CARE: In Darfur droht eine humanitäre Katastrophe
Nach Einschätzung der Hilfsorganisation CARE International droht in der Krisenregion Darfur eine humanitäre Katastrophe. Die Situation für die Menschen werde sich extrem verschlechtern, wenn die Hilfsorganisationen nicht weiterarbeiten könnten, sagte Thomas Schwarz von CARE anlässlich der Ausweisung von etlichen Helfern aus dem Land.
Leonie March: Was passiert nach der Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofs? Diese bange Frage haben sich Beobachter schon gestellt, bevor der Haftbefehl gegen Sudans Präsidenten Al-Bashir erlassen wurde. Prognosen sind schwer möglich in einem politisch zerrissenen Land wie dem Sudan, aber eine direkte Konsequenz haben 13 internationale Hilfsorganisationen zu spüren bekommen: Sie wurden ausgewiesen.
Zu ihnen gehört auch CARE. Seit 28 Jahren engagiert sich die Hilfsorganisation im Sudan. Thomas Schwarz arbeitet für CARE und war zuletzt im Herbst in Darfur. Guten Morgen, Herr Schwarz.
Thomas Schwarz: Guten Morgen, Frau March.
March: Mit welcher Begründung sind denn die CARE-Mitarbeiter ausgewiesen worden?
Schwarz: Die Frage nach der Begründung bei solchen Fragen stellt sich eine humanitäre Hilfsorganisation nicht. Sie haben in der Anmoderation ja gesagt, dass es 13 Organisationen betrifft und nicht nur CARE, das ist richtig. Es gab ja vor eineinhalb Jahren schon einmal eine Situation, die sehr schwierig war für CARE, als der damalige Länderdirektor Paul Barker ausgewiesen wurde. Da haben wir im Grunde auch nicht nach echten Begründungen gesucht, sondern man muss dann in der Situation, in der man sich in einem solchen Land befindet, reagieren und vor allem - und das ist das, womit wir alle heute am meisten beschäftigt sind - uns darüber Gedanken zu machen, wie es mit der humanitären Arbeit weitergehen kann.
Wenn ich das noch anfügen darf: Natürlich gibt es diese zeitliche Nähe der Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofes und der Entscheidung der sudanesischen Regierung. Auf der anderen Seite hat die Arbeit des Gerichtes und die Arbeit der humanitären Organisationen und auch die humanitäre Situation in Darfur miteinander nichts zu tun.
March: CARE hat ja momentan etwa 650 humanitäre Helfer im Sudan, in den Provinzen Darfur, Kordofan und in der Hauptstadt Karthum. Sind sie denn alle gleichermaßen von der Ausweisung betroffen?
Schwarz: Nein, ich sollte ergänzen, wir arbeiten auch im Südsudan. Diese Arbeit geht weiter. Wir können im Nordsudan überhaupt nicht arbeiten mehr seit gestern. Das sind 630, 650 Kolleginnen und Kollegen, wovon die allerallermeisten lokale, also einheimische Helfer und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. Das entspricht einem Prinzip von CARE, dass wir auch, um den Menschen, die dort arbeiten, eine Arbeit zu geben, mit ihnen gemeinsam auch arbeiten zu können, etwa 95 Prozent derjenigen, die für CARE arbeiten, tatsächlich aus dem Land kommen.
Diejenigen, die internationale Mitarbeiter sind - das sind übrigens nicht nur Europäer oder Amerikaner oder Australier, sondern ganz viele afrikanische Kollegen, asiatische Kollegen -, die müssen in der Tat bald das Land verlassen. Wir wissen noch nicht genau, wann.
March: Der Weltsicherheitsrat befasst sich heute mit der Ausweisung. Unter anderem haben die EU-Kommission und UN-Generalsekretär Ban davor gewarnt, dass sich die Situation für die Flüchtlinge in Darfur dramatisch verschlechtern wird, wenn die Hilfsorganisationen nicht bald zurückkehren. Befürchten Sie das auch?
Schwarz: Ja, das kann man nicht anders sagen. Also, sollte es wirklich beim Entzug der Arbeitserlaubnis bleiben, dann wird die Situation sich sicher mindestens mittelfristig extrem verschlechtern. Alleine CARE versorgt in Süd- und West-Darfur 500.000 Menschen mit Nahrung. Andere Organisationen, wie zum Beispiel Oxfam, versorgt 600.000 Menschen mit Wasser.
