Schule ging sie dann zum Studieren nach Frankreich und lebte einige Jahre in Aix-en-Provence, wo sie vor allem Jura und Politikwissenschaft studierte, doch auch schon bald die ersten Auftritte als Sängerin hatte.
Nach dem bereits erwähnten Gewinn des Thelonious Monk-Wettbewerbes im Jahr 2010 drängte sie es in die Metropole des Jazz, New York.
"Ich bin wirklich auf den Geschmack gekommen, als ich die ganzen Musiker bei dem Monk-Wettbewerb getroffen habe, die alle aus New York kamen und die meinten, ich müsse auch dorthin kommen - und ich wollte dann herausfinden, was dort wirklich passiert."
Sympathische Mischung aus Coolness, Eleganz und Melancholie
Von großer Bedeutung war für Cecile McLorin-Savant die Begegnung mit dem Trompeter und Chef von "Jazz at Lincoln Center" Wynton Marsalis, der sofort erkannte, was für eine besondere Musikerin da vor ihm stand. Wynton lud sie zu Konzerten ein, führte sie in die Szene ein und lernte dort schließlich den früheren Pianisten von Wynton Marsalis kennen, der heute an den Tasten ihrer Band sitzt: Aaron Diehl. Er ist mittlerweile einer der wichtigsten Jazzmusiker seiner Generation und gehört zu Ceciles Working-Band, die nun auch das neue Album eingespielt hat.
"Meine Musiker verkörpern etwas Telepathisches in ihrem Spiel. Sie können in so viele musikalische Richtungen gehen, aber vor allem swingen sie einfach! Wenn man sie hört, dann will man sofort tanzen. Sie sind sehr einfühlsam, protzen nie mit ihren Möglichkeiten, auch wenn sie durchaus kraftvoll spielen können, wenn es nötig ist. Sie spielen Straight Ahead-Jazz mit großer Freude Und das fühlt sich funky, modern und frisch an -ihr Spiel leuchtet sehr stark."
Cecile McLorint Salvant verkörpert eine große Intensität und eine umwerfende Schönheit in ihrer Musik. Lange hat man auf so eine Stimme gewartet. Auf eine Sängerin, die mit einer sympathischen Mischung aus Coolness, Eleganz und Melancholie überzeugend an große Ladys des Jazzgesanges wie Billie Holiday oder Sarah Vaughan anknüpft und deren Erbe mit eigenem Charakter weiterführt. Daran scheitern normalerweise alle. Cecile McLorin jedoch verkörpert die komplette Jazz-Historie und befindet sich damit dennoch absolut im Hier und Jetzt.
Und sie geht diesmal in ihren neuen Stücken - von denen sie immerhin die Hälfte selbst geschrieben hat - noch einen Schritt weiter. In ihrer Musik steckt mittlerweile auch eine soziale Dimension. Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, Spannungen zwischen Schwarzen und Weißen - diese und andere gesellschaftspolitische Themen stecken in ihren Texten, wenn auch nicht vordergründig.
Mehr zum Thema