"Call Me Kuchu"

Von Patrick Wellinski |
In ihrem Dokumentarfilm beschreiben zwei US-Regisseurinnen die Angst und Wut der verfolgten Homosexuellen in Uganda. Sie decken die Ursprünge des tief verwurzelten Hasses auf und bleiben dabei recht nüchtern und angenehm auf Distanz.
"Manchmal liege ich hier und entspanne. Doch dann gucke ich auf das Fenster und die Angst ist wieder da", sagt der Großvater der ugandischen Homosexuellenbewegung David Kato. Die Angst sollte sich im Januar 2011 bewahrheiten. Denn da wurde David Kato, der erste öffentlich schwul lebende Mann Ugandas, von mindestens einem Fremden in seinem Haus erschlagen.

Der Dokumentarfilm "Call me Kuchu" der amerikanischen Filmemacherinnen Katherine Fairfax Wright und Malika Zouhali-Worrall begann als Projekt, das die Angst und die Wut der Homosexuellen in Uganda porträtieren sollte. Und David Kato war zunächst nur der wichtigste Protagonist dieses Vorhabens, der als bekanntester Aktivist einer großen Gruppe von Menschen ein Gesicht gab. Der aber auch ein "Gay Village" gründete, in dem die Queer-Gemeinde Ugandas ein neues Zuhause fand und der sich gegen ein geplantes "Anti-Homosexuellen-Gesetz" der Regierung stark machte. Doch nach Katos Ermordung wurde der Film auch zum Zeugnis seines tragischen Lebens.

"Call Me Kuchu" ist daher sowohl eine politische Innenansicht des Hasses gegenüber der Lesbian, Gay, Bisexual und Trans-Bewegung (LGBT) in Uganda, als auch ein persönliches Porträt Katos. Die Filmemacherinnen selbst schrecken aber auch nicht vor konfrontativen Situationen zurück. Sie decken die Ursprünge des tief verwurzelten Hasses auf und bleiben dabei recht nüchtern und angenehm auf Distanz. Auch für diese Haltung gab es den Teddy Award für den besten Dokumentarfilm auf der diesjährigen Berlinale.

Ihr Film bricht in gewisser Hinsicht das Schweigen. Mehr kann das Kino manchmal nicht leisten. Doch vielleicht ist es ja ein Anfang. Oder wie es David Kato einmal formuliert hat: "Wenn wir uns weiterhin versteckt halten, dann werden die behaupten, es gäbe uns nicht."

USA / Uganda 2012, Regie: Katherine Fairfax Wright, Malika Zouhali-Worrall; ab 12 Jahren; 90 Minuten

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