Wir arbeiten sogar mit den lokalen Wasserbehörden dort zusammen, davon konnte ich mich auch überzeugen. Das ist ein Bürgerkrieg. Und die Menschen, die dort sind, um die sich die Hilfsorganisationen kümmern, sind Opfer dieses Bürgerkrieges. Und der Appell - nicht nur von CARE, sondern von allen anderen - geht wirklich dahin: Lasst uns weiterarbeiten, lasst uns weiter denjenigen helfen, die davon betroffen sind.
March: Welche Auswirkungen erwarten Sie denn für Ihre Projekte im Sudan?
Schwarz: Das ist ganz schwer zu sagen. Wir hoffen einfach und wir hoffen das mit einem nachhaltigen Appell, wie ich es eben auch schon mal versucht habe zu sagen, wir hoffen, dass wir doch noch dort so weiterarbeiten können, wie wir das bisher getan haben. Die Situation in Darfur, speziell die jetzt ins sechste Jahr hineingeht, ist so, dass nach meiner festen Überzeugung ohne die Hilfe und Unterstützung von vielen Hilfsorganisationen die Menschen dort einem katastrophalen Elend ausgesetzt wären.
March: Sie waren ja zum Herbst zum letzten Mal in Darfur. Wie stellt sich die Situation dort dar, können Sie das kurz schildern?
Schwarz: Ja, das sind ja so Eindrücke, die man so hat bei einer solchen Reise, die sich fast nur in Bildern darstellen lassen. Also, wenn Sie von den persönlichen Begegnungen mit den Menschen und den Gesprächen absehen, die ich jetzt hier verständlicherweise nicht wiedergeben möchte. Aber, wenn Sie sich vorstellen, dass Sie in einem Flüchtlingslager stehen, in dem Hunderte oder Tausende, die neu angekommen sind, über Wochen in behelfsmäßig zusammengezimmerten, selbst zusammengezimmerten Hütten oder Zelten wohnen müssen, in einem, sagen wir mal, vergleichsweise kleinen Drei-Mann-Zelt mit einer Familie mit sieben Leuten, und dieses Zelt ist aber nicht so eins, wie wir das von zu Hause kennen, sondern das einfach mit Resten von Stoffen, Hosen, Decken, Jacken zusammengeflickt ist, wenn Sie Hitze haben, ist es extrem heiß, wenn Sie Regen haben, ist die Regenzeit da - das sind humanitäre Bedingungen, die sind extrem schwierig.
Deswegen liegt uns so viel daran, dass wie gesagt - ich wiederhole das immer gerne - nicht nur CARE, sondern auch die anderen Organisationen möglichst bald dort wieder arbeiten können. Und der Appell geht immer wieder raus im Grunde genommen nur an die Humanität und an die Menschlichkeit derer, die das zu entscheiden haben.
March: Thomas Schwarz war das von der Hilfsorganisation CARE. Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Schwarz: Ich danke Ihnen, Frau March.
Zu ihnen gehört auch CARE. Seit 28 Jahren engagiert sich die Hilfsorganisation im Sudan. Thomas Schwarz arbeitet für CARE und war zuletzt im Herbst in Darfur. Guten Morgen, Herr Schwarz.
Thomas Schwarz: Guten Morgen, Frau March.
March: Mit welcher Begründung sind denn die CARE-Mitarbeiter ausgewiesen worden?
Schwarz: Die Frage nach der Begründung bei solchen Fragen stellt sich eine humanitäre Hilfsorganisation nicht. Sie haben in der Anmoderation ja gesagt, dass es 13 Organisationen betrifft und nicht nur CARE, das ist richtig. Es gab ja vor eineinhalb Jahren schon einmal eine Situation, die sehr schwierig war für CARE, als der damalige Länderdirektor Paul Barker ausgewiesen wurde. Da haben wir im Grunde auch nicht nach echten Begründungen gesucht, sondern man muss dann in der Situation, in der man sich in einem solchen Land befindet, reagieren und vor allem - und das ist das, womit wir alle heute am meisten beschäftigt sind - uns darüber Gedanken zu machen, wie es mit der humanitären Arbeit weitergehen kann.
Wenn ich das noch anfügen darf: Natürlich gibt es diese zeitliche Nähe der Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofes und der Entscheidung der sudanesischen Regierung. Auf der anderen Seite hat die Arbeit des Gerichtes und die Arbeit der humanitären Organisationen und auch die humanitäre Situation in Darfur miteinander nichts zu tun.
March: CARE hat ja momentan etwa 650 humanitäre Helfer im Sudan, in den Provinzen Darfur, Kordofan und in der Hauptstadt Karthum. Sind sie denn alle gleichermaßen von der Ausweisung betroffen?
