Nach dem UN-Klimagipfel in Glasgow

"Ergebnisse immer weiter verwässert"

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Bei einer Klimademonstration halten Demonstrierende ein Schild mit der Aufschrift "Just Fucking Do Something" hoch
"Tut endlich etwas!" - Für viele Menschen ist das, was die internationale Staatengemeinschaft sich beim Klimagipfel in Glasgow abgerungen hat, immer noch viel zu wenig. © picture alliance / ANP / Evert Elzinga
Carola Rackete im Gespräch mit Dieter Kassel · 15.11.2021
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Ein Ergebnis des Klimagipfels in Glasgow: keine "ineffiziente Subventionierung" fossiler Energieträger mehr. Dass überhaupt noch über Effizienz von Kohle und Co. diskutiert werde, gehe an der Realität vorbei, kritisiert Umweltaktivistin Carola Rackete.
Die Reaktionen auf die Ergebnisse des UN-Klimagipfels COP 26 in Glasgow fallen gemischt aus. Während manche ihre Freude darüber bekunden, dass das Glas jetzt endlich halb voll sei, ist es für andere immer noch halb leer.
Vor allem jene Länder, die unter den Auswirkungen des Klimawandels am meisten leiden, zeigten sich bitter enttäuscht – sie hatten erwartet, dass es klarere Ansagen zum Kohleausstieg, überhaupt zum Ausstieg aus den fossilen Energieträgern geben werde.

Es sollte keine Subventionen mehr geben

Ebenso enttäuscht sind Dritte-Welt- und Schwellenländer, die sich im Sinne von "loss and damage" eine stärkere finanzielle Unterstützung beziehungsweise Schadenskompensation bei der Umsetzung der Klimaziele erhofft hatten.
Die Umweltaktivistin Carola Rackete kritisiert Formulierungen wie jene, man wolle künftig auf die „ineffiziente Subventionierung“ fossiler Energieträger verzichten. „Man kann im Internet nachschauen, wie sehr sich dieser Vertragstext durch die einzelnen Besprechungen verändert hat“, sagt Rackete.
„Im ersten Draft stand noch, dass die Subventionen sofort abgeschafft werden müssen. Danach wurde das immer weiter und weiter verwässert.“
Dass immer noch über Effizienz und Nicht-Effizienz diskutiert werde, zeige, dass man in den internationalen Verhandlungen immer noch weit von der Realität entfernt sei. „Denn was wir seit Dekaden wissen, ist, dass wir ein Ende der fossilen Brennträger brauchen.“

Es braucht eine Koalition der Fortgeschrittenen

Rackete hält es für eine vernünftige Idee, dass sich jene Länder, die mit dem Ausstieg schon weit gekommen seien, zu einer Koalition zusammenschlössen. In diesem Rahmen könne man sich darüber verständigen, welche zusätzlichen Schritte möglich wären, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Große Konferenzen seien vor diesem Hintergrund nur noch sinnvoll, um über technische Details zu sprechen.

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Deutschland sieht die Umweltaktivistin in einer besonderen Verantwortung. Das Land sei keineswegs so viel weiter als andere Länder in der EU und habe historisch seit Beginn der Industrialisierung die sechsthöchsten Emissionen.

Initiativen für erneuerbare Energien abgewürgt

Es sei interessant zu beobachten, „wie die Bundesregierung es schafft, im Ausland immer noch auf dieser Energiewende herumzureiten und sich gut darzustellen, während eigentlich die Realität hierzulande ist, dass sie immer wieder viele Initiativen für erneuerbare Energien abgewürgt hat“.

Carola Rackete, wurde bekannt als Kapitänin der "Sea Watch", die Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettete. Die Aktivistin und studierte Naturmanagerin engagiert sich für Klima- und Artenschutz und mehr direkte Demokratie. 2019 erschien ihr Buch "Handeln statt Hoffen. Aufruf an die letzte Generation".

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© picture alliance/dpa / Boris Roessler
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