CD-Neuerscheinungen

Das muss man gehört haben - oder auch nicht

US-Sänger James Taylor
Nach über einem Jahrzehnt bringt James Taylor wieder einmal eine CD heraus. © dpa / picture alliance / Kay Nietfeld
Von Uwe Wohlmacher · 12.06.2015
In der Kurzkritik: "A Dream Outside" ist das Debütalbum der Band Gengahr. Mit "Before This World" veröffentlicht James Taylor nach 13 Jahren wieder einmal neue Songs. "Tomorrow Will Be Beautiful" ist das erste Werk der Folk-Musikerin Flo Morrisey.
Gengahr: "A Dream Outside"
Wie würde es klingen, wenn man die Musik von Can mit Motown-Soul und Psychedelic-Pop vermischen würde? Vielleicht so wie Gengahr, eine junge Band aus London, die auf ihrem Debütalbum "A Dream Outside" eine ganz eigene Musikfarbe entwickelt. Dunkel romantische und neo-psychedelische Songs, die durch das Falsett des Sängers zusätzlich eine irgendwie geheimnisvolle Atmosphäre bekommen. In der Tendenz klingen die Songs des Albums vielleicht ein wenig zu ähnlich, aber das kann sich im Laufe der kommenden Veröffentlichungen ja noch geben. Erst einmal wird man vom schwebenden Indie-Pop der Band positiv, wie in einen Tagtraum eingenebelt. Daumen hoch für Gengahr!
James Taylor: "Before This World"
"Before This World" heißt das neue Album der kalifornischen Singer/Songwriter-Legende James Taylor, der damit nach 13 Jahren wieder einmal eigene neue Songs veröffentlicht. Das bislang letzte Album "Covers" von 2008 präsentierte dem Titel entsprechend, Lieder bekannter Kollegen, was sicher nicht daran lag, dass ihm nichts mehr einfallen würde. Er ist einfach noch nie der schnellste gewesen, und so ist "Before This World" erst das 17. Album in seiner 47-jährigen Karriere. Darauf hört man milden Country-Pop und nachdenkliche Geschichten über dies und das, die der Sänger mit immer noch wunderbar einschmeichelndem Gesang vorträgt. Ein sanfter Poet, der im kritischsten Song des Albums, „Far Afghanistan", über 9/11 reflektiert und an das Leid am Hindukusch erinnert. Alles in allem ein nettes Album, über das kein Fan enttäuscht sein wird.
Flo Morrissey: "Tomorrow Will Be Beautiful"
Das man sich um den Nachwuchs im Folk-Bereich keine Sorgen machen muss, beweist die 20-jährige Flo Morrissey, die auf ihrem Erstling "Tomorrow Will Be Beautiful" so abgeklärt klingt, als wäre sie schon Jahrzehnte Profimusikerin. Immerhin fiel die Künstlerin schon vor fünf Jahren mit einem Song auf, der eine gewisse Abgeklärtheit und Melancholie zwischen den Zeilen offenbarte. Auf ihrem ersten Album glänzt Flo Morrissey mit kühler Entrücktheit, lyrischen Versponnenheit und beeindruckender Musikalität. Ihr gelingt zeitlose Musik, die manchmal mit Streichern und großem Arrangement orchestriert ist, dabei aber nie zu mächtig klingt, dann wieder karg und durchsichtig ohne Leere zu hinterlassen. Flo Morrissey erinnert gesanglich auf ihrem Debüt manchmal an Lana Del Ray, dann wieder an Kate Bush, aber das muss ja nichts Nachteiliges sein. Ein toller Start in eine hoffentlich große Karriere.
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