Schwarz: Nein, ich sollte ergänzen, wir arbeiten auch im Südsudan. Diese Arbeit geht weiter. Wir können im Nordsudan überhaupt nicht arbeiten mehr seit gestern. Das sind 630, 650 Kolleginnen und Kollegen, wovon die allerallermeisten lokale, also einheimische Helfer und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. Das entspricht einem Prinzip von CARE, dass wir auch, um den Menschen, die dort arbeiten, eine Arbeit zu geben, mit ihnen gemeinsam auch arbeiten zu können, etwa 95 Prozent derjenigen, die für CARE arbeiten, tatsächlich aus dem Land kommen.
Diejenigen, die internationale Mitarbeiter sind - das sind übrigens nicht nur Europäer oder Amerikaner oder Australier, sondern ganz viele afrikanische Kollegen, asiatische Kollegen -, die müssen in der Tat bald das Land verlassen. Wir wissen noch nicht genau, wann.
March: Der Weltsicherheitsrat befasst sich heute mit der Ausweisung. Unter anderem haben die EU-Kommission und UN-Generalsekretär Ban davor gewarnt, dass sich die Situation für die Flüchtlinge in Darfur dramatisch verschlechtern wird, wenn die Hilfsorganisationen nicht bald zurückkehren. Befürchten Sie das auch?
Schwarz: Ja, das kann man nicht anders sagen. Also, sollte es wirklich beim Entzug der Arbeitserlaubnis bleiben, dann wird die Situation sich sicher mindestens mittelfristig extrem verschlechtern. Alleine CARE versorgt in Süd- und West-Darfur 500.000 Menschen mit Nahrung. Andere Organisationen, wie zum Beispiel Oxfam, versorgt 600.000 Menschen mit Wasser.
Wir arbeiten sogar mit den lokalen Wasserbehörden dort zusammen, davon konnte ich mich auch überzeugen. Das ist ein Bürgerkrieg. Und die Menschen, die dort sind, um die sich die Hilfsorganisationen kümmern, sind Opfer dieses Bürgerkrieges. Und der Appell - nicht nur von CARE, sondern von allen anderen - geht wirklich dahin: Lasst uns weiterarbeiten, lasst uns weiter denjenigen helfen, die davon betroffen sind.
March: Welche Auswirkungen erwarten Sie denn für Ihre Projekte im Sudan?
Schwarz: Das ist ganz schwer zu sagen. Wir hoffen einfach und wir hoffen das mit einem nachhaltigen Appell, wie ich es eben auch schon mal versucht habe zu sagen, wir hoffen, dass wir doch noch dort so weiterarbeiten können, wie wir das bisher getan haben. Die Situation in Darfur, speziell die jetzt ins sechste Jahr hineingeht, ist so, dass nach meiner festen Überzeugung ohne die Hilfe und Unterstützung von vielen Hilfsorganisationen die Menschen dort einem katastrophalen Elend ausgesetzt wären.
March: Sie waren ja zum Herbst zum letzten Mal in Darfur. Wie stellt sich die Situation dort dar, können Sie das kurz schildern?
Schwarz: Ja, das sind ja so Eindrücke, die man so hat bei einer solchen Reise, die sich fast nur in Bildern darstellen lassen. Also, wenn Sie von den persönlichen Begegnungen mit den Menschen und den Gesprächen absehen, die ich jetzt hier verständlicherweise nicht wiedergeben möchte. Aber, wenn Sie sich vorstellen, dass Sie in einem Flüchtlingslager stehen, in dem Hunderte oder Tausende, die neu angekommen sind, über Wochen in behelfsmäßig zusammengezimmerten, selbst zusammengezimmerten Hütten oder Zelten wohnen müssen, in einem, sagen wir mal, vergleichsweise kleinen Drei-Mann-Zelt mit einer Familie mit sieben Leuten, und dieses Zelt ist aber nicht so eins, wie wir das von zu Hause kennen, sondern das einfach mit Resten von Stoffen, Hosen, Decken, Jacken zusammengeflickt ist, wenn Sie Hitze haben, ist es extrem heiß, wenn Sie Regen haben, ist die Regenzeit da - das sind humanitäre Bedingungen, die sind extrem schwierig.
Deswegen liegt uns so viel daran, dass wie gesagt - ich wiederhole das immer gerne - nicht nur CARE, sondern auch die anderen Organisationen möglichst bald dort wieder arbeiten können. Und der Appell geht immer wieder raus im Grunde genommen nur an die Humanität und an die Menschlichkeit derer, die das zu entscheiden haben.
March: Thomas Schwarz war das von der Hilfsorganisation CARE. Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Schwarz: Ich danke Ihnen, Frau